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Türken in Deutschland Koran statt Grundgesetz

Gesetz oder Gebote? Auf die Frage, was ihm wichtiger ist, antwortet fast jeder zweite Türkischstämmige in Deutschland: die islamischen Gebote. Dem gegenüber steht ein ausgeprägter Wille zur Integration in der jungen Generation.

Von: Achim Wendler

Stand: 16.06.2016 |Bildnachweis

Junge Türkin mit Kopftuch | Bild: picture-alliance/dpa

Das zeigt eine repräsentative Studie, die das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der Universität Münster gemacht hat. Demnach stellen auch viele Türkischstämmige die westliche Gesellschaft in Frage. Jeder Dritte (32 Prozent) stimmt der Aussage zu:

"Muslime sollten die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammed anstreben."

Aussage mit 32 Prozent Zustimmung

Entscheidend: der Geburtsort

Was auffällt: Wie stark fundamentalistische Ansichten ausgeprägt sind, ist auch eine Frage des Geburtsortes. Von den Einwanderern der ersten Generation, den "Gastarbeitern", stellen 57 Prozent die Gebote über das Grundgesetz. Ab der zweiten Generation sind es nur noch 36 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Forderung nach einer muslimischen Gesellschaftsordnung.

Generell leben die Kinder und Enkel der "Gastarbeiter" ihren Glauben weniger streng. Sie beten seltener, gehen seltener in die Moschee. Das heißt aber nicht, dass sie sich auch für weniger religiös halten. 72 Prozent der Jüngeren bezeichnen sich als "sehr religiös", bei der ersten Generation, den "Gastarbeitern", sind es nur 62 Prozent.

Jüngere wollen "kulturelle Selbstbehauptung"

Der Leiter der Studie, der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack, erklärt das so: Die Antworten der Befragten spiegelten womöglich weniger die tatsächlich gelebte Religiosität wider "als ein demonstratives Bekenntnis zur kulturellen Herkunft".

Dazu passt, dass die jüngeren Türkischstämmigen zwar besser integriert sind als ihre Eltern und Großeltern. Sie haben bessere Schulabschlüsse, sprechen besser Deutsch. Zugleich pochen sie aber auch stärker auf "kulturelle Selbstbehauptung", wie Pollack sagt.

Gefühlt Bürger zweiter Klasse

Entscheidend dafür ist offenbar das Gefühl mangelnder Zugehörigkeit. Denn gemessen an Sprachkenntnissen oder Einkommen, also rein formal-äußerlich gelingt Integration tatsächlich immer besser. Fragt man aber nach der persönlichen Wahrnehmung, sieht es weniger gut aus. Mehr als die Hälfte der Türkeistämmigen fühlt sich "als Bürger zweiter Klasse" (51%) oder nicht anerkannt als Teil der Gesellschaft (54%).

Für die Studie hat TNS Emnid 1.201 türkischstämmige Personen befragt.







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Wanda, Donnerstag, 16.Juni 2016, 17:06 Uhr

19. Integrationswillen ?

- mit anderen Worten: sie lehnen unsere Verfassung und damit unsere staatliche Ordnung grundsätzlich ab...
Was gibt es daran noch zu interpretieren ?

  • Antwort von Wolf, Donnerstag, 16.Juni, 18:19 Uhr anzeigen

  • Antwort von Anton H., Donnerstag, 16.Juni, 19:02 Uhr anzeigen

  • Antwort von Stan, Donnerstag, 16.Juni, 19:11 Uhr anzeigen

  • Antwort von Manfred, Donnerstag, 16.Juni, 21:32 Uhr anzeigen

Seppl, Donnerstag, 16.Juni 2016, 17:02 Uhr

18. Ist Integration möglich?

Von den Einwanderern der ersten Generation, den "Gastarbeitern", stellen 57 Prozent die Gebote des Koran über das Grundgesetz. Ab der zweiten Generation sind es nur noch 36 Prozent.

Das ist ja mal ein Grund zur Freude, oder? 36 % Verfassungsfeinde mit Hang zum Fundamentalismus.

Für mich ist das ein Grund zur Sorge. Integration aller Muslime scheint auch über mehrere Generationen aussichtslos.

  • Antwort von Locki, Donnerstag, 16.Juni, 18:16 Uhr anzeigen

Sarrazin-Bewunderer, Donnerstag, 16.Juni 2016, 16:59 Uhr

17. Nicht der Koran ist das Problem

sondern mangelnde Bildung. Siehe Pisastudie ...

  • Antwort von G.W., Donnerstag, 16.Juni, 18:54 Uhr anzeigen

  • Antwort von G.W., Donnerstag, 16.Juni, 18:58 Uhr anzeigen

  • Antwort von Sarrazin-Bewunderer, Samstag, 18.Juni, 16:11 Uhr anzeigen

Inge Borgmann, Donnerstag, 16.Juni 2016, 16:27 Uhr

16. Debatte entspannen und die Spalterei beenden

Die Frage "Koran statt GG" spaltet einmal wieder und führt in die Irre. Sie heizt eine Debatte an, die nicht gut für das Zusammenleben in Deutschland ist. Für viele ist der Koran wichtig, ohne dass sie jeden Tag eine Wahl treffen, wofür sie sich entscheiden. Für beides, gegen beides, gegen das eine - so denkt doch kein normaler Mensch. In Deutschland gilt das GG für alle. Darunter gelten die allgemeinen deutschen Gesetze. Und dann bestehen kulturelle Sichtweisen, die völlig unterschiedlich sind. Soweit diese in Handlungen münden, die gegen Gesetze verstoßen, dann werden sie hoffentlich geahndet, sonst denkt jeder was er will, ob es mir passt oder nicht. Und einmal ehrlich, wer kennt denn wirklich das Grundgesetz? Haben Sie auch schon einmal die bayerische Verfassung zu Ende gelesen? Nein? Dann unbedingt einmal machen. Ist bildend und sehr empfehlenswert!

  • Antwort von Leo Bronstein, Donnerstag, 16.Juni, 18:20 Uhr anzeigen

  • Antwort von Locki, Donnerstag, 16.Juni, 18:21 Uhr anzeigen

  • Antwort von Jürgen Bethke, Donnerstag, 16.Juni, 19:03 Uhr anzeigen

  • Antwort von G.W., Donnerstag, 16.Juni, 19:09 Uhr anzeigen

johannes Ost, Donnerstag, 16.Juni 2016, 16:09 Uhr

15. Was steht dagegen

Was steht dagegen, wenn diese Leute in ihrer persönlichen Auslegung den Koran über das Grundgesetz stellen, nichts. Auch mir ist wichtiger was in der Bibel steht als im Grundgesetz. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht an das Grundgesetz halte und dieses achte.
Bemerkenswert ist, dass auch die moslemische Jugend ihren Glauben weniger streng lebt. Materialismus und Konsumismus machen auch dem Islam sehr zu schaffen. Die Bindung der moslemischen Jugend ist m.E. weniger religiös als kulturell und herkunftsbezogen.