SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat beim TV-Duell der Kanzlerkandidaten nach einer Umfrage besser abgeschnitten als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Laut Infratest dimap sahen ihn 49 Prozent aller Zuschauer als Sieger an, Merkel 44 Prozent.

Merkel warf Rot-Grün vor, mit ihren Plänen für Steuererhöhungen die "gute Ausgangslage" Deutschlands zu gefährden. Die Steuereinnahmen seien so hoch wie nie, sagte sie. Steinbrück wies die Vorwürfe der CDU als "Propaganda" zurück, die SPD wolle allen Menschen "mit kalter Hand in die Portemonnaies greifen". Es sollten nicht die Steuern für alle erhöht werden, es gehe aber darum, die Schere zwischen Arm und Reich zu schließen und mehr Geld für Bildung, Infrastruktur, Kommunen und Schuldenabbau zur Verfügung zu haben.

Hier zum Nachlesen unser Live-Blog zum TV-Duell

Schlagabtausch über das Thema Mindestlohn

TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück

Steinbrück kritisierte zudem die Pläne der Union für eine Lohnuntergrenze. Dies sei etwas ganz anderes als das geplante Mindestlohngesetz der SPD. Die Lohnuntergrenze der Union werde zu einem "Flickenteppich" in Deutschland führen. Zudem seien diejenigen die "Gelackmeierten", die tariflich vereinbart sehr wenig verdienten. Merkel hielt dagegen, sie wolle, dass nicht der Staat für die Lohnfindung zuständig sei, sondern die, "die davon am meisten verstehen". Und das seien die Tarifpartner.

Merkel schließt Pkw-Maut in Deutschland aus

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)

Merkel schloss im TV-Duell eine stärkere Belastung von Autofahrern in Deutschland durch eine Pkw-Maut aus: "Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben", sagte Merkel. "Ich glaube nicht, dass es richtig wäre, die Autofahrer weiter zu belasten." CSU-Chef Horst Seehofer hat eine Maut für ausländische Pkw-Fahrer zur Bedingung für einen Koalitionsvertrag gemacht. Merkel sagte auf Nachfrage von Steinbrück: "Mit mir wird es eine Maut für Autofahrer im Inland nicht geben." Der SPD-Kandidat entgegnete: "Dem stimme ich ausdrücklich zu und sende schöne Grüße nach München zu Herrn Seehofer."

Steinbrück spricht von gescheiterter Griechenland-Strategie

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück

Bundeskanzlerin Merkel wies den Vorwurf von SPD-Herausforderer Steinbrück zurück, ihre Griechenland-Strategie sei gescheitert. Merkel machte im TV-Duell zugleich erneut die frühere rot-grüne Bundesregierung für die Probleme der Eurozone mit Griechenland verantwortlich. Das Land sei aufgenommen worden, ohne die Voraussetzungen erfüllt zu haben, der Stabilitäts- und Wachstumspakt sei ausgesetzt worden. Steinbrück forderte Merkel auf, beim Thema Griechenland einzugestehen, "dass die bisherige Strategie gescheitert ist". Es fehlten ein Aufbauprogramm, Wachstumsimpulse und Initiativen gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit, sagte er. Es warnte davor, den Griechen "immer nur die Konsolidierungskeule über den Kopf zu ziehen".

Schluss-Statements von Merkel und Steinbrück

In seinem Schlusswort warb Steinbrück für einen neuen Aufbruch. "Wir haben vier Jahre weitgehenden Stillstand erlebt", sagte er. "Wir leben von der Substanz." Er fügte hinzu: "Vieles ist ausgesessen worden." Sozial gerechter werden solle das Land nun. Von vielen Bürgern wisse er: "Sie haben eine Sehnsucht, nach den eigentlichen Werten der sozialen Marktwirtschaft." Nötig sei mehr "Wir!" und weniger "Ich".

Merkel warb in ihrem Schluss-Statement für eine Fortsetzung ihrer Regierungsarbeit. "Sie kennen mich, und Sie wissen, was ich anpacken möchte und wie ich das mache", sagte sie an die Fernsehzuschauer gewandt. Nach "vier guten Jahren in Deutschland" sollten auch die kommenden Jahre gut werden. Merkel betonte: "Gewiss möchte ich nicht höhere Steuern und neue Belastungen."