Hoeneß-Nachfolge Hopfner soll Bayern-Präsident werden
Uli Hoeneß geht wohl ins Gefängnis, und Karl Hopfner tritt voraussichtlich seine Nachfolge an - als Präsident des FC Bayern München. Auf ihn hat sich der Verwaltungsbeirat am späten Freitagabend verständigt.

Am 2. Mai soll Hopfner gewählt werden, auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Nach dem Rücktritt von Hoeneß hatte der 61-Jährige bereits kommissarisch die Führung des Vereins übernommen. Der neue Vize-Präsident kommt aus der Oberpfalz: Aufrücken soll der Regensburger Unternehmer Rudolf Schels. Der Gründer der Discount-Kette Netto ist seit 2012 zweiter Vizepräsident.
Wer ist der neue "Bayern-Boss"?
Seit 1983 arbeitet Karl Hopfner an der Säbener Straße - erst als Geschäftsführer, dann als Finanzvorstand und seit 2012 als Vizepräsident. Er gilt als der "Geldmacher" des FC Bayern. Franz Beckenbauer hat ihn einmal als "Finanzgenie" bezeichnet. Hopfner kümmerte sich um die Verträge der Spieler und um die Geschäfte mit den Sponsoren. Allerdings wirkte er eher im Hintergrund, in der Öffentlichkeit hielt er sich meist bedeckt. Vor ihm war bereits Adidas-Chef Herbert Hainer (59) an die Spitze des Aufsichtsrates nominiert worden.
"Wir sind überzeugt, dass mit den vorgeschlagenen Herren die Geschlossenheit des FC Bayern München und die Kontinuität in der Führung des Klubs gewährleistet ist."
Edmund Stoiber, Vorsitzender des Verwaltungsbeirats.
Am Freitag hatte Hoeneß seinen Rücktritt von allen Ämtern erklärt. Völlig überraschend wies der wegen Steuerhinterziehung verurteilte langjährige Bayern-Präsident seine Anwälte an, nicht in Revision zu gehen. Damit akzeptiert Hoeneß die Gefängnis-Strafe von dreieinhalb Jahren.
Haftantritt in einigen Wochen - Freigang nach sechs Monaten?
Nach Angaben von Gerichtssprecherin Andrea Titz wird Uli Hoeneß voraussichtlich in einigen Wochen eine Vorladung zum Haftantritt erhalten. Zunächst müsse geklärt werden, ob die Staatsanwaltschaft noch in Revision geht - und dann geht es darum, wann in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein Platz frei ist. Landsberg am Lech ist für Hoeneß zuständig, da dort Ersttäter einsitzen.
JVA Landsberg - Hoeneß' neue Adresse auf Zeit?
Die Erklärung von Hoeneß im Wortlaut
"Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht dagegen in Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich. Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder. Ich möchte damit Schaden von meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe. Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung." (Quelle: fc-bayern.de)
Im Steuerstrafverfahren vor dem Landgericht München II war Hoeneß am Donnerstag zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten wegen Steuerhinterziehung verurteilt worden. Die Verteidigung hatte gleich danach angekündigt, Revision einzulegen. Das ist nun hinfällig. Auch die Staatsanwaltschaft München verzichtet auf Rechtsmittel gegen das Urteil.
Steuerschuld von 28,5 Millionen Euro
Das Gericht blieb mit seinem Urteil zwei Jahre unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Richter sahen keinen besonders schweren Fall der Steuerhinterziehung, da man Uli Hoeneß keinen großen Eigennutz nachweisen konnte. Klar war aber für das Gericht, dass der Angeklagte selbst die Grundlagen für die Steuerhinterziehung mit dem Konto und Dokumenten gelegt habe. Zudem ging das Gericht in seinem Urteil von einer Steuerschuld von 28,5 Millionen Euro aus. Als Grund nannte Richter Heindl, dass der Solidaritätszuschlag einberechnet werden müsse.
Die Chronologie der Steuer-Affäre
2001 bis 2006
Hoeneß spekuliert im großen Stil an der Börse mittels eines Kontos in der Schweiz. Der damalige Adidas-Chef Louis-Dreyfus habe ihn mit Millionen unterstützt. "Es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts Anderes", sagte Hoeneß im Mai 2013 der "Zeit". Nach anfänglichen Gewinnen habe er aber hohe Verluste gemacht und seine Aktivitäten an der Börse zurückgefahren.
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Wosifan, Dienstag, 18.März 2014, 09:49 Uhr
566. U. Hoeneß
Natürlich: er steht im Mittelpunkt dieser zweifelhaften Machenschaften in Sachen Steuer. Ob Revision oder nicht, ob Reue oder Berechnung, - er hat die Kritiker immer gegen sich. Ist ja auch verständlich.
Als Fußballer hat er einmal angefangen wie viele andere (ich auch), - vielleicht ist er damals als vielleicht 16jähriger mit seinen Kameraden noch per Fahrrad zu den Auswärtsspielen unterwegs gewesen. Aber er war gut. Sehr gut. Und so begann die Karriere. Und dann kam das Geld. Und damit die Herausforderung zum Umgang mit dem Geld. Der ist er unterlegen. Und wir verurteilen ihn.
Aber was ist mit all den anderen jungen Talenten im 'Geschäft Fußball' heute? Wie werden sie mit den Herausforderungen fertig, denen sie durch ihre Taumgehälter ausgesetzt sind? Wir verurteilen Personen, - wenn sie versagen. Hat das S y s t e m nicht schon lange versagt? Wir freuen uns über eine Strafe für U. Hoeneß. Aber was ist mir denen, die ein System geschaffen haben, das für ihn zur Falle wurde. Und dessen Versuchungen auch heutzutage für viele junge Talente zur Falle wird? - Vielleicht sind in Landsberg noch einige Zimmer (Zellen) frei . . .
holzmanneu, Sonntag, 16.März 2014, 19:09 Uhr
565. Gerechtes Urteil für Hoeneß
Nachdem ich eigentlich mit dem Urteil und der Annahme durch Uli Hoeneß erst einmal zufrieden war, ist mein Rechtsempfinden nach dem heutigen Stammtisch und einem Artikel in der SZ doch erheblich gestört. Sowohl von Herrn Markwort als auch von der Süddeutschen, die seit Monaten gegen Hoeneß gehetzt hatte, ist nunmehr zu erfahren, dass seit dem Bestehen des Gesetztes zur Selbstanzeige 60.000 Personen in der Bundesrepublik Selbstanzeige erstattet haben, wovon keiner zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, darunter auch viele Prominente, Politiker, Sportler und auch Leute, deren Hinterziehungsbetrag noch deutlich höher als bei Hoeneß war. Auch das Verfahren gegen Alice Schwartzer, die im Gegensatz zu Hoeneß die Selbstanzeige erst nach den Meldungen in der Presee gemacht hat und somit rechtlich deutlich schlechter dastehen müßte, wurde eingestellt ohne auch nur eine Bewährungsstrafe zu verhängen. Ich kann nicht verstehen warum Hoeneß der einzige ist, der zu einer Haftstrafe verurteilt worden ist, der Gleichheitsgrundsatz wird hier mit Füßen getreten. Es scheint mir so als ob das Münchener Gericht sich weitgehend von der Presse und der aufgeheizten Stimmung in der Bevölkerung hat leiten lassen anstatt davon Recht zu sprechen.
Theresia Knaus, Sonntag, 16.März 2014, 15:31 Uhr
564. Hoeneß
Ich bin einfach nur noch sprachlos, erst die Gefängnisstrafe und dann die Verehrung von allen Seiten. Gibt es bei unserer Gesellschaft kein Unrechtsbewusstsein? Warum immer nur diese Unterschiede vom einfachen Dieb und den ehrenwerten Herren! Beim Stammtisch heute war nur eine einzige Huldigung von Herrn Hoeneß die Botschaft.
Der Simpel, Sonntag, 16.März 2014, 08:36 Uhr
563. Gerechtigkeit
Die Kanzlerin spricht Hoeneß ihren Respekt aus. Hat sie das Gustl Mollath, der über 7 Jahre weggesperrt wurde, auch?
schmitz walter, Samstag, 15.März 2014, 19:46 Uhr
562. Wer ohne Schuld ist...
...werfe den ersten Stein!
es laufen Kinderschänder frei herum, es laufen Alkolenker die jemanden tot gefahren haben frei herum...bis auf jene, die den Uli persönlich nicht mögen, hat niemand was von der Haft. Solche wie Er sollten richtig viel zahlen müssen, kleinere Steuersünder oder kleine Firmen zum Ausgleich mit mehr Nachsicht bestraft werden und gut ist es. Da gibt es zB. ja auch Zocker die auf Lebensmittel spekulieren und die Preise künstlich hoch treiben, uvm.... Das ist meiner Meinung auch ein Verbrechen...Uli ist kein Verbrecher! da müssten viele Politiker für ihre Taten u Doppelmoral auch in den Knast, aber da ist ja nie wer für irgend etwas verantwortlich...
Alles Gute Uli Hoeneß