NSU-Prozess


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261. Tag im NSU-Prozess "Brutal und rücksichtlos!"

"Brutal und rücksichtslos", so haben Zeugen vor Gericht den Mann beschrieben, der am 5.Oktober 2006 eine Zwickauer Sparkassenfiliale überfiel und dabei einen der Banklehrlinge niederschoss. Wie man heute weiß, war der Täter Uwe Böhnhardt, der bei dem Überfall nach Angaben der Zeugen überaus nervös und wenig professionell gewirkt habe.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 17.02.2016 | Archiv

"Geld raus, sonst knallts!", das habe der maskierte Mann gerufen – und gleich mal einer Bankangestellten eine schweren Ventilator an den Kopf geworfen. Als die Frau mit Kollegen in einen Nebenraum der Sparkasse flüchtete, folgte ihr der Täter und gab aus seiner Pistole gleich einmal einen Schuss ab. Die Kugel schlug im Fußboden ein.

Der zweite Schuss trifft

Der zweite Schuss traf dann allerdings den Lehrling der Zwickauer Sparkasse in den Bauch. Der hatte im Schalterraum den Bankräuber von hinten angesprungen und umzureißen versucht. Das gelang jedoch nicht – und der Bankräuber drehte sich um, zielte auf den Bauch des jungen Mannes und drückte ab.  Das Projektil zerfetzte die Milz des Lehrlings und streifte das Rückgrat – mit Dauerfolgen für den jungen Mann, der heute nur noch eingeschränkt arbeitsfähig ist und als Folge des brutalen Überfalls den Beruf des Bankkaufmannes aufgeben musste. 

Arzt rettet Lehrling das Leben

Die ganze Rücksichtslosigkeit fasste heute eine Zeugin in einem Satz zusammen: "Der hat einen Augenblick gewartet – und dann in aller Ruhe abgedrückt!" Einem Arzt, der zufällig im Vorraum der Bank stand, hielt der Bankräuber bei seiner Flucht noch seine Pistole an den Kopf. Der Mediziner, der später dem schwerverletzten Lehrling Erste Hilfe leistete, berichtete heute als Zeuge ruhig und präzise den Ablauf der Tat aus seiner Sicht. Raum für Persönliches blieb da nur wenig – mit einer Ausnahme: "Der hat ein bisschen gelächelt, wie er auf mich gezielt hat!"

Zschäpe belastet

Dass Beate Zschäpe in ihrer vor wenigen Wochen abgegebenen Erklärung eingeräumt hatte, von den Überfallen der beiden Uwes gewusst zu haben, aber nichts dagegen unternahm, könnte ihr im Zusammenhang mit dem Zwickauer Banküberfall zum Verhängnis werden. Obwohl die beiden Haupttäter tot sind, wertet die Bundesanwaltschaft den Schuss auf den Banklehrling als versuchten Mord. Und der kann - auch bei Mittätern - mit lebenslanger Haft geahndet werden.


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