Der Strom II Landshuter Heizung
Das Atomkraftwerk Ohu bei Landshut entnimmt der Isar Unmengen an Kühlwasser. Ein Teil davon entweicht als Kondenswolke durch den Kühlturm, der Rest fließt zurück in den Fluss - gekühlt, denn so manche Fischarten vertragen kein zu warmes Wasser.
Neckarwestheim, Unterweser - manche Atomkraftwerke tragen im Namen den Fluss, an dem sie stehen. So verhält es sich auch mit Isar I und II, auch bekannt als Ohu I und II. Jeder, der schon auf der A 92 von München nach Deggendorf gefahren ist, kennt den weithin sichtbaren, konisch geformten Schlot mit der in den Himmel ragenden, weißen Wolke aus Isar II im niederbayerischen Ohu bei Landshut. Was aus dem Kühlturm hochsteigt, ist der kondensierte Teil von entnommenem Isar-Wasser. Es wurde zuvor aus dem Fluss abgezweigt, um die Strom erzeugende Turbine zu kühlen. Danach fließt es in einem Kreislauf wieder zurück in die Isar. Dieser Wasserbedarf ist auch der Grund dafür, warum AKWs immer an Gewässern gebaut werden.
Nur scheinbar paradox: Kühlwasser erwärmt die Isar
Im Kraftwerk erwärmt sich jedoch das Kühlwasser seinerseits stark. Leitete man es direkt in die Isar zurück, brächte das den Sauerstoffhaushalt des Flusses aus der Balance. Und das könnte wiederum der Isar-Fauna zu schaffen machen. Fischarten wie Forelle, Äsche oder Huchen reagieren da besonders sensibel.
Deswegen gibt es behördliche Vorschriften, an die sich Kraftwerke halten müssen. So darf das Abwasser aus dem AKW Ohu die Isar vor Ort seit 2009 auf maximal 24,5 Grad Celsius aufheizen, in Ausnahmefällen auf 24,8 Grad. Zuvor waren es 25 Grad.
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Temperatur des Flusses betrug laut Hochwassernachrichtendienst im Sommer 2009 in Lenggries etwa 12, in München um 15, in Landshut rund 17 und in Landau fast 20 Grad. Vom mollig-warmen Isar-Bereich bei Ohu wurden wiederum Fischarten wie Karpfen oder Welse angezogen, die in der Isar ursprünglich nicht heimisch waren.
Hintergrund zu Ohu I und II
Nach der atomaren Katastrophe von Fukushima wurden in Deutschland 2011 einige der alten AKWs abgeschaltet, darunter auch der Siedewasserreaktor Isar I. Neben Grafenrheinfeld sowie Gundremmingen B und C ist Isar II eines der vier laufenden bayerischen AKWs. Der vom Konzern E.on betriebene Meiler, der 1988 ans Netz ging, ist ein Druckwasserreaktor, für den die Stadtwerke München verantwortlich sind. Er erreicht eine Leistung von mehr als 1.400 Megawatt und kann damit mehr als den Strombedarf der bayerischen Hauptstadt decken.