Deutsches Gehörlosentheater „Der Diener zweier Herren“
Das Deutsche Gehörlosen-Theater (DGT) hat sich mit seiner neuen Produktion an ein 200 Jahre altes Stück gewagt: „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni. Eine bis heute oft aufgeführte Komödie. Gerade war Premiere in München. „Sehen statt Hören“ hat das Ensemble bereits in den Proben begleitet.
Für die Rollenbesetzung hat das DGT erstmals öffentlich bundesweit ausgeschrieben. Beim DGT gingen zahlreiche Bewerbungen ein. Alle Kandidaten wurden zu einem Wochenend-Workshop eingeladen und konnten zeigen, was sie können. Daraufhin erfolgte die Auswahl und Rollenvergabe.
Insgesamt zehn Schauspieler sind dabei. Für die meisten ist es die erste Produktion mit dem Deutschen Gehörlosentheater. Profis, Laien und Debütanten bilden eine bunte Truppe. Die letzten drei Wochen vor der Premiere haben alle durchgängig geprobt, sich keinen freien Tag gegönnt. Anstrengend? Ja. Aber auch richtig toll.
Warum seid ihr mit dabei?
Rosemarie Walter
„Mir liegt das Theaterspielen schon von klein auf im Blut. Beim Spielen auf der Bühne fühle ich mich frei: Da kann ich machen was ich will. Aus mir herausgehen und mit der Mimik spielen. Freude, Ärger und alle Gefühle zeigen.“
Athina Lange
Eyk Kauly
Anne Zander
Jan Kress
Eine besondere Herausforderung war, das Stück originalgetreu in DGS zu übertragen. Für die Macher war klar, dass sie die sprachlichen Besonderheiten herausarbeiten wollten. Aber wie gebärdet man zum Beispiel „mausetot“?
Zum Stück „Der Diener zweier Herren“ von Carlo Goldoni
In was für eine verzwickte Lage hat sich Truffaldino gebracht! Da ist er sogar noch in den Dienst eines zweiten Herrn getreten, um sich endlich einmal richtig satt essen zu können. Doch ihm fehlt die Zeit. Er wird mit Aufträgen hin- und hergeschickt. Sein erster "Herr" ist Beatrice Rasponi, die unter dem Namen und in der Verkleidung ihres Bruders Federigo reist. Sie ist auf der Suche nach ihrem Geliebten Florindo. Er soll Federigo in einem Streit getötet haben und ist nun in Venedig auf der Flucht. Ausgerechnet Florindo wird Truffaldinos zweiter Herr! Zu allem Überfluss kommt noch dazu, dass beide im gleichen Gasthaus übernachten! Als „Diener zweier Herren“ muss sich Truffaldino Lügen ausdenken, um Beatrice und Florindo glauben zu lassen, er diene jedem von ihnen allein ... (Quelle: Deutsches Gehörlosentheater)
Okan Seese – künstlerische Leitung
Der künstlerische Leiter der Truppe ist erneut Okan Seese. Ein halbes Jahr hat er mit seinem Team an dem Stück gearbeitet. Und dabei einige ganz besondere Akzente für Ausstattung und Kostüm gesetzt.
Für jede Rolle gibt es ein besonderes Konzept. Besonders auffällig sind dabei die Perücken. Sie sind außergewöhnlich, groß und ausladend. Und besonders schwer. Eine echte Herausforderung für die Schauspieler.
Individuell sind auch die handgefertigten Schuhe für jede Rolle. Und für hörende Zuschauer gibt es auch eine akustische Markierung: Jede Rolle hat ihre eigene musikalische Stimme…
Die Sprache des Stücks
Das Stück ist gute 200 Jahre alt – und so ist auch die Sprache, in der es geschrieben ist: völlig veraltet. Heute spricht niemand mehr so „geschwollen“. Genau diese „Hochsprache“ macht den Reiz und Witz des Stückes aus. Ein einfaches „herunterbrechen“ in zeitgemäße Sprache kam für die Verantwortlichen daher nicht in Frage. Es war für Elisabeth Kaufmann aus dem DGT-Vorstand also eine große Aufgabe. Damit alle Zuseher auch den im Original belassenen Passagen folgen können, haben sich die Macher für zusätzliche Obertitel entschieden.
Zoe Xanthopoulou - Regie
Regie führt zum ersten Mal eine Hörende: Das Deutsche Gehörlosentheater engagierte Zoe Xanthopoulou aus Griechenland.
"Es war eine großartige Erfahrung und sehr kreativ. Die Wahrheit ist, dass ich am Anfang etwas nervös war, da ich nicht wusste, wie schnell es mit der Verständigung klappen würde. Aber mir war klar, dass wir es schaffen, weil im Theater eine einheitliche Sprache existiert, die uns eine Verständigung ermöglicht."
Zoe Xanthopoulou
Das Fazit: Das Gehörlosen-Theater hat mit „Diener zweier Herren“ viel Neues ausprobiert und gewagt. Der Aufwand und das persönliche Engagement aller Beteiligten haben sich gelohnt: Die Premiere war ein voller Erfolg.
Jetzt wird das Deutsche Gehörlosentheater mit seinem Ensemble auf Tournee gehen und in 16 Städten mit dem neuen Stück auftreten.