NSU-Prozess


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201. Verhandlungstag, 28.04.2015 Grenzen ausloten

Bekamen die NSU-Terroristen Unterstützung aus dem rechtsextremen Milieu? Ein Szene-Zeuge wollte sich dazu nicht erinnern - so aufreizend, dass dem Richter mehrmals der Geduldsfaden riss.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 28.04.2015 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

28 April

Dienstag, 28. April 2015

Grenzen ausloten - darum ging es am heutigen 201. NSU-Verhandlungstag. Den ganzen Vormittag bemühte sich das Gericht, einem Szene-Zeugen, der einst der "Weißen Bruderschaft Erzgebirge" angehörte, Einzelheiten zum rechten Milieu in den neuen Bundesländern zu entlocken. Und nicht zum ersten Mal machte ein Zeuge Erinnerungslücken geltend und nuschelte vor sich hin, bis dem Vorsitzenden Richter mehrfach der Geduldsfaden riss. Der Frage, ob und wie die untergetauchten NSU-Terroristen Unterstützung aus der rechten Szene bekamen, blieb unbeantwortet. Am Ende regten einige der Nebenklageanwälte an, die Bundesanwälte mögen bei der Münchner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den Zeugen wegen Falschaussage anregen. Immerhin hatte der behauptet, den Angeklagten André E. nicht von dessen Bruder unterscheiden zu können, obwohl beide mittendrin in der Szene steckten.

NSU und "Blood & Honour"

Rund um die Vernehmung des zweiten heutigen Zeugen, immerhin der Ex-Deutschlandchef des rechten "Blood & Honour"-Netzwerks stritten sich der Vorsitzende Richter, die Verteidiger der Angeklagten und die Nebenklageanwältin Antonia von der Behrens um die Zulässigkeit von Fragen. Kernpunkt: Muss das Gericht herausfinden, ob die NSU-Terroristen ideologisch auf der Linie von "Blood & Honour" lagen und wer, wann  und wo den Kampf im Untergrund befürwortet hat. Das Gezänk darüber nahm am Ende mehr Zeit in Anspruch als die Antworten des Zeugen. Der beteuerte mehrmals, längst aus der Szene ausgestiegen zu sein und heute ein bürgerliches Leben zu führen. Dass es bei "Bood & Honour" auch Diskussionen um Gewalt gab, räumte er immerhin ein. Vor allem der in Franken ansässige Ableger der Gruppierung habe sich da an "Combat 18" orientiert, die schon mit ihrer Musik Gewalt an Andersdenkenden und "Andersrassigen" - so der Jargon des Zeugen - verherrlicht habe. Die Deutschlandtreffen von "Blood & Honour" bezeichnete er als Riesenbesäufnis, bei dem sich die konkurrierenden Produzenten von Neonazi-Musik regelmäßig in die Haare geraten seien. Es sei immer um Geld gegangen - ein Beleg dafür, welch lukratives Geschäft die rechte Musikbranche doch ist.


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