NSU-Prozess


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317. Verhandlungstag, 26.10.2016 Peggy und der NSU

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Die Polizei findet DNA Spuren des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt neben der Leiche von Peggy Knobloch. Damit hatte vor knapp zwei Wochen wohl kaum ein Ermittler gerechnet. Beeinflusst diese Erkenntnis nun auch den NSU-Prozess in München?

Stand: 26.10.2016 | Archiv

Alf Meier | Bild: BR

26 Oktober

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die stellvertretene Pressesprecherin des Oberlandesgerichtes war sich heute Morgen recht sicher. Der Fall Peggy wird im NSU-Prozess erst einmal keine Rolle spielen:

"Wir haben noch überhaupt keine Nachweise, die in Richtung unserer Angeklagten gehen. Wir haben nicht einmal einen Verdacht, der in Richtung unserer Angeklagten geht, so dass es einfach zu früh ist, darüber sich schon Gedanken zu machen"

. Barbara Stockinger, Pressesprecherin Oberlandesgericht München

Überraschung am Nachmittag

Doch der Prozess ist auch nach über drei Jahren noch immer für eine Überraschung gut. Am Nachmittag spricht der Vorsitzende Richter Götzl den Fall Peggy direkt an. Götzl will von Beate Zschäpe wissen, ob die Hauptangeklagte hierzu Informationen hat, die nicht in der Presse standen, die also vielleicht von Böhnhardt direkt stammen.

Ein Opferanwalt beantragt zudem, die kompletten Peggy-Akten dem Verfahren beizuziehen. Auf einem Computer der NSU-Terroristen, der in diesem abgebrannten Versteck in Zwickau gefunden wurde, hätte sich kinderpornografisches Material befunden, sagt Mehmet Daimagüler zur Begründung. Das und andere Beweise würde den Verdacht nahe legen, dass das NSU-Trio seinen Unterhalt auch durch Kinderpornografie bestritten hätte oder zumindest in dieses Milieu verstrickt gewesen sei.

"Wir haben Böhnhardt, der schon Anfang der 90er Jahre beschuldigt wurde in einen Kindermord verwickelt gewesen zu sein. Wir haben Tino Brand, der ja einer der engsten Vertauten des Trios war, der jetzt einsitzt wegen Kinderprostitution. Insofern glaube ich, ist das ein wichtiger Anhaltspunkt. Und dem wollen wir nachgehen"

 Mehmet Daimagüler, Opferanwalt

Zschäpes Glaubwürdigkeit

Beate Zschäpe wird die Fragen des Vorsitzenden Richters wie immer schriftlich beantworten. Anhand des Falls Peggy will das Oberlandesgericht womöglich die Glaubwürdigkeit Zschäpes überprüfen. Vielleicht will man sich aber einfach nur nicht vorwerfen lassen, untätig gewesen zu sein.


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