Religion & Orientierung - STATIONEN


8

Kirchen und Immobilien Zwischen Protzbauten und überflüssigen Gebäuden

Schlagzeilen zum Prunkbau im Bistum Limburg, Geschäfte in 1A-Lagen vieler Innenstädte und gleichzeitig Kirchen und Pfarrheime, die teuer saniert werden müssten: Ihre Immobilien sind für die großen Kirchen Fluch und Segen zugleich.

Von: Wölfel, Christian / Krewer, Hannah

Stand: 14.11.2023

STATIONEN-Moderatorin Irene Esmann vor der Bischofsresidenz in Limburg | Bild: BR / Christian Wölfel

Ein 31 Millionen teurer Luxusbau hat das Bistum Limburg vor genau10 Jahren in die Schlagzeilen gebracht. Der Bau der prunkvollen Bischofsresidenz und keine Transparenz bei den Kosten führten letztendlich sogar zum Rücktritt des damaligen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van-Elst. Die Öffentlichkeit schaut genau hin. Auch wenn es darum geht, wie die Kirche etwa mit ihren Mietern umgeht. Der Besitz der Kirchen in den Innenstädten aber auch auf dem Land ist Stoff für Erzählungen von großem Reichtum. Und die drängende Frage, welche Kirchen und Pfarrheime angesichts knapper werdender Kassen noch erhalten werden können, sorgt in Gemeinden zunehmend für Missmut und Streit. STATIONEN begibt sich auf eine Spurensuche.

Kirchengebäude bekommen neue Funktionen

Pfarreien werden zusammengelegt, es gibt weniger Priester und weniger Gläubige. Aber was tun mit den vielen Kirchen, die übrig bleiben? In Maastricht oder Mönchengladbach wurden umgenutzte Kirchen bereits zu einer Buchhandlung und zu einer Kletterhalle. In Regensburg beherbergt ein Kirchenbau heute einen Club. Doch erstaunlicherweise ist das Phänomen der Kirchenumnutzung in Regensburg schon jahrhundertealt: Schon früher wurden katholische Privatkapellen hier zu anderen Zwecken umgewandelt.

Die katholische Kirche und die zentralen Innenstadtlagen

Der Mitgliedermangel wird sich in den nächsten Jahrzehnten für die Kirchen auch finanziell bemerkbar machen. In Zeiten, in denen klar ist, dass die Einnahmen aus der Kirchensteuer sinken werden, müssen kirchliche Immobilien sich finanziell lohnen. Viele von ihnen gehören der katholischen Kirche, sie liegen in 1A-Innenstadtlagen. Auch in Bayern, etwa in München, Nürnberg oder Würzburg. Dazu kommt noch ein eigener Immobilienfonds, der bundesweit investiert und mittlerweile 1,7 Milliarden Euro schwer ist

"Die Kirchensteuer wird sich halbieren. Aber die Aufgaben bleiben natürlich."

Ernst Dohlus, Volkswirt und Journalist

Eine Ausnahme sind die Kirchengebäude selbst, denn die kosten zwar Geld, bringen aber nichts ein.

Neubau oder Erbe: Beides kann teuer werden

Auch die evangelische Kirche versucht, mit Immobilien Rendite zu erzielen. So hat die Evangelische Landeskirche Bayern 2017 die frühere Postdirektion in Nürnberg gekauft. Heute entsteht dort der Evangelische Campus Nürnberg, der vermietet wird. Aber es gibt Kritik an dem Projekt: Manch einer findet es problematisch, dass hier an die 200 Millionen Euro für eine Immobilieausgegeben werden, während anderswo Pfarrstellen nicht mehr besetzt werden können und Gemeinden zusammengelegt werden.

Und bisweilen kommt es vor, dass kirchliche Einrichtungen Immobilien erben. Das kann recht unspektakulär sein – oder auch ärgerlich, wenn Mängel und Schäden zum Vorschein kommen. Denn dann kann es teuer werden.

Die Beiträge der Sendung

  • Erbe – Last oder Lust. Von Christina Fuchs
  • Die Kirche und die 1A-Lagen. Von Elisabeth Tyroller
  • Von der Kirche zur Disco. Von Johannes Winkler
  • Der Evangelische Campus Nürnberg. Von Axel Mölkner-Kappl

8