Chronik Von der Prinzenhochzeit zur Landwirtschaft
Zuerst war die Hochzeit, dann das Pferderennen und auf einmal gab es ein Volksfest, aus dem sich das Oktoberfest und das Zentral-Landwirtschaftsfest entwickelt hat.
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Oktober 1810
Pferderennen auf der Theresienwiese zur Feier der Hochzeit von Kronprinz Ludwig von Bayern
Oktober 1810
Hochzeit
Fünf Tage feiert der bayerische Kronprinz Ludwig mit 6.000 geladenen Gästen seine Hochzeit mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Der krönende Höhepunkt ist ein Pferderennen der Nationalgarde auf der Theresienwiese, die nach seiner Braut benannt wird. Dasjenige Pferd, welches zuerst über das im Ziel liegende Stoh preschte, ist der Sieger. Dieses Volksvergnügen kommt ganz unerwartet so gut an, dass das Königshaus schon kurz nach dem Rennen verkünden ließ: das Fest wird jährlich gefeiert.
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Oktober 1811
Während einer Preisverleihung bei der Tierschau
Oktober 1811
Viehausstellung
Als großes "Nationalfest" wird das Pferderennen 1811 unter der Leitung des ein Jahr zuvor gegründeten "Landwirtschaftlichen Vereins" wiederholt. Der Verein erweitert das Fest um einen Viehmarkt samt Viehprämierung. Es treten gegeinander an: 23 Hengste, 29 Zuchtstuten, 22 Stiere, 31 Kühe, 27 Schafböcke und drei Schweine. König Maximilian I. überreicht persönlich die Prämien für die Preisträger. Die Viehausstellung ist zur damaligen Zeit etwas komplett Neues, nicht einmal in der Antike gab es Vergleichbares. Nicht Menschen sondern Tiere werden im Vergleich bewertet.
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Oktober 1812
Kupferstich von Peter Heß: Das Pferderennen auf der Theresienwiese
Oktober 1812
Namensgebung
In den Jahren 1811 und 1812 werden das Pferderennen und das Landwirtschaftsfest nur vom Landwirtschaftlichen Verein organisiert. Im zweiten Jahr kommt die Idee auf, das Landwirtschaftsfest München zu einem "Centrallandwirtschaftsfest" zu vergrößern. Überall in den Landkreisen Bayerns entstehen weitere Landwirtschaftsfeste. Bei diesen werden zum Teil die Prämien vom Münchner Centrallandwirtschaftsfest überreicht, da dies mangels Infrastruktur praktikabler ist.
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Oktober 1816
Oktoberfest mit den geschmückten Wagen und berittenen Landleuten aus dem Isarkreise
Oktober 1816
Innovationsschub in der Landwirtschaft
Schon bald handelt es sich nicht mehr nur um eine reine Viehprämierung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt sich eine immer größer werdende Ausstellung von landwirtschaftlichen Geräten, Maschinen, neusten Forschungsergebnissen und Produkten. Mit den modernen Maschinen einher gehen neue Areale der Geräteausstellung im Bezug auf Größe, Überdachung und technische Überwachung. Somit wächst das Landwirtschaftsfest beträchtlich und die verschieden Bereich spezialisieren sich immer mehr.
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Oktober 1818
Tierisches Treiben auf der Landwirtschaftsausstellung
Oktober 1818
Es dreht sich
Die Schausteller halten Einzug auf der Theresienwiese. Neben zwei Schaukeln dreht sich in diesem Jahr auch das erste Karussell um die eigene Achse. Erste Berichte über Karussells stammen aus dem Byzantinischen Reich. Im Mai 1620 drehte sich im damals türkischen Philippopolis – dem heutigen Plowdiw in Bulgarien – das erste Karussell. Es war ein achtsitziges Fahrgeschäft, das von Menschenhand angetrieben wurde. Das erste maschinell betriebene Karussell wurde am 1. Januar 1862 in England in Betrieb genommen, es wurde mit einer Dampfmaschine bewegt.
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Oktober 1819
Pferderennen auf der Münchner Theresienwiese
Oktober 1819
Trennung
Erstmals werden in diesem Jahr das Oktoberfest und das Zentral-Landwirtschaftsfest sowohl finanziell wie organisatorisch voneinander getrennt. Die Stadt München übernimmt die Leitung des Pferderennens, die Betreuung des Festschießens und die Wirtsaktivitäten. Für die Organisation der landwirtschaftlichen Festbereiche ist der Landwirtschaftliche Verein zuständig. Diese Trennung birgt viel Konfliktpotential, da zum einen der Verein mehr Einflussmöglichkeiten auf das Innenministerium besitzt als die Stadt und zum anderen meist unterschiedliche Interessenslagen Entscheidungen steueren.
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Oktober 1925
Ausstellungsplakat des Zentral-Landwirtschaftsfest von 1925
Oktober 1925
Kritische Ernährungslage
Aufgrund der schlechten Ernährungslage nach dem Ersten Weltkrieg kann das Landwirtschaftsfest erst sieben Jahre nach Kriegsende wieder parallel zum Oktoberfest gefeiert werden, organisiert von den Bauernkammern. Obwohl es in den Hungerjahren der 20er-Jahre immer wieder Vorstöße zur Festdurchführung gibt, kann das Fest bis zum Zweiten Weltkrieg nur noch zweimal gefeiert werden – 1927 und 1933. Lediglich 1931 veranstaltet die Landesbauernkammer eine Art Werbeschau zum Oktoberfest, doch mehr lässt die Not der Jahre nicht zu.
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Oktober 1934
Adolf Hitler besichtigt das ZLF mit Reichsernährungsminister Walther Darre (rechts)
Oktober 1934
Einverleibung
Zur Zeit der Weimarer Republik existieren drei Säulen der landwirtschaftlichen Interessenvertretung: zum einen landwirtschaftliche Verbände, die an Einfluss und Mitgliederzahlen verlieren, zum anderen die Landwirtschaftskammer, und auf regionaler Ebene die landwirtschaftlichen Genossenschaften. Die Säulen werden nach 1933 im Reichsnährstand eingegliedert zu einer Gesamtvereinigung. Der Reichsnährstand war eine Organisation der nationalsozialistischen Agrarpolitik. Die Arbeit konzentrierte sich auf die Produktion, die Preise und den Vertrieb der landwirtschaftlichen Erzeugnisse.
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Oktober 1949
Nach dem Krieg wurden besonders die Bäuerinnen in den Blickpunkt genommen, auch auf dem ZLF
Oktober 1949
Nachkriegs ZLF
Das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Neugründung der Bundesrepublik Deutschland findet das Zentrale Landwirtschaftsfest wieder auf der Theresienwiese statt, mit dem Leitspruch "Stadt und Land – Hand in Hand". Es verbindet sich alle zwei oder drei Jahre mit dem Oktoberfest. Als Nachfolger des Landwirtschaftlichen Vereins bei der Organisation tritt der Bayerische Bauernverband an. Die Gründer des Verbandes kommen aus den politischen Verbänden von 1933, bringen ihre Erfahrungen aus den verbandsübergreifenden Konflikten in diese Phase ein und gründen ihn schließlich im September.
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Oktober 1996
Landwirtschaftsfest – nicht nur auf dem Oktoberfest gibt es Bierbänke zum Verweilen
Oktober 1996
Vierjahres-Rhythmus
Seitdem findet das Zentral-Landwirtschaftsfest in einem vierjährigen Turnus parallel zum Oktoberfest statt. In einem Interview von 1975 wird dieser Turnus vom Präsidenten des Bauernverbands Baron von Feury abgelehnt:"Ich möchte dazu ganz klar sagen: Wir sind dazu nicht bereit und werden so etwas nicht mitmachen." Mitte der 90er Jahre sieht die Lage dann doch anders aus. In den Jahren mit dem ZLF wird das Oktoberfest nur ein Kleines sein und muss mit 26 Hektar auf acht weitere verzichten, auf denen im darauf folgenden Jahr wieder die Oide Wiesn stattfinden wird.
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September 2012
Präsentation des Plakats für das ZLF mit dem Motto "LebensMittelPunkte"
September 2012
125. Jubiläum
Unter dem Motto "LebensMittelPunkt Landwirtschaft" feiert das Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest sein 125. Jubiläum. Mit diesem Motto wollen die Veranstalter das Augenmerk auf die Bereiche Landtechnik, erneuerbare Energien und Qualitätssicherung von Lebensmitteln richten. Visualisiert wird der Leitgedanke auf dem Ausstellungsplakat.
Wie in den vergangenen Jahren werden Tiere, Produkte und die neuesten landwirtschaftlichen Innovationen auf der Theresienwiese vorgstellt und prämiert. Um an die lange Tradition zu erinnern, wird es wieder ein besonderes Pferderennen geben.