Religion & Orientierung - STATIONEN


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Angst vor dem Fremden Wie multikulti sind wir?

Viele Menschen machen sich Sorgen darüber, dass zu viele Migranten ins Land kommen. Immer noch gibt es Ausgrenzung und Hass denen gegenüber, die vermeintlich anders sind. Aber woher kommt unsere Angst vor dem Fremden?

Von: Elisabeth Möst und Hannah Krewer

Stand: 23.10.2023

Stationen-Moderator Benedikt Schregle ist zu Gast beim MultiKulti-Integrationsverein Roding e.V. | Bild: Thomas Hauswald/BR

Menschen aus mehr als 80 Nationen leben in Roding  in der Oberpfalz. Der MultiKulti Integrationsverein Roding e.V. hat sich auf die Fahnen geschrieben, das gemeinsame Zusammenleben zu fördern und die Vorteile hervorzuheben, die das Verständnis für andere Kulturen auch  bringen kann. Vor allem sollen Vorurteile und Fremdenhass abgebaut werden.

Der Verein feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen und wurde 2018 sogar mit dem Integrationspreis der Regierung von Oberpfalz ausgezeichnet. Gleichzeitig gibt es im Ort aber auch Diskriminierung und Ablehnung. Und bei der Landtagswahl im Oktober bekam die AfD über 22 Prozent der Zweitstimmen.

Rassismus in der Kirche: "Gott ist queer"

Ablehnung erfuhr auch der evangelische Pastor Quinton Ceasar nach dem deutschen Evangelischen Kirchentag im Juni 2023. Er predigte gegen Rassismus – auch innerhalb der Kirche – und schließlich fiel der Satz: "Gott ist queer!" Daraufhin bekam er Hassbotschaften und sogar Todesdrohungen zugesendet – ein regelrechter Shitstorm brach los.

"Gott steht immer auf der Seite derer, die am Rand stehen, die nicht gesehen werden, die nicht benannt werden."

Quinton Ceasar

Aber auch heute steht er noch zu diesem Satz. Für ihn ist er ein Ausdruck der Solidarität, vor allem mit den Gruppen, die gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Und er wünscht sich, dass die Gesellschaft und die Kirchen diese Haltung ebenfalls einnehmen.

Keine Ausgrenzung unter dem Deckmantel der Religion

Hass im Namen Gottes? Für den „Runden Tisch der Religionen“ in Augsburg ein NoGo. Für sie steht klar, dass Religion niemals für Fremdenhass und Ausgrenzung instrumentalisiert werden darf. Die Realität sieht leider anders aus, was nicht zuletzt ein Blick auf Kriege und Krisenherde weltweit zeigt.

Runder Tisch der Religionen

  • Besteht aus verschiedenen Konfessionen und Strömungen von Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Ezidentum
  • Gründung durch die Stadt Augsburg als Reaktion auf die islamistischen Anschläge vom 11. September 2001
  • Ziele: u.a. Kennenlernen der Glaubensrichtungen, Austausch mit der Stadt Augsburg, theologische Aufarbeitung von aktuellen Fragen, Förderung interreligiöser Aktionen

Auch queere Menschen fühlen sich oft ausgegrenzt. Die Schwestern der perpetuellen Indulgenz sind eine Gruppe homosexueller und queerer Menschen, die sich für die Gleichstellung diverser Lebensmodelle und der LGBTIQ-Community einsetzen. Sie fallen schon durch ihr ungewöhnliches Äußeres auf – bunt geschminkte Gesichter und Gewänder, die an den Habit von Ordensfrauen angelehnt sind. Sie predigen Toleranz und Lebensfreude und sammeln Spenden für HIV-Infizierte und sozial schwache Menschen der queeren Community.

Woher kommt die Angst vor dem anderen?

Und schließlich geht STATIONEN der Frage nach: Woher kommt unsere Angst vor dem Fremden überhaupt? Die Philosophieprofessorin Barbara Schellhammer aus München meint: Um Fremdenhass zu bekämpfen, braucht es auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Angst vor dem Fremden. Das passiere aber leider viel zu selten.

Beiträge der Sendung:

  • Pastor Quinton Ceasar - gegen Rassismus in der Kirche. Von Astrid Uhr
  • Schwestern der Perpetuellen Indulgenz - gegen Diskriminierung. Von Elisabeth Möst
  • Runder Tisch der Religionen in Augsburg - für Frieden und Respekt. Von Astrid Uhr
  • Auseinandersetzung mit sich selbst – gegen die Angst. Von Andreas Unger

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