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Engels-Geburtstag Dienstmann Hingerl wird 100

Das Münchner Hofbräuhaus ist nicht nur ein bevorzugter Ort für Millionen von Touristen aus aller Welt. Stammgäste haben dort sogar einen persönlichen Bierkrugtresor. Und selbst Engel sollen sich dort heimisch fühlen. Einer von ihnen – Alois Hingerl alias Engel Aloisius – wird jetzt 100 Jahre alt.

Stand: 29.09.2011 | Archiv

Geht es nach Ludwig Thoma, sitzt Alois Hingerl, seines Zeichens Dienstmann Nummer 172 vom Münchner Hauptbahnhof, auf ewige Zeiten im Hofbräuhaus, um seinen geliebten Gerstensaft zu genießen. In der 1911 veröffentlichten humoristischen Satire behandelt der bayerische Schriftsteller mit einem Augenzwinkern das Klischee des Münchner Grantlers.

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Und so kam das Hofbräuhaus zu seinem Engel: Das Bier war dem Dienstmann Hingerl nach seinem Ableben im Himmel untersagt gewesen, erst auf sein lautstarkes Intervenieren gegen diese Vorgabe hatte der Herrgott ein Einsehen: Er schickte ihn als Engel Aloisius nach München, dort solle er der bayrischen Regierung göttliche Ratschläge übermitteln. Doch den Dienstmann zog es zu allererst an seinen Stammtisch im Hofbräuhaus und nach einigen Mass Bier soll er dort seinen Auftrag schlichtweg vergessen haben. "Und da sitzt er heut' noch", so endet die Geschichte.

Ein Schließfach für Bierkrüge

Masskrugtresor im Münchner Hofbräuhaus

Langweilig dürfte es dem Dienstmann an seinem Platz im Hofbräuhaus ganz gewiss nicht werden. Schließlich gesellen sich tagtäglich bis zu 30.000 weitere Gäste dazu, nicht einmal an Weihnachten ist dort Ruhetag. Neben Touristen aus Fernost und Übersee sitzen auch zahlreiche Stammgäste in der "Schwemme", dem Herzstück des Hofbräuhauses. Alteingesessene genießen dort ein besonderes Privileg: Sie haben ein Fach im Masskrugtresor für ihr persönliches Trinkgefäß. Die Schließfächer sind streng limitiert, die Schlüssel können ausschließlich durch Vererbung weitergegeben werden.

Das herzögliche Weißbierprivileg

Das Münchner Hofbräuhaus am "Platzl"

Eigentlich ist es für nahezu alle Gäste des Hofbräuhauses ein Privileg, dass sie dort sitzen können. Lange Zeit war es den Blaublütigen vorenthalten. Erst im Jahr 1828 war die Hofschänke durch König Ludwig I. zur Volksschänke erklärt worden. Zuvor hatte Maximilian I. im Jahr 1607 sein königliches Weißbierbrauhaus am heutigen Platz errichtet. Seinerzeit war es ausschließlich den Herzögen vorbehalten, diese Art des Gerstensaftes zu brauen und zu genießen. Wenige Meter entfernt vom Weißbierbrauhaus stand bis ins Jahr 1608 das erste Hofbräuhaus, errichtet unter Herzog Wilhelm I. auf dem Gelände der damaligen Münchner Herrscherresidenz. Die Gründungsurkunde der Brauerei beziffert das Datum auf den 27. September 1589. Die Sudstätte zog 1882 ans Isarufer um, 15 Jahre später wurde das Hofbräuhaus zum reinen Bierpalast. Bis heute ist die bayerische Institution im Besitz des Bayerischen Staates.

Die dunklen Kapitel des Hofbräuhauses

In seiner Geschichte musste das Hofbräuhaus auch schwierige Zeiten überstehen. Am 13. April 1919 wurde dort die kommunistische Räterepublik ausgerufen. Am 24. Februar 1920 folgte ein besonders unrühmliches Kapitel: Vor rund 2.000 Anwesenden wurde im Hofbräuhaus die NSDAP gegründet. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten die Alliierten das Gebäude durch Bombardements bis auf die Schwemme. Erst 1958 konnte das rekonstruierte Gebäude wiedereröffnet werden.

Eine Hymne für den Biertempel

Die Gaststube des Münchner Hofbräuhauses

Nach all den historischen Erschütterungen zieht das Hofbräuhaus bis heute jährlich Millionen von Besuchern an. Durch das Lied "In München steht ein Hofbräuhaus" ist der Bierpalast sogar noch bekannter: Der im Jahr 1935 entstandene Gassenhauer gehört zum Standardrepertoire jeder Blaskapelle und Festzelt-Band, welteweit ertönt es bei Feiern und in Festzelten. Bierseligkeit allerorts – da geht sogar unter, dass die Hymne über die Münchner Institution nicht aus der Feder eines einheimischen Künstlers stammt. Komponiert wurde das Werk nämlich vom Berliner Wilhelm "Wiga" Gabriel, der Text stammt vom Hindelanger Klaus Siegfried Richter.


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