Unsere Tracht und die Macht Majestäten in Lederhosen
Donnerstag, 08.01.2015
20:15
bis 21:00 Uhr
- Untertitel
BR Fernsehen
2014
Folge 1
Filmautorin Katarina Schickling folgt in der zweiteiligen Dokumentation "Unsere Tracht und die Macht" der bayerischen Tracht auf ihrem Weg durch die Zeit, spürt dem Gründer des ersten Trachtenvereins nach, zeigt, was unsere Vorfahren tatsächlich trugen und erzählt, wie die Tracht im 21. Jahrhundert schließlich wieder zu dem wird, was sie ursprünglich war: eine kleidsame Mode.
Die Bilder von trachtenartig durchgestylten Oktoberfestbesuchern gehen um die Welt. Trachtenvereine, Prozessionen und die Selbstverständlichkeit, mit der jeder gestandene Bayer seine Lederhose im Schrank hat, scheinen zu zeigen, dass in Bayern jahrhundertealte Traditionen bewahrt und auch heute noch mit Leben erfüllt sind. Dabei sind diese Traditionen relativ jung: Was wir heute unter "Tracht" verstehen, ist kaum 150 Jahre alt. "Unsere Tracht und die Macht" schildert die Geschichte der Tracht in Bayern: Die Wittelsbacher wollen ihrem neu geschaffenen Königreich eine unverwechselbare Identität geben. Deshalb kreieren und fördern sie eine Nationaltracht, die zum Symbol für Bayern schlechthin wird.
In der zweiteiligen Dokumentation räumt Katarina Schickling auch mit zahlreichen Klischees und Irrtümern auf: So war die Lederhose nie Arbeitskleidung der breiten Masse, sondern das exklusive, teure Kleidungsstück herrschaftlicher Jäger. Das Dirndl ist eine Entwicklung des späten 19. Jahrhunderts, ein modisches Sommerkleid für die Städterin in der Sommerfrische, das nur sehr vage an das Kleid der Bäuerin angelehnt ist. Frühe Filmaufnahmen vom Münchner Oktoberfest zeigen, wie unsere Vorfahren auf die Wiesn gingen: im Sonntagskleid und dunklem Anzug.
Immer wieder wird die Tracht im Laufe der Zeit instrumentalisiert: von den Bürgerwehren der frühen 20er-Jahre, die mit Gamsbart und Lederhose gegen Kommunisten ziehen, von Monarchisten, die in Weimarer Zeiten der bayerischen Eigenstaatlichkeit nachtrauern, von Nationalsozialisten, die das Gewand der Bauern für ihre Blut- und Boden-Ideologie missbrauchen und von Nachkriegspolitikern, die sich mit Janker und Dirndl ein volkstümliches Image verschaffen wollen. Gleichzeitig wird die Tracht zum wichtigen Wirtschaftsfaktor: für den Fremdenverkehr und für einheimische Schneider und Säckler.
Regie:
Katarina Schickling
Redaktion:
Astrid Harms-Limmer