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Historische Annäherung US-Präsident Obama besucht Laos

Zum Ende seiner Amtszeit vertieft Obama nochmals die Beziehungen zu Südostasien. Heute reist er nach Laos. Auch amerikanische Kriegshinterlassenschaften werden ein Thema sein: Auf Laos wurden mehr als zwei Millionen Tonnen US-Bomben abgeworfen.

Von: Marilena Leupold

Stand: 05.09.2016

US-Präsident beim G20-Gipfel in China | Bild: picture-alliance/dpa

Als erster US-Präsident wird Obama in den nächsten Tagen Laos, den kleinen Nachbarn Chinas besuchen. Das Land ist mit seinen knapp sieben Millionen Einwohnern so groß wie Rumänien - für die USA geostrategisch aber hochinteressant. Als großer Investor in Laos tritt bereits der Gigant China auf, neue Wasserkraftwerke sind am Mekong geplant. Im Zuge der US-außenpolitischen Linie der Hinwendung nach Asien, ringt die USA mit China in den südostasiatischen Ländern um politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Laos stellt dabei nun auch wie zuletzt Vietnam und Myanmar eines dieser Länder dar, an dem die USA gesteigertes Interesse haben. In der Hauptstadt Vientiane ist unter anderem ein Treffen mit dem laotischen Präsidenten Bounnhang Vorachith geplant. Die Themen Sicherheit und Wirtschaft stehen auf der Tagesordnung, heißt es.

Noch immer Nachwirkungen des dunklen Kapitels der US-Geschichte

US-Präsident Kennedy forderte 1961 während einer Pressekonferenz Waffenruhe für Laos. Drei Jahre später bombadierten die USA das Land.

Laos war in den letzten Jahrzehnten ein schmerzliches Kapitel in der US-außenpolitischen Geschichte. Als Nebenschauplatz im Vietnamkrieg sind in Laos zwischen 1964 bis 1973 mehr Bomben (durch US-Militärmaschinen) wie nirgendwo sonst auf der Welt im Verhältnis zur Einwohnerzahl gefallen, errechnete "Legacies of War", ein humanitärer US-Verband. Noch heute geht von den damals abgeworfenen Streubomben eine Gefahr für die Bevölkerung aus: 25 bis 30 Prozent der Sprengkörper sind beim Aufprall nicht explodiert, was bedeutet, dass an die 80 Millionen Blindgänger noch immer im Boden liegen. Seit 1973 hätten die Bomben etwa 20.000 Menschen verletzt oder getötet. In den USA wurde der Krieg gegen Laos bis Anfang der 70er Jahre geheim gehalten.

Annäherung auf mehreren Ebenen

Das kommunistische regierte Land zeigt Tendenzen der Öffnung - sowohl wirtschaftlich, als auch politisch. So ist es seit 2013 Mitglied der Welthandelsorganisation und US-Politiker sehen Anzeichen, dass die laotische Revolutionäre Volkspartei ihre Nähe zu China verringern will. Durch finanzielle Hilfeleistungen lässt sich das gestiegene Engagement der USA in Laos ebenfalls feststellen. Leisteten sie in den zwei Jahrzehnten nach dem Krieg gar keine Hilfe, folgten geringe Summen: Fünf Millionen Dollar im Jahr 2010, 2014 zwölf Millionen. 2016 hingegen bewilligte Obama schon 19,5 Millionen Dollar.

Treffen des US-Außenministers John Kerry mit Laos Premierminister Thongsing Thammavong am 25.01.2016 in Vientiane.

Erst Ende 2014 eröffneten die USA eine neue Botschaft in Laos Hauptstadt Vientiane. Bereits 2012 besuchte die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton das Land. Auch ihr Nachfolger John Kerry reiste im Januar 2016 dorthin. Amnesty International fordert, auch die Menschenrechtslage in Laos müsse bei dem bevorstehenden Besuch angesprochen werden. Vor allem Beschränkungen der Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit sowie Internetzensur und das Verschwinden des Menschenrechtlers Sombath Somphone, der im Dezember 2012 von einer Polizeiwache verschleppt wurde, werden beklagt. Obamas stellvertretende Sicherheitsberater Ben Rhodes stellt die Prognose, Obamas Reise könnte ein historischer Besuch werden.


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