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ESTA-Formulare für Europa Der gläserne Tourist

Wer in den letzten Jahren in die USA gereist ist, kennt das Prozedere: Spontan mit dem Flugzeug einreisen – geht nicht mehr. Man muss vorher ein ESTA-Formular ausfüllen, seine Daten angeben, Geld bezahlen – und auf die Genehmigung warten. Nun plant die EU ein ähnliches System für Europa.

Von: Lisa Weiß

Stand: 02.09.2016

Wartende Flugpassagiere am Flughafen | Bild: picture-alliance/dpa

Ob Backpacker aus Australien, der Besuch aus den USA oder Touristen aus Südkorea: Sie alle wären von ETIAS (EU Travel Information and Authorisation System), der europäischen Version von ESTA, betroffen. Bisher dürfen Menschen aus diesen und vielen anderen Ländern in die EU und nach Deutschland einreisen, ohne vorher ein Visum beantragen zu müssen.

ESTA-Formular

Wenn die Datenbank wirklich ab 2020 eingeführt wird, hieße das für sie: Internetformulare ausfüllen vor dem Start. Ein sinnvoller Ansatz, sagt Oliver Platzer aus dem Bayerischen Innenministerium. Bisher bekommen Menschen aus diesen Ländern bei der Einreise nur einen Stempel in den Pass. Das ist zu wenig, findet er.

"Zunächst mal müssen wir wissen, wer in unser Land kommt. Sie sehen gerade jetzt an den großen Flüchtlingszuströmen, dass es sehr wichtig ist, dass man weiß, wer bei uns im Land ist. Nicht nur für die Leute, die Asyl beantragen, sondern auch für die Innere Sicherheit"

Oliver Platzer, Bayerisches Innenministerium

Die Daten der Reisenden würden dann mit nationalen und internationalen Datenbanken abgeglichen  - erst dann dürften sie einreisen. Oder eben nicht.  Die Hoffnung: Das neue System soll potentiellen Terroristen die Einreise unmöglich machen – und transparent machen, wer sich gerade in der EU wo aufhält.

"Wenn man ein Formular vorher ausgefüllt hat, sind seine Daten alle drin, das kann man dann in diesem System abrufen und dann hat natürlich die Polizei die Möglichkeit, das sehr schnell und unbürokratisch abzuwickeln, wenn so jemand zum Beispiel in die Kontrolle einer Schleierfahndung gerät"

Oliver Platzer, Bayerisches Innenministerium

Nur: Reisen Terroristen oder Flüchtlinge wirklich auf legalem Weg in die EU ein? Werden sie – wie der gewöhnliche Tourist -  ein Formular ausfüllen?  Peter Schall von der Gewerkschaft der Polizei Bayern glaubt das nicht:

"Wenn man das unter dem Aspekt sieht, illegale Einreisen zu verhindern, da sehe ich jetzt keinen Nutzen, weil im Endeffekt, der Illegale kümmert sich jetzt schon nicht, der bräuchte einen Pass, mit Visum gegebenenfalls, er läuft schwarz über die Grenze."

Peter Schall, Gewerkschaft Polizei Bayern

Man könne die EU-Außengrenze nicht komplett abriegeln, sagt Schall. Das habe man in den letzten Jahren nur zu oft gemerkt. Aber – was ist mit den betroffenen Urlaubern, die einreisen wollen? Werden sie wegen der Formulare und dem Aufwand im Vorfeld nicht dann der EU und damit Bayern einfach fernbleiben?  Oliver Platzer aus dem bayerischen Innenministerium sagt: ETIAS bringt nicht mehr Bürokratie für den Einzelnen.

"Das Ziel ist eigentlich eine Reiseerleichterung. Dass man ein Online-Formular schon zuhause ausfüllt und für seinen Kurzurlaub, dann eben keine große Bürokratie mehr braucht, weil man die Daten ja schon hinterlegt hat."

Oliver Platzer, Bayerisches Innenministerium

Geplant ist, dass Reisende im Internetformular neben Informationen wie Name, Anschrift und Geburtsdatum auch den Reisezweck angeben müssen. Und auch ein Reiseplan soll gefordert werden- man muss also sagen, wann man wo in Europa ist. Diskutiert wird außerdem, ob man auch vorab angeben muss, welche Verkehrsmittel man nimmt.  Für Peter Schall von der Gewerkschaft der Polizei Bayern überwiegen daher ganz klar die Nachteile die Vorteile der neuen Regelung:

"Klar mag es dann bei der Abfertigung schneller gehen,  wenn der Bürger sich vorher angemeldet hat. Aber dafür muss er eben vorher Daten preisgeben. Wenn ich eben spontan etwas machen will, das ist ja dann anscheinend eben nicht möglich, wenn ich mich an diesen Reiseplan verbindlich halten muss. Das Ganze erinnert mich ein bisschen, sorry, an die ehemalige DDR"

Peter Schall, Gewerkschaft Polizei Bayern

Oliver Platzer vom Innenministerium beschwichtigt: Auch in der EU gebe es Datenschutz, außerdem werde gerade eine Machbarkeitsstudie zu ETIAS durchgeführt, dabei würden sicher auch noch solche Fragen geklärt. Peter Schall von der Gewerkschaft der Polizei beruhigt das aber nicht:

"Also wenn das tatsächlich so kommen sollte, dann macht das den gläsernen Touristen aus dieser Geschichte"

Oliver Platzer, Bayerisches Innenministerium


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Kommentieren

Juleps, Freitag, 02.September 2016, 15:09 Uhr

2. Exakter Reiseplan geht garnicht

ESTA Formulare finde ich nicht gut, aber ich lebe damit
Wenn ich jetzt aber auch noch einen genauen Reiseplan angeben muss, suche ich mir ein anderes Urlaubsland.
Ich bin im Urlaub gerne spontan unterwegs, ohne vorher gebuchte Unterkünfte und exakte Terminpläne. Damit ist ein Reiseplan der Zutrifft im Vorfeld unmöglich.

weso, Freitag, 02.September 2016, 13:22 Uhr

1. Reisen

warum muss schon wieder jedes Haar in der Suppe gesucht werden? Erstmal anfangen mit neuen Einreiseformularen, USA und Canada haben es doch vorgemacht.
Als Reisesender macht mir es nichts aus, die ESTA Formulare auszufüllen.