Totensonntag Ewigkeitssonntag
"Der Winter sitzt schon auf den kahlen Zweigen. Es regnet, Freunde, und der Rest ist Schweigen. Wer noch nicht starb, dem steht es noch bevor. Und der November trägt den Trauerflor." Erich Kästner hat die Novemberstimmung treffend zusammengefasst: In diesem Herbstmonat wird viel getrauert und der Toten gedacht.
22. November
Sonntag, 22. November 2015
Hat die katholische Kirche bereits an Allerseelen, dem 2. November, ihrer Toten gedacht, ist der Totensonntag das evangelische Pendant. Am Totensonntag, vielerorts auch Ewigkeitssonntag genannt, werden die Namen der Toten im Gottesdienst verlesen und Angehörige gedenken auf den Friedhöfen mit Gesängen und Gebeten der Verstorbenen.
Der Tod ist nicht das Ende von allem
Es ist dabei kein Zufall, dass der Totensonntag auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres fällt. Er bezeichnet das Ende, das Unwiederbringliche, bevor eine Woche später das Licht der ersten Adventskerze wieder leuchtet und Licht spendet für den Neuanfang, für den die Adventszeit steht.
Auch in der sprachlichen Begrifflichkeit hat die evangelische Kirche versucht, mit dem Gedenktag Trost zu spenden. So soll der noch heute übliche Begriff "Ewigkeitssonntag" Trost geben, wenn die Angst vor dem Sterben über uns kommt. Dasselbe gilt für "Gedenktag der Entschlafenen", eine Formulierung, die vor allem innerkirchlich verwendet wird. An die Macht und Herrlichkeit Jesu Christi erinnert der Name "Christkönigsfest". Nur "Sonntag vom jüngsten Gericht" ermahnt an das letzte Wort Gottes, dass er über unser Tun und Lassen sprechen wird.
Unerwünschter Gräber- und Totenkult
Seinen Ursprung hat der Totensonntag im 15. Jahrhundert. Die Reformatoren lehnten eine Übernahme des Allerseelentages in den protestantischen Festtagskalender ab, um sich gegen "unerwünschten Gräber- und Totenkult" abzugrenzen. Sie verwiesen dabei auf einen Vers des Apostel Matthäus: "Folge mir und lass die Toten ihre Toten begraben."
Preußischer König rief den Totensonntag aus
So kam es, dass in vielen evangelischen Gemeinden Totengedenktage bis Anfang des 19. Jahrhundert ein Tabu waren. Erst als der preußische König Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1816 den letzen Sonntag im Kirchenjahr zum Gedenktag an die Gefallenen der Befreiungskriege gegen Napoleon ausrief, war der Feiertag institutionalisiert. Anstelle der regionalen Feiertage in Preußen entstand damit nun erstmals ein einheitlicher Gedenktag. Die anderen Landeskirchen übernahmen schließlich diese Regelung und führten festliche Gottesdienste ein.
Manch einer mag im Kirchenbesuch dennoch keinen Trost für den Verlust eines Lieben finden. Ihm sei der Besuch des Theaterstückes "Brandner Kasper" zu raten: Nachdem der Brandner Kasper einen Blick ins Paradies geworfen hatte, kam er zu dem Ergebnis: "Mei, is des schön. Da bleibe ich."