Anderson Anatomie des Verrats
Freitag, 02.09.2016
21:00
bis 22:30 Uhr
ARD alpha
2014
Der Schriftsteller Sascha Anderson, in den 1980ern Fixstern und Popstar des kreativen DDR-Undergrounds, wird 1991 als Stasizuträger ersten Ranges enttarnt - ein Skandal. Vom Nachnamen blieb nur noch das "A", und nicht wenige ergänzten: "rschlosch". Der Film erzählt vom wildbewegten Doppelleben des Sascha Anderson zwischen Dissidententum und Verrat und was es bedeutet, mit Lüge, Vertrauensmissbrauch und dem nicht abwaschbaren Stempel des Verräters zu leben.
Annekatrin Hendel hat die, die nicht mehr miteinander reden, zum Reden bewegt und sie virtuell wieder an den Tisch gesetzt, an den Anderson seit fast 25 Jahren nicht mehr eingeladen wird. Noch immer ist kein Gras über die Sache gewachsen. Anderson wirft 20 Jahre nach der endgültigen Enttarnung erstmalig einen offenen Blick zurück hinter die Kulissen seiner geheimdienstlichen Tätigkeit. Er beschreibt Aufstieg und Fall des Stasi-"Prinzen" und schaut ins Heute. Scheinbar unbeschadet ist der einstige Bohemien und Kult-Autor des Prenzlauer Berges heute eingeheiratet in eine der bedeutendsten deutschen Dichterdynastien. In Frankfurt/Main lebt Sascha Anderson ein neues, ein anderes Leben.
Für die Gesprächspartner dieses Filmes, Oppositionelle und Künstler der letzten Generation DDR war Sascha Anderson einst die zentrale Leitfigur der Literatur-Untergrundszene. Er wurde für seinen künstlerischen Scharfsinn, seinen oppositionellen Mut und nicht zuletzt für seinen Erfolg beim weiblichen Geschlecht bewundert und geliebt. Dass er immer auch pedantisch-fleißiger Agent des Staatssicherheitsdienstes war und dies selbst noch nach seiner Ausreise nach Westberlin 1986 bleibt, dort als Stasizuträger ersten Ranges weitermacht, ist für die einstigen Wegbegleiter noch immer unbegreiflich.
Autor/Autorin:
Annekatrin Hendel
Kamera:
Frank Griebe
Redaktion:
Eva Maria Steimle