Prof. Dr. Franz Pfeiffer, Physiker Röntgen 2.0 - Wie der Wellencharakter von Röntgenlicht die Medizinische Bildgebung verbessern wird
Prof. Dr. Franz Pfeiffer von der TU München zeigt in seinem Vortrag die Grundprinzipien neuer Röntgen-Verfahren auf und fasst exemplarisch die bereits erreichten vorklinischen Forschungsergebnisse zusammen.
Vor mehr als 100 Jahren entdeckte Max von Laue in München, dass Röntgenstrahlung nicht nur als Röntgenquanten im Teilchenbild interpretiert werden können, sondern ebenso einen Wellencharakter aufweisen. Diese Eigenschaft wird heute sehr erfolgreich in der Grundlagenforschung genutzt (zum Beispiel in der Kristallographie zur Strukturbestimmung von Proteinen), konnte aber bis vor Kurzem noch nicht in die medizinische Bildgebung übertragen werden.
Große technologische Fortschritte in der Röntgenforschung während der letzten zehn Jahre haben nun genau dies ermöglicht, und lassen derzeit eine Reihe neuartiger Radiographie-Kontrastmodalitäten entstehen, die typischerweise als Phasenkontrast und/oder Dunkelfeld-Kontrast bezeichnet werden.
Dieser Vortrag zeigt die Grundprinzipien dieser neuen Verfahren auf, fasst exemplarisch die bereits erreichten vorklinischen Forschungsergebnisse zusammen, und präsentiert die weltweit ersten Ergebnisse aus Patientenstudien, die unlängst am TUM Universitätsklinikum Rechts der Isar gestartet werden konnten. Diese lassen vor allem für Lungenkrankheiten eine deutliche Verbesserung der Röntgendiagnostik erwarten.
Vita
Prof. Pfeiffer (*1972) studierte Physik an der LMU in München (1999) und promovierte am Institut Laue-Langevin (Frankreich) und an der Universität Saarbrücken (2003). Nach weiteren Stationen als Postdoc in Urbana-Champaign (USA, 2004) und Wissenschaftler am Paul-Scherrer-Institut (Schweiz, 2008) wurde er als Assistenzprofessor an die ETH Lausanne (2008) berufen. Von dort folgte er 2009 dem Ruf als Lehrstuhlinhaber für Biomedizinische Physik an die TUM. Seit 2016 ist er Direktor der Munich School of BioEngineering.
Prof. Pfeiffer forscht auf dem Gebiet der biomedizinischen Röntgenphysik. Im Fokus stehen neue bildgebende Methoden zur verbesserten Früherkennung und detaillierten Erforschung von Krankheiten, wie Krebs, Lungenerkrankungen und Osteoporose. Sein wissenschaftliches Engagement reicht von grundlagenorientierter Forschung mit hochbrillanten Röntgenstrahlen an internationalen Großforschungsanlagen bis hin zu angewandter Erforschung neuer Konzepte in der Radiologie. Prof. Pfeiffers wichtigster wissenschaftlicher Beitrag ist die Entdeckung einer neuartigen Methode zur Phasenkontrast-Bildgebung mit Röntgenstrahlen und deren Translation hin zu vorklinischen und klinischen Anwendungen, vor allem zur besseren Diagnostik von Lungenkrankheiten.