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Der Check Apotheken, Drogerien, Online-Verkauf

Mit dem Oktoberfest beginnt auch die Erkältungszeit. Die Wiesn gilt als Virenturbo. Da ist es wichtig, eine gute Apotheke zu finden. Wir machen den Check.

Von: Lisa Wurscher

Stand: 20.09.2016

Impressionen Apotheke | Bild: BR

Bei unserem Apotheken-Check überprüfen wir

  • den Preis
  • das Image
  • und die Beratungs-Qualität

Der Preis

Unsere Testkäuferin hat alles gekauft, was ihr bei einem grippalen Infekt rezeptfrei empfohlen wurde: Aspirin complex gegen die Schmerzen, einen Hustensaft, um den Schleim zu lösen und Salbei-Bonbons gegen die Halsschmerzen. Das Ganze für knapp 20 Euro.
In der Online-Apotheke rät man ihr zu ganz anderen Medikamenten, die auch alle ohne Rezept erhältlich sind. Inklusive Versand bezahlt sie 15 Euro.
Für den dritten Testkauf sucht sie einen Drogeriemarkt auf. Dort kauft sie mithilfe einer Computerberatung: ein Erkältungsbalsam, Erkältungs-Kapseln und Hustentee für knapp zehn Euro.

Das Ergebnis: ein grippaler Infekt, drei Beratungen, drei Mal unterschiedliche Produkte und drei verschiedene Preise: Im Drogeriemarkt hat sie 9,35 Euro bezahlt, für den Online-Einkauf 15,43 Euro und die Medikamente in der Laden-Apotheke haben 18,48 Euro gekostet.

Wir machen den Gegen-Check bei einer Ärztin. Sie empfiehlt ein schmerz- und entzündungshemmendes Medikament wie zum Beispiel Paracetamol und abschwellende Nasentropfen. Diese beiden Medikamente haben zusammen gerade mal 5,57 Euro gekostet.

Das Image

Unsere Recherche beginnt in der Oberpfalz. Wir besuchen eine Agentur, die sich auf Apotheken-Marketing spezialisiert hat. Die goldenen Apotheker-Zeiten scheinen vorbei zu sein.

"Früher dachte man ja, die Apotheker fahren das Geld mit der Schubkarre raus. Das ist bei Weitem nicht mehr so. Viele kleinere Apotheken kämpfen teilweise ums Überleben. Vielleicht hat man es auch versäumt, am eigenen Image zu arbeiten. Darin besteht aber vielleicht gerade die Chance, sich gegen Drogerien usw. zu differenzieren."

Martin Dess, Experte für Apotheken-Marketing

Kosmetik als Standbein

Die Apothekerin Carolin Holzhäuer geht bereits neue Wege, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Arzneimittel sind für sie nur eines von mehreren Standbeinen. Einen großen Teil der Ladenfläche nehmen Verkaufsregale mit klassischen Drogerie- und Parfümerieartikeln ein. Crèmes & Co. stehen bei den Kunden nach wie vor hoch im Kurs. Holzhäuser hat sich deshalb auf eine alte Apotheker-Tradition besonnen, mischt wieder selbst - und stellt sich unserem Check. Speziell für mehr/wert wird sie eine Feuchtigkeitscreme herstellen, die wir von Passanten ausprobieren lassen.

Die Preisunterschiede sind enorm: Das Apotheken-Produkt kostet 49,50 Euro, Chanel 65,99 Euro und Nivea gibt es schon für 3,45 Euro.

Das Ergebnis: Bei unserer verdeckten Stichprobe kann die Apotheken-Creme kaum punkten. Sie wird Schlusslicht, hinter Nivea. Gewonnen hat Chanel. Beim Image können die Apotheken also noch kräftig nachlegen …

Die Beratungs-Qualität

Wir testen sechs Apotheken mit sechs identischen Rezepte, ausgestellt für Xarelto, das ist ein Blutverdünner und verträgt sich nicht mit allem, was rezeptfrei erhältlich ist, auf keinen Fall mit Aspirin.
Die ersten Stichproben machen wir bei Online-Apotheken. Werden sie ihr die brisante Kombination verkaufen? Von den drei Online-Apotheken macht uns nur eine auf die gefährliche Mischung aufmerksam. Auch  die Apotheken schneiden nicht gut ab: Von drei Einkäufen rät uns auch nur eine Apotheke vom Kauf der beiden Medikamenten ab.  

Das Ergebnis: Vier von sechs Apotheken sind in unserem Check durchgefallen. Mit diesem Ergebnis konfrontieren wir den Berufsverband.

"Wir haben eine kleine Zahl von Ausfällen. Die werden dann angemahnt, die müssen Verbesserungen machen – und das zweite Mal, stellen wir fest, passiert das in der Regel nicht mehr. Über diese Testkäufe konnten wir erreichen, dass über die ganze Breite die Beratungsqualität in der Apotheke sich bessert."

Josef Kammermeier, Bay. Apothekerverband e. V.

Unsere Stichprobe ist dennoch alarmierend.

Das Fazit:

In unserem Check konnten die Apotheken nicht überzeugen.
Beim Preis wurden wir zwar nicht direkt abgezockt, haben aber dennoch zu viel Geld ausgegeben.
Das Apotheken-Image war der Konkurrenz von Drogerie und Kosmetik nicht gewachsen.
Die Beratungsqualität war in unserer Stichprobe schlecht. Kunden sollten also am besten immer selbst nachfragen, ob ihre Medikamente zusammenpassen.


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