Joseph Pschorr Der Vater des Münchner Hell
Ohne ihn wäre das Münchner Bier nicht so hell und süffig. Und er ist der einzige Brauer mit Büste in der Münchner Ruhmeshalle: Joseph Pschorr war leidenschaftlicher Bierbrauer, erfolgreicher Unternehmer und Gründer der Familiendynastie Pschorr. Sein wohl berühmtester Abkömmling verdiente seinen Lebensunterhalt allerdings nicht mit Bier: Richard Strauss hatte Musik im Blut.
Fasziniert schaut der kleine Bauernbub seinem Opa zu, wie dieser das starke, braune Bier mit geraspelter Muskatnuss würzt. Er ist besessen von der Idee, selbst einmal Brauer zu werden. Dass Joseph Pschorr später einmal der größte in München, ja vielleicht in ganz Bayern werden würde, hat er damals noch nicht geahnt.
Jahrhunderterfindung aus Sparsamkeit
Joseph Pschorr (1770 – 1841) lernte in München das Brauhandwerk bei Simon Hacker. Mit 23 Jahren heiratete er Maria Theresia, die Tochter seines Ausbilders und übernahm das Hackerbräu. Pschorr war fleißig, sehr geschäftstüchtig, aber auch geizig. Um Holz zu sparen, durften seine Angestellten das Grünmalz nur halbgedarrt und nicht wie sonst dunkelgeröstet in den Läuterbottich geben. War das Bier zuvor braun und rauchig, bekam es durch das neue Brauverfahren eine goldene Farbe und verlor den Rauchgeschmack. Das Münchner Hell war geboren, die Münchner waren begeistert.
Kühles Bier im schattigen Biergarten
Das süffige Bier schmeckte und verkaufte sich gut. Um es auch in den warmen Sommermonaten kühl zu halten, hatte Pschorr eine revolutionäre Idee: Er baute am westlichen Isarhochufer einen gewaltigen Lagerkeller, die sogenannte Bierfestung. In einem zwölf Meter tiefen Keller lagerten die Fässer, über ihnen befanden sich mit Eis gefüllte Kammern, darüber weitere Lagerräume. Den noch freistehenden Platz ließ Pschorr mit Kastanien bepflanzen. Sie hielten die Keller unter der Erde kühl und die Münchner hatten ihren Biergarten.
Erbe ausgewürfelt
Joseph Pschorr war viermal verheiratet und hatte 20 Kinder. Seinen Nachlass ließ er allerdings nur unter seinen Söhnen Georg und Mathias auswürfeln. Mit ihnen zerfiel die Hacker-Pschorr-Brauerei in die Brauerei zum Pschorr und die Hacker-Brauerei. Erst 1972 wurden beide wieder vereint.
Joseph Pschorr und seine männlichen Erben
Teilung
Georg erhielt die Brauerei "Zum Pschorr" und den Ostteil der Bierfestung. Mathias erhielt die Brauerei "Zum Hacker" und den Westteil der Bierfestung.
Hackerbräu wird AG
Georg Pschorr Junior brachte zusammen mit dem Bruder seiner Frau Johanna die Pschorrwerke zu internationalem Ansehen. Mathias führte das Hackerbräu weiter. 1881 wandelte er seine Brauerei in eine AG um und zog sich zurück. Er starb 1900 kinderlos.
Pschorrwerke werden AG
August, Georg Theodor und Joseph, die Söhne Georg Pschorrs Junior, übernehmen die Pschorrwerke. Der vierte Sohn Robert wird Chemiker. 1922 wandeln die drei Brüder die Pschorrwerke in eine AG um.
Wie die Musik zum Bier kam
Die Familie Pschorr gehörte zu den reichsten Münchner Familien und war fester Bestandteil der Münchner Gesellschaft. Besonders Josephs Enkel pflegten ein reges Kunstmäzenatentum. Die Villa Georgs auf der Theresienhöhe galt als das gesellschaftliche Parkett der Stadt. Hier trafen sich Unternehmer, Politiker, Künstler und Musiker. Zu diesem Kreis gehörte auch Franz Strauss, ein junger, ambitionierter Hofhornist an der Münchner Oper. Strauss verliebte sich in Georgs Schwester Josepha und heiratete sie 1863. Ein Jahr später kam der wohl berühmteste Sprößling der Bierbrauerdynastie Pschorr zur Welt: Richard Strauss, der später ein berühmter Musiker und Komponist werden sollte.