NSU-Prozess


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152. Verhandlungstag Klare Aussage

Selbst die besonders fragewütigen Nebenklageanwälte waren platt. Präzise lieferte eine Ermittlerin des Landeskriminalamtes (LKA) Stuttgart dem Gericht Zahlen und Termine, Orte und Namen - bis kaum noch einer der Rechtsanwälte eine Frage stellen wollte.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 21.10.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

21 Oktober

Dienstag, 21. Oktober 2014

Und die Kriminalhauptkommisarin weiß, wovon sie spricht. Sie gehörte nach dem NSU-Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn zum ersten Ermittlerteam - und sie untersuchte das Umfeld der Rechtsterroristen in Baden-Württemberg bis Anfang 2014.

War Zschäpe noch 2007 in Backnang?

Hinweise, dass sich Beate Zschäpe und zumindest einer der beiden Uwes mehrfach im Südwesten aufgehalten hatten, gab es genug, sagte heute die Kriminalerin. Ein zentraler Treffpunkt war der Keller eines Rechten in Ludwigsburg. Was dort getrunken wurde, ist überliefert - was gesprochen wurde eher nicht. Allerdings spielten sich diese Treffen in einer Zeit ab, in der das Trio noch nicht im Untergrund lebte. Informationen, nach denen Beate Zschäpe noch im Jahr 2007 im schwäbischen Backnang gesehen wurde, erwiesen sich als Flop. Auch dieser Spur war das Bundeskriminalamt zusammen mit dem LKA nachgegangen. Ein junger Mann, der angeblich Beate Zschäpe für eine Nacht ein Bett zur Verfügung gestellt hatte, wurde gefunden. Die vermeintliche Terroristin entpuppte sich als Litauerin.

Weitere Überraschungen nicht ausgeschlossen

Die Auskunftsfreudigkeit der Kriminalerin kannte aber auch Grenzen. Sie habe nur eine beschränkte Aussagegenehmigung, erklärte sie im Zeugenstand. Schweigsam wurde sie immer dann, wenn es um noch laufende Ermittlungen ging. Denn noch immer versuchen die Behörden herauszufinden, wo und welche Unterstützer der NSU bei seinen Touren durch Deutschland hatte. Und noch immer sind sich die Ermitller und die Bundesanwälte nicht sicher, ob hier im Münchner Strafjustizzentrum wirklich alle Fälle angeklagt sind, die auf das Konto des Trios gehen. Auch nach dem 152. Verhandlungstag sind Überraschungen durchaus noch möglich.


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