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Augsburger Friedensfest Krieg, Frieden, Religionsfreiheit

Die Augsburger feiern am 8. August das Friedensfest, einen bundes- und sogar europaweit einzigartigen Feiertag. Der Tag wird im Gedenken an das Ende der Unterdrückung der Protestanten begangen.

Stand: 07.08.2014 | Archiv

Luftballons mit dem Symbol der Friedenstaube steigen in den Himmel | Bild: picture-alliance/dpa, Montage: BR

08 August

Samstag, 08. August 2015

Lachende Kinder hinter selbstbemalten Wimpeln beim Augsburger Kinderfest im Botanischen Garten.

Während im restlichen Bayern gearbeitet wird, herrscht in Augsburg Sonntagsruhe: In der Fuggerstadt bleiben Läden und Ämter geschlossen. Die Augsburger sind weltweit die einzigen, die dem Frieden einen eigenen gesetzlichen Feiertag widmen. Das führt auch zu Kuriosem: Die Meringer Straße zum Beispiel bildet die Grenze zwischen Augsburg und Friedberg. Während die Bewohner der einen Straßenseite frei haben, müssen die der anderen in die Arbeit.

Erinnerung an den Religionsfrieden

Gesiegelte Urkunde, die den Augsburger Religionsfrieden bezeugt: "Pax Augustana"

Das Hohe Friedensfest wurde erstmals am 8. August 1650 feierlich begangen. Mit Dank- und Friedensgebeten feierten die Protestanten die Wiedererlangung ihrer religiösen und politischen Gleichberechtigung zwei Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs. Das Besondere daran war, dass sie dies zusammen mit ihren katholischen Mitbürgern taten.

Ein solch harmonisches Miteinander in Religionsfragen war für die frühe Neuzeit alles andere als selbstverständlich. Grundlage für das Fest war der Augsburger Religionsfrieden von 1555.

Rahmenprogramm 2014 zum Hohen Friedensfest

Das Fest steht in diesem Jahr unter dem Motto "Heimat? Da war ich noch nie!". Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Weltanschauungen und Abstammungen gemeinsam den Begriff "Heimat" neu prägen. Rund 60 Konzerte, Theateraufführungen und Diskussionen finden als Rahmenprogramm am Freitag ab 18 Uhr und Samstag ab 15 Uhr unter dem Titel "Festival der Kulturen" in der Augsburger Innenstadt statt. Festivalzentrale ist der Annahof mit zahlreichen Open-Air-Konzerten. Die Musiker stammen aus der ganzen Welt, zum Beispiel aus Portugal, Nigeria und der Türkei. Verschiedene Vereine und Organisationen steuern informative, künstlerische und kulinarische Angebote bei. Der Eintritt ist frei. Zum Abschluss des Festivals gibt es am Samstagabend eine Aftershowparty im Augsburger City Club.

Gemeinsam speisen für den Frieden

Augsburger Friedenstafel 2007

Die Augsburger Friedenstafel spielt am 8. August immer eine zentrale Rolle: An ihr nehmen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung Platz. Um das Friedensmahl gemeinsam zu feiern, werden alle Teilnehmer dazu aufgerufen, für sich und die Tischnachbarn Speisen und Getränke mitzubringen, miteinander zu teilen, ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen. Traditionell eröffnet der Oberbürgermeister der Stadt Augsburg die Friedenstafel – dann übermitteln Vertreter der buddhistischen, jüdischen, christlichen und islamischen Religionsgemeinschaften ihre Friedensgrüße.

Live-Übertragung in Bayern 2 plus (zu empfangen via DAB +)

Ökumenischer Gottesdienst zum Friedensfest

Der Ökumenische Festgottesdienst wird seit 1650 zelebriert. Er findet am 8. August 2014 um 10.00 Uhr in der Basilika St. Ulrich statt. Bayern 2 plus überträgt live aus Augsburg. Sie können den Gottesdienst aber auch per Live-Stream verfolgen.

Weitere Informationen zum Gottesdienst finden Sie hier:

Augsburger Friedenspreisträger: Michail Gorbatschow und andere

Shenouda III. ehemaliges Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche

Alle drei Jahre wird der "Augsburger Friedenspreis" an Persönlichkeiten verliehen, die sich für ein harmonisches Miteinander der Religionen und Kulturen einsetzen. Verliehen wird die Skulptur "Paxibile – Frieden ist möglich". Der Preisträger wird am Tag des Friedensfestes verkündet. 2011 erhielt das damalige Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche Shenouda III. den Preis. Von 1971 bis zu seinem Tod im März 2012 war er das Oberhaupt der weltweit rund zehn Millionen koptisch-orthodoxen Christen. Zur Begründung hieß es, dass er sich intensiv um ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen in Ägypten bemühe und ein unermüdlicher Friedensstifter sei.

Zu den bisherigen Preisträgern gehörten der jordanische Prinz El Hassan Bin Talal, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die Palästinenserin Sumayha Farhat-Naser und der polnische Bischof Alfons Nossol. 2005 wurden der evangelische Leipziger Nikolai-Pfarrer Christan Führer und der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ausgezeichnet.

Veranstaltungshinweis:

Das offizielle Festprogramm der Stadt Augsburg sowie einen historischen Abriss zum Thema Friedensfest finden Sie hier:


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