Beamter/Beamtin im mittleren nichttechnischen Dienst – Sozialverwaltung Aktenwälzen im Dienst des Bürgers
Ohne die Manager im mittleren Dienst würden Gerichte und Ämter nicht funktionieren. Die Beamten kümmern sich an Arbeits- und Sozialgerichten und in den Zentren für Familie und Soziales, den früheren Versorgungsämtern vom Schriftverkehr über Protokollführung bis zur Bürgerberatung um viele wesentliche Dinge dieser Behörden.
Katrin Schraudner arbeitet auf der Geschäftsstelle des Arbeitsgerichts Nürnberg. Die 35-Jährige ist Beamtin im mittleren nichttechnischen Dienst – Sozialverwaltung, in Bayern nennt man diese Laufbahn: 2. Qualifikationsebene. Ihre genaue Berufsbezeichnung: Verwaltungswirtin. Im Büro führt sie den Schriftverkehr, schreibt Ladungen an Prozessbeteiligte. Eben noch am Computer steht jetzt ein Prozesstermin an. Dafür muss sie eine schwarze Robe tragen. Das ist Pflicht. In dieser Dienstkleidung ist sie sichtbar Teil des Gerichts, abgegrenzt von Klägern, Beklagten, Zeugen und Zuschauern. Bevor sie in den Gerichtssaal geht, veröffentlicht sie noch Ort und Zeit des Termins in einem Aushang.
180 Anschläge in der Minute
In der Verhandlung führt Katrin Schraudner Protokoll. Sie beherrscht zwar die für diesen Beruf geforderten 180 Anschläge in der Minute, jedes gesprochene Wort muss sie aber nicht mitschreiben. Nur das, was ihr Richter Holighaus fürs Protokoll diktiert. Textbausteine erleichtern ihr die Arbeit. Es reichen manchmal nur Anfangsbuchstaben, um am Ende einen juristisch korrekten Text vor sich zu haben. Damit alle Beteiligten die Richtigkeit der Angaben prüfen können, liest Katrin Schraudner ihr Protokoll noch einmal vor.
"Also wir nehmen die Arbeit sehr wahr, wir wissen sie sehr zu schätzen und im Grunde kann man sagen, dass unsere Arbeit ohne unsere Protokollführer gar nicht möglich wäre, ein Stück weit sind die unsere rechte Hand."
Thomas Holighaus, Richter
Gesetzen und Verordnungen
Ist die Verhandlung vorbei, geht sie wieder zurück an ihren Schreibtisch in der Geschäftsstelle. Dort erklärt sie dem Nachwuchsbeamten Volker Stiebeling, wie die Ansprüche des geladenen Zeugen bearbeitet werden. Diesem müssen Fahrtkosten und Verdienstausfall erstattet werden. Beide bemühen sich um die genaue Anwendung von Gesetzen und Verordnungen - und sehen lieber im Gesetzbuch nach, bevor sie falsche Beträge verrechnen. Von Katrin Schraudner wird viel Flexibilität verlangt - und das jeden Tag ein ganzes Berufsleben lang.
"Übung macht den Meister, auf jeden Fall. Man wird in der Ausbildung langsam ran geführt. Das sitzt man neben dem Ausbilder, schaut sich das an, und so langsam kann man dann auch mal einen einfachen Fall mitschreiben."
Katrin Schraudner, Verwaltungswirtin
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Verwaltungswirt
- Statusbezeichnung: Beamter/Beamtin im mittleren Dienst der Sozialverwaltung. Statusbezeichnung in Bayern: Beamter/Beamtin der Sozialverwaltung, 2.Qualifikationsebene
- Ausbildungsdauer: 2 Jahre
- Ausbildungsform: Vorbereitungsdienst in Ämtern, Gerichten und Schule
- Ausbildungsorte: Verwaltungsschule, Arbeits- und Sozialgerichte, Zentrum für Familie und Soziales (früher Ordnungsamt)'
- Zugang: mittlerer Bildungsabschluss oder qualifizierender Hauptschulabschluss, EU-Bürger, erfolgreiche Teilnahme an einem Auswahlverfahren
- Eignung: Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein, dazu Kommunikationsfähigkeit und Kontaktbereitschaft, gutes Deutsch sind Pflicht und werden vom Dienstherr, dem Freistaat Bayern erwartet
- Perspektiven: Beschäftigung in Arbeits- und Sozialgerichten, in Zentren für Familie und Soziales
- Weiterbildung: mit Hochschulreife und Studium Aufstieg in die 3. Qualifikationsebene (früher gehobener Dienst)
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Genauigkeit und Sorgfalt sind in der täglichen Arbeit äußerst wichtig. Die Beamten müssen Gesetze und Verordnungen fehlerfrei anwenden und Leistungsansprüche von Versicherten exakt prüfen und berechnen.
Kommunikation
Freundlich verständliche und umfassende Auskünfte erteilen - und das auch mal in einer Stresssituation - eine ständige Herausforderung im Beruf des Beamten. Ob am Telefon oder im persönlichen Kontakt müssen sie Tag für Tag auf immer neue Antragsteller zugehen und ihre Anliegen ernst nehmen.
Team
Bei Prozessen sind die Beamten als Protokollführer Teil des Gerichts. Die Richter müssen sich auf ihre Arbeit verlassen können. Kommt es im Büro beispielsweise aus Personalnot einmal zu Engpässen, wird erwartet, dass sie bereitwillig zusätzliche Arbeiten übernehmen.