Kindersoldaten Aus dem Krieg in ein normales Leben
Die Erinnerungen sind unauslöschlich, die Seele für immer verletzt: Für ehemalige Kindersoldaten ist der Weg zurück in ein normales Leben extrem schwer. Eine Einrichtung der Salesianer in Kolumbien versucht, ihnen zu helfen.
Mit 14 Jahren, sagt Elkin, habe ihn die Guerrillagruppe FARC rekrutiert. Um ihn an die Gruppe zu binden, habe er den Befehl bekommen, einen Zivilisten zu töten. Es war ein Bauer. Er werde nie vergessen, dass er es war, der die Familie des Bauern zerstört hat.
Solche Schuldgefühle plagen viele ehemalige Kindersoldaten. Bis zu 30 von ihnen, Mädchen und Jungen, finden im Don Bosco Zentrum in der kolumbianischen Stadt Cali ein stabiles Zuhause. Elkin ist einer von ihnen. Sie werden psychologisch, pädagogisch und medizinisch betreut, können ihre Schulbildung nachholen und eine Ausbildung machen.
In der Vergangenheit haben sie oft Schlimmes erlebt. Denn auch nach 50 Jahren Bürgerkrieg zwangsrekrutieren verschiedene paramilitärische Organisationen wie FARC oder ELN weiterhin Kinder als Soldaten.
Kinder und ihre Familien sind in Gefahr
Das Leben der Jugendlichen ist auch im Schutzhaus weiterhin in Gefahr, erklärt Padre Adolfo Enrique, der Leiter des Don Bosco Zentrums in Cali: Viele von ihnen verfügen über vertrauliche Informationen der Guerillagruppen, kennen die Namen der Anführer, Taktiken, geplante Operationen und den Verlauf von Drogenrouten. Deswegen dürfen von ihnen keine Filmaufnahmen oder Fotos gemacht werden.
Aber nicht nur die Jugendlichen selbst sind bedroht. Auch ihre Familien sind in Gefahr. Denn die Gruppierungen wissen viel über das Umfeld der Kindersoldaten – für die eine zusätzliche schwere psychische Belastung. Denn damit sind sie nicht nur für ihr eigenes Schicksal verantwortlich.
"Ziel der Guerillagruppen ist es, die Kinder wieder einzufangen", erklärt Padre Adolfo. "Oft wird ihnen dann intern der Prozess gemacht." Viele Kinder hätten dadurch bereits ihr Leben verloren.
Die Kinder wachsen in einer gewaltvollen Welt auf
Bei der Zwangsrekrutierung werden keine Unterschiede gemacht. Jungen und Mädchen sind gleichermaßen betroffen. Zu den Belastungen des militärischen Alltags kommen bei Mädchen aber noch sexuelle Übergriffe hinzu. Im Don Bosco Zentrum in Cali sollen die Kinder die Möglichkeit bekommen, ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten.
Wie in einer großen Familie leben sie zusammen; ein mühsamer Weg ist es dennoch. Manche von ihnen können nicht einmal lesen und schreiben, sondern müssen das erst lernen. Denn sie kommen aus einer ganz anderen Welt – einer Welt voller Gewalt, Disziplin, Gehorsam und Waffen.
Auch Panila lebt im Don Bosco Zentrum in Cali. Für sie ist es ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt. Sie möchte später einmal Industrie-Mechanikerin werden, um ihrer Mutter zu helfen und möglichst schnell das Land verlassen zu können. Träume wie diesen möchte das Don Bosco Zentrum in Cali den ehemaligen Kindersoldaten ermöglichen. Zuerst aber müssen sie den Kampf zurück in ein normales Leben gewinnen.
Das Don Bosco Zentrum in Cali ist eines von vielen Projekten, das der BR mit der Aktion "Sternstunden" unterstützt. Darum geht es auch in der Sendung "STATIONEN" am 13. Dezember 2023 um 19:00 Uhr und in der ARD-Mediathek.