Standortsuche für Nationalpark Die Bürger werden gefragt
In Sachen dritter Nationalpark legt sich der Freistaat erst einmal nicht fest. Zuerst sollen Regionen und Bürger befragt werden. Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) deutete allerdings an, dass Rhön oder Spessart in Frage kommen.
Die Rhön, der Spessart oder eine ganze andere Region? Auf die Frage, wo der angekündigte dritte bayerische Nationalpark hinkommen wird, gab es von der Ministerin heute keine Antwort, nur die Andeutung, dass ein Nationalpark in der Rhön oder im Spessart ein starkes Signal für Franken wäre:
"Natürlich sind das zwei Gebiete, die sehr schützenswert sind, bei denen wir schöne Buchenwaldbestände haben - wenn ich an den Spessart denke. Aber wichtig ist, dass wir die Menschen mitnehmen. Ohne die Bürger vor Ort ist kein Naturschutz zu machen."
Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU)
Ihr Ziel sei ein Dialog mit den interessierten Regionen, um damit auch Bereitschaft für die Unterstützung eines Nationalpark-Projekts vor Ort zu bekommen, sagte die Ministerin. Sie warb für das Projekt mit dem Hinweis, dass ein Nationalpark ein ökologisches Konjunkturprogramm für eine Region sei. Nach dem Berchtesgardener Land in der Alpenregion und dem Bayerischen Wald im Mittelgebirge will die Umweltministerin mit den neuen Nationalpark besonders die Buchenwälder schützen.
Steigerwald ausgeschlossen
Der Steigerwald aber soll es nicht werden, betonte Ulrike Scharf noch einmal. Dort habe man mit den Landräten andere Regelungen zum Schutz der Natur gefunden. Scharf gab zu verstehen, dass die Unterstützung für einen Nationalpark groß sein müsse, gezwungen solle niemand werden. Ob und wo der dritte Nationalpark nun ausgewiesen wird, das wird sich erst nach den Gesprächen mit den betreffenden Regionen zeigen.
Regionen von Plänen überrascht
Der Dialog vor Ort fand bislang noch nicht einmal mit den Landräten statt: Bad Kissingens Landrat Thomas Bold erfuhr von den Plänen der Staatsregierung aus den Medien. Dem Bayerischen Rundfunk sagte er, es habe noch keine Kontaktaufnahme diesbezüglich stattgefunden.
"Sollte die Rhön ausgewählt werden, müssen wir sehen, wie die Rahmenbedingungen sind. Sicherlich haben Nationalparks touristisch eine hohe Bedeutung. Aber man muss auch sehen, welche Auswirkungen das auf die Region hat."
Thomas Bold, Landrat des Landkreises Bad Kissingen.
Bold hält einen intensiven Dialogprozess für zwingend erforderlich. Ein solcher war auch der Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön im Jahr 2014 vorausgegangen. Kommunen und Verbände seien hier intensiv beteiligt gewesen.
Auch sein Amtskollege im Landkreis Main-Spessart, Thomas Schiebel, wurde überrumpelt.
"Ich bin überrascht, dass über unsere Region gesprochen wird, ohne mit den Akteuren vor Ort in Kontakt zu treten. Das ist ein spannender Prozess, der sicherlich auch einer langen Planungs- und Vorlaufzeit bedarf. Der Spessart ist natürlich ein großer zusammenhängender Naturraum – das größte Mischwaldgebiet in dieser Region – und deshalb wäre der Nationalpark auch in touristischer Hinsicht eine Chance. Allerdings sind mit diesem Titel und diesem Prädikat Einschränkungen verbunden."
Thomas Schiebel, Landrat des Landkreises Main-Spessart
Was sagen die Spessarter und Rhöner zu einem möglichen Nationalpark?
Unterscheidung zu bisherigen Nationalparks
Dass ein dritter Nationalpark kommt, hatte das Kabinett in der letzten Woche bei der Klausur der Staatsregierung am Tegernsee beschlossen. Seither wird heftig darüber spekuliert. Die Umweltministerin hat nun den Auftrag einen geeigneten Standort vorzuschlagen.
Bisherige Nationalparks
In Bayern gibt es derzeit zwei Nationalparks: den Nationalpark Bayerischer Wald (seit 1970) und den Alpen-Nationalpark Berchtesgaden (seit 1978).
So viele Regionen kommen für einen Nationalpark gar nicht in Frage. Der dritte bayerische Park soll sich mit seinem Ökosystem deutlich von den bereits bestehenden unterscheiden. Damit dürften das Karwendel- oder das Ammergebirge ausscheiden. Umweltschutzorganisationen wie Bund Naturschutz oder Greenpeace bringen darum den Spessart oder die Rhön ins Spiel. Dort gibt es Eichen oder Buchenwälder, die zu den größten und schönsten in Mitteleuropa gehören. Der Spessart gilt als größtes zusammenhängendes Mischlaubwaldgebiet Deutschlands. Die Rhön ist bereits seit 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt.
Seehofers Wunsch
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte letzte Woche die Grundsatzentscheidung für einen dritten Nationalpark bekannt gegeben. Als Eckpunkte nannte er: der Nationalpark soll vor allem Staatswald umfassen, und wenn möglich grenzüberschreitend sein. Somit bleiben eigentlich nur Spessart oder Rhön. Dort gibt es bereits einen Naturpark (Spessart) oder ein Biosphärenreservat (Rhön). Der Naturpark Spessart erstreckt sich von Bayern bis nach Hessen, das Biosphärenreservat Rhön von Bayern nach Hessen und Thüringen.
Kommentieren
NF, Donnerstag, 04.August 2016, 08:16 Uhr
16.
Mach wir gleich ganz Deutschland zu Nationalparks dann hat sich alles erledigt.
Niederbayer, Donnerstag, 04.August 2016, 07:15 Uhr
15.
Rettet die Erde sie ist unser einziger Planet mit Bier.
Wald im Staatswald verloren, Mittwoch, 03.August 2016, 21:14 Uhr
14. Ablenkung aber es wird nicht vergessen!!!
Oh liebe Regierung. Die Taktik geht fast auf, die Leute gegeneinander auszuspielen.
Und das ist der einzige Grund für diese Pressemeldung.
1. einen auf umweltfreundlich machen, obwohl die Regierung für die Zerstörung des Staatswaldes und gleichzeitig Heimat verantwortlich ist. (Bayerische Staatsforsten ist kein Geheimnis. Überall zu sehen, google maps, im Wald, und auf der Seite der Bayerischen Staatsforsten selbst, wenn man diese kritisch liest...dort stehen auch die Gebiete, die von den Bayerischen Staatsforsten "bewirtschaftet" werden. Es ist soweit, dass die Staatsforsten auf ihrer Satellitenkarte die eigenen Gebiete grau überdecken. warum wohl. einfach nur mit google maps abgleichen und/oder selbst in den Wald gehen)
2. vom Thema ablenken, in dem die Leute gegeneinander schimpfen, ganze Regionen gegeneinander ausgespielt werden.
googeln: Steigerwald Bayerischen Staatsforsten und Greenpeace.
Auch der restliche Staatswald z.B. im Bayerischen Wald wird zerstört
Antwort von naturschuetzer, Freitag, 05.August, 23:08 Uhr
Dann benennen sie bitte konkret wo z.B. der Staatswald im Bayerischen Wald zerstört wird.
Ein yWirtschaftswald schaut nun mal anders aus als ein Nationalpark (Wege,Rueckegassen etc)
Aber es ist sicher besser fas Holz für Dachstühle,Moebel etc aus heimischen Waeldern zu gewinnen statt zB aus Grosslahlschlaegen in Rumänien
Antwort von Wo ist der Wald?, Samstag, 06.August, 10:36 Uhr
Das ist gar nicht nötig. Schauen Sie nach wo der Bayerische Wald ist, dann gehen Sie in einen Teil des Staatswaldes Ihrer Wahl und schauen es sich an.
ICH bin nicht verpflichtet hier genaue gps-Angaben oder sonstiges zu machen. Eher müssten Sie beweisen, dass diese Zerstörungen nicht stattfinden...
Und das ist leider nicht möglich... Geht um großflächige Zerstörungen im Staatswald der Wahl...
Es gibt schon noch Abstufungen zwischen "Wirtschaftswald", wie Sie es nennen und Nationalpark.
Und Wirtschaftswald im Bayerischen Wald schließt sich einfach mal komplett aus! Oder sehen Sie das irgendwie anders?
Und es gilt ebenso für ganz Deutschland, dass wir es uns nicht leisten können unserer Wälder mit sämtlichen Auswirkungen so zu zerstören.
Die kleinen "Rückegassen" gell. Es ist alles auf google maps zu sehen - und bitte, das sagt alles...
Es ist einfach nur Propaganda das als nur normale Waldnutzung hinzustellen.
Antwort von verbrannt und verscherbelt, Samstag, 06.August, 10:40 Uhr
kleine Bemerkung zum letzten Satz.
sinngemäß:
Es ist besser hier den Wald zu zerstören als anderswo. Diese Logik wird kaum greifen...
Wobei das stimmt ja alles gar nicht, der Wald wird ja nicht zerstört...wollen Sie sagen, es wäre ja nur Wirtschaftswald und da wäre das so, ist normal... Nein.
Dieses Bild ist nicht aufrecht zu erhalten, weil es wie soll es anders sein SICHTBAR ist.
Ständecke, Mittwoch, 03.August 2016, 16:26 Uhr
13. selbst offensichtliche Tatsachen werden ignoriert...
Die Bürger/innen in der Region Steigerwald werden durch ihre gewählten Vertreter (Stadt-, Gemeinderäte, Bürgermeister, Kreisräte) repräsentiert. Bis auf eine von über 55 Gemeinden sprechen sich keine Gemeinde und kein Landkreis für einen Nationalpark aus. Ausdrücklich gegen einen Nationalpark sprechen sich ca. 40 Gemeinden aus und die drei Landkreise die es betrifft. Wo soll hier eine Mehrheit sein???
Wenn hier jemand Propaganda jenseits jeder Realität macht, dann der Bund Naturschutz und der Nationalparkverein! "Aufbruch und Zukunft" mit den Idealen von gestern - oh je oh je!
Antwort von Karl, Mittwoch, 03.August, 23:32 Uhr
Herr Ständecke, bitte hören Sie doch endlich auf, sich in die eigene Tasche zu lügen. Schließlich heißt es auch aktuell wieder, die Bayer. Staatsregierung unter Seehofer & Co. wolle "die Bürger" befragen und an der Entscheidung für den 3. NP beteiligen. Von den Befindlichkeiten irgendwelcher Dorfbürgermeister als Maßgabe habe ich in dem Zusammenhang nichts gelesen.
Nur zu gerne verschweigen Sie in Ihren posts hier die repräsentativen Befragungen der Bürger im Zusammenhang mit einem Nationalpark im Steigerwald. Das Ergebnis sollte Sie längst nachdenklich machen: http://www.wwf.de/2014/juni/ueber-60-prozent-zustimmung-fuer-nationalpark/
Übrigens, der Ebracher Bürgermeister Schneider hat als erklärter Nationalpark-Befürworter bei seiner erneuten Wiederwahl im Jahr 2014 89,42 % der Wählerstimmen erhalten. Auch hier also lahmt Ihre Argumentation schwer. Vielleicht wollen Sie nach fast 10 Jahren mit Ihrem Verein nicht doch endlich zur Versachlichung beitragen? Ich bin gespannt.
Waldgott Gottwald, Mittwoch, 03.August 2016, 16:17 Uhr
12. Diese Aussage von Herrn Ebert ist SCHLICHT FALSCH.
"Nationalpark-Gegner wollen ihr Holz nicht abschreiben
Oskar Ebert vom Verein "Unser Steigerwald", ein Gegner eines Nationalparks Steigerwald, erklärte vor wenigen Wochen seine Position. Ein Nationalpark würde ihm zufolge die wirtschaftliche Existenz vieler Betriebe in der Region bedrohen."
(Anm.: das Zitat stammt von einem weiteren Artikel)
Die Existenz der Sägewerke im Steigerwald wird viel mehr von Großsägewerken wie (... Firmenname von der Red. gelöscht) in Aschaffenburg beeinträchtigt - diese Konkurrenz ist viel zu stark.
Die Nationalparkverordnung, die der BN vor Jahren provisorisch für den Steigerwald hat entwerfen lassen, betont ausdrücklich den Vorrang der einheimischen Bevölkerung bei der Holzversorgung!
Es ist bitter, dass sich die alten Horrormärchen seit Jahren halten und immer wieder aus der Mottenkiste geholt werden.
Dem Steigerwald steht ein großangelegter Raubbau zugunsten eines österreichischen Großsägekonzerns vor.
Rettet den Hohen Buchenen Wald!
Schützt den Steigerwald! Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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