Gärten in Bayern Zweimal Japan in Würzburg
Der Garten am Kranenkai und der "Ohmi-no-niwa" - Garten: Zwei Zeichen der Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Otsu in Japan. Beide Anlagen sind die Werke eines japanischen Landschaftsarchitekten - und eine echte Bereicherung.
Wer dem unterfränkischen Würzburg einen Besuch abstattet, beginnt den Rundgang gern mit einem Abstecher zur Festung Marienberg. Zurück in die Altstadt geht es über die 185 Meter lange "Alte Mainbrücke". Hier kann man es entweder den anderen Touristen und Einheimischen gleichtun und am Main eine kleine Rast einlegen, oder sich einige Meter weiter begeben und in eine scheinbar weit entfernte Welt eintauchen.
Japanischer Garten am Kranenkai
Am Kranenkai entstand 1981 ein Symbol der Freundschaft zweier Städte - zwischen Würzburg und dem japanischen Otsu. Die Partnerschaft zwischen Würzburg und Otsu begann 1979. Doch die Verbundenheit der unterfränkischen Stadt mit Japan geht noch weiter zurück. Zu verdanken ist das dem Würzburger Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold. Einem der ersten Europäer, der im 19. Jahrhundert in das weitgehend abgeschottete Japan reisen und dort forschen durfte.
Jeder Stein am richtigen Platz
Ein "trockener" Teich, eine idealisierte Wasserfläche aus Kies, dominiert die knapp 150 Quadratmeter große Anlage. Wie zufällig hineingefallen wirken die Felsen, die aus dem Kies emporragen. Und doch ist jeder Standort wohl bedacht. Die Steine wurden exakt nach den Anweisungen des japanischen Landschaftsarchitekten Shiro Nakane platziert. Angelegt von japanischen Experten, gepflegt von den Würzburger Stadtgärtnern. Diese haben die Philosophie der asiatischen Planer übernommen und verinnerlicht.
Beim Ziehen der "Wasserlinien" im Kies sollte man es ruhig angehen lassen, denn Harken ist ein meditativer Akt. In Japan wiederholt man diese Zeremonie jeden Morgen. Es gehört einiges Geschick dazu, immer wieder aufs Neue aus feinem Kies eine Wasserfläche zu gestalten. Die hohe Kunst ist es, die Linien kein Ende und keinen Anfang haben zu lassen. Sie gehen ineinander über und sind somit endlos.
Vom Kranenkai führt der Weg weiter zum zweiten Japanischen Garten in Würzburg, unterhalb der Festung Marienberg. Gut 20 Minuten dauert der Fußweg.
"Ohmi-no-niwa" - Garten
Auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau entfaltet sich eine weitere Miniaturlandschaft. Der "Ohmi-no-niwa", der "Garten von Ohmi". Ohmi ist der frühere Name der Präfektur Shiga, und deren Hauptstadt Otsu ist Würzburgs Partnerstadt. Anlässlich des 10. Geburtstags der Städtefreundschaft entwarf das Büro Shiro Nakane einen traditionell ausgerichteten Garten. Die Anlage imitiert die Landschaft um Otsu. Die Stadt liegt am Biwa, dem größten Binnensee Japans. 400 Tonnen handverlesene Granitfindlinge aus dem Fichtelgebirge symbolisieren die Berge, die Otsu umgeben. Auch hier waren das Fingerspitzengefühl und die Erfahrung der japanischen Planer gefragt, um ein harmonisches Miteinander von Steinen und Landschaft entstehen zu lassen. Tiefe und seichte Wasserläufe, Gehölze und Stauden in unterschiedlichen Höhen. Immer wieder ergeben sich beim Durchschreiten des Gartens neue Perspektiven. Diese wechselnden Blicke sorgen für eine innere Ruhe, sagen die Japaner, man besinne sich dabei auf das Wesentliche.
Wer selbst einmal ein Stück japanische Gartenphilosophie in Franken erleben möchte, sollte beim nächsten Besuch in Würzburg einige Stunden für den Garten am Kranenkai und den "Ohmi-no-niwa"-Garten reservieren. Beide Anlagen sind das ganze Jahr über für Besucher zugänglich.
Wo sind die Gärten?
Japanischer Garten am Kranenkai (Zugang vom Mainkai)
97070 Würzburg
Der "Ohmi-no-niwa" - Garten liegt auf dem Gelände der Landesgartenschau von 1990 unterhalb der Festung Marienberg.