Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Ein Faible für Geschichte und Akten
Über 18 Kilometer Akten, Urkunden, Nachlässe und andere Archivalien lagern im Magazin des Nürnberger Stadtarchivs. Wären diese Dokumente nicht fein säuberlich geordnet und verzeichnet, würde man hier nichts wiederfinden. Um Ordnung und Struktur geht es auch bei der Ausbildung der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste im Fachbereich Archiv.
Audrey Büttner hat gerade erst mit ihrer Ausbildung begonnen. Dafür ist sie extra vom Bodensee nach Franken gezogen. Sie lernt im Stadtarchiv von Schwabach. Bei Archivar Wolfgang Dippert bekommt sie zunächst die Grundlagen vermittelt. Dazu zählt unter anderem, Handschriften aus dem 19. und 20. Jahrhundert lesen zu können. Das ist wichtig, um sich später im Magazin des Stadtarchivs zurecht zu finden und Kundenanfragen bearbeiten zu können. Außerdem wird das Handschriftenlesen eine Aufgabe in der Abschlussprüfung sein.
"Im Archiv muss man natürlich sehr genau sein, weil wir so viele Dokumente haben und die muss man natürlich wieder finden. Hier bei diesem Buch ist es relativ einfach zu sehen, weil da so eine Lücke entsteht. Und bei den großen Büchern, die liegen, da ist es so, wenn wir ein Buch rausnehmen, dass wir es so seitlich hinlegen. So wissen wir: Aha, da lag das Buch davor. Und das ist eben sehr wichtig, dass wir da präzise sind. Sonst findet man hier nämlich gar nichts mehr."
Audrey Büttner, 1. Ausbildungsjahr
Im Magazin des Stadtarchivs herrscht eine eigene Ordnung. Je nachdem, um welches Dokument es sich handelt, aus welchem Amt es stammt und aus welcher Zeit, wird es verzeichnet und einem festen Platz zugewiesen. Audrey muss sehr genau sein im Umgang mit den Dokumenten, damit sie nichts durcheinander bringt. Stellt sie eine Akten an einen falschen Platz, findet sie unter Umständen niemand mehr. Konzentration und Ordnungssinn sind sehr wichtig für einen angehenden FaMi im Bereich Archiv.
Kommunikation ist wichtig
Azubis in der Fachrichtung Archiv haben einen ruhigen Job und vor allem mit Akten zu tun? Das ist nur zum Teil richtig. Zur Ausbildung gehört auch die Kundenbetreuung. Im Lesesaal des Nürnberger Stadtarchivs ist der Fachangestellte Adrian Imberi für Besucher da und berät sie bei der Benutzung des Archivs. Außerdem hilft er beim Ausfüllen eines Antrags. Die Fachangestellten dürfen keine Scheu haben, mit den Besuchern zu kommunizieren und sie auf die Nutzungsbedingungen hinzuweisen.
Bewertung und Erschließung von Akten
Damit die Stadtarchive nicht aus allen Nähten platzen, muss hin und wieder auch aussortiert und weggeworfen werden. Das dürfen die Azubis noch nicht im Alleingang entscheiden. Aber sie lernen während ihrer Ausbildung schon, auf was es dabei ankommt. Die erfahreneren Mitarbeiter bestimmen, welche Akten wichtig und welche nicht so wichtig sind. Wenn Akten aufgenommen werden, können sich die FaMis an die Erschließungsarbeit machen. Das heißt: Sie verzeichnen den Inhalt der Akten in einem eigenen Datenbanksystem und vergeben anschließend eine Nummer, die es ermöglicht, alles im Magazin wiederzufinden. Außerdem verpacken sie die Akten neu - in säurefreien Kartons - um sie länger haltbar zu machen.
Dokumente des 19. und des 20. Jahrhunderts
Florina Schnorr ist bereits in ihrem 3. Lehrjahr am Stadtarchiv Nürnberg und erschließt derzeit einen Nachlass eines Nürnberger Architekten. Private Nachlässe sind eher eine Besonderheit. Sie werden nur dann aufgenommen, wenn die Personen für die Stadtgeschichte von Bedeutung waren oder für die Stadtgeschichte wertvolle Inhalte enthalten. Florina trägt alles in die Datenbank ein: einen Geldbeutel, eine Aktentasche, Briefe und ein Foto einer Nürnberger Straße. Normalerweise haben es die Azubis mit Akten aus Bauämtern, Standesamtsbüchern und ähnlichem zu tun. Auskennen müssen sie sich jedoch mit allen Dokumenten des 19. und des 20. Jahrhunderts.
"Wir hatten schon Bewerber, die dann auch relativ klar zu verstehen gegeben haben, sie suchen einen ruhigen Job. Das ist natürlich, auch wenn es manchmal anders erscheinen mag, vollkommen falsch. Wir brauchen schon jemanden, der sich engagiert. Und dann muss ich sagen: Wenn das gegeben ist, macht der Umgang mit jungen Leuten, die ja dann auch was Frisches reinbringen in einen Laden, den ich jetzt über 30 Jahre mache, durchaus Spaß."
Wolfgang Dippert, Ausbildungsleiter, Archivar
Vielseitige Ausbildung
Fachangestellte der Fachrichtung Archiv können sich auf eine vielseitige Ausbildung freuen. Wer geschichtlich interessiert ist und einen ausgeprägten Ordnungssinn hat, der ist hier richtig. Fachangestellte haben nach der Ausbildung die Möglichkeit, das berufsbegleitende Studium "Archiv" zu absolvieren, wenn der Ausbildungsbetrieb sie für geeignet hält. FaMIs finden außerdem Beschäftigung in der öffentlichen Verwaltung, in Museen, an Hochschulen sowie bei Firmen der Medien- und Informationsbranche.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fachangestellte/-r für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv
- Ausbildungsdauer: drei Jahre
- Ausbildungsform: dual
- Prüfung: Die Auszubildenden legen eine Zwischenprüfung sowie am Ende eine Abschlussprüfung ab. Diese besteht aus einem praktischen und einem schriftlichen Teil.
- Ausbildungsorte: Ausbildungsbetrieb, z.B. Stadtarchive, Bundesarchiv, Staatsarchive (außer in Bayern), öffentliche Verwaltungen, Museen und Berufsschule
- Zugang: Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Allerdings stellen die Betriebe in der Regel Azubis mit Hochschulreife oder mittlerer Reife ein.
- Eignung: sorgfältige Arbeitsweise, Interesse an Medien und Geschichte, Kontaktfreude, Ordnungssinn
- Perspektiven: Aussichtsreiche Jobperspektiven, Flexibilität erforderlich
- Alternativen: Fachangestellte/-r für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtungen Bibliothek, Bildagentur, Information und Dokumentation oder Medizinische Dokumentation); Archivar/-in (FH-Studium); mittlerer Archivdienst (in Bayern, Beamtenlaufbahn)
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Fachangestellte im Bereich Archiv müssen sehr konzentriert sein im Umgang mit Dokumenten. Stellen sie eine Akte an den falschen Platz, ist es nahezu unmöglich, diese wiederzufinden. Das Gleiche gilt für die Erschließung von Dokumenten. Auch hier müssen die sogenannten FaMis sehr präzise arbeiten bei der Verschlagwortung und Verzeichnung von Daten.
Kommunikation
Die Fachangestellten arbeiten nicht nur in ihrem Büro oder im Magazin. Sie betreuen auch Kunden, die in den Archiven recherchieren möchten. Dafür müssen sie sie beraten und beim Finden der gesuchten Informationen unterstützen. Außerdem weisen sie die Archivbenutzer auf den korrekten Umgang mit den Archivalien hin.