NSU-Prozess


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18. Verhandlungstag Zschäpe kritisierte angeblich ihre Verteidigung

"Er macht ja eigentlich sehr wenig", soll die Hauptangeklagte Beate Zschäpe über einen ihrer Pflichtverteidiger gesagt haben. Das berichtete ein BKA-Beamter, der am 3. Juli im NSU-Prozess als Zeuge vor dem OLG München geladen war.

Stand: 03.07.2013 | Archiv

Beate Zschäpe beim NSU-Prozess in München | Bild: picture-alliance/dpa

"Er macht ja eigentlich sehr wenig", soll die Hauptangeklagte Beate Zschäpe über einen ihrer Verteidiger gesagt haben. Das berichtete ein Beamter des Bundeskriminalamts (BKA), der heute im NSU-Prozess als Zeuge vor dem Oberlandesgericht (OLG) München geladen war.

Drei Pflichtverteidiger hat Zschäpe, über Wolfgang Heer habe sie sich "sehr, sehr unzufrieden" geäußert, denn: "Er macht ja eigentlich sehr wenig." Das berichtete der BKA-Beamte, der Zschäpe im Juni 2012 auf einem Transport nach Jena begleitet hatte, damit sie dort ihre Mutter und ihre Großmutter sehen konnte. Der Zeuge gab weiter an, Zschäpe habe gesagt, ständig lese sie irgendwelche Dinge aus den Akten in der Presse, obwohl ihr Heer versichert habe, dass er nichts an die Presse gegeben hätte.

Zschäpes Verteidiger im NSU-Prozess: Wolfgang Stahl, Wolfgang Heer, Anja Sturm (v.l.n.r.)

Über ihren zweiten Verteidiger, Wolfgang Stahl, habe sie gesagt, "der hätte immer die gleiche Meinung wie Herr Heer. Darum sei sie ganz froh, sich mal mit uns zu unterhalten", so der Polizist.

Zschäpe zog laut Zeuge Aussagebereitschaft zurück

Einer ihrer Anwälte habe Zschäpe außerdem geraten, nicht auszusagen, wie der BKA-Beamte weiter berichtete. Ursprünglich habe die heute 38-Jährige aussagen wollen. "Ja, sie wollte das eigentlich, insbesondere als es ihrer Großmutter schlecht ging, um sich bei ihrer Großmutter zu entschuldigen", so der Zeuge. "Wenn sie aussagt, dann vollständig und umfassend", habe sie gesagt. "Sie sei niemand, der nicht zu ihren Taten steht." Auf der jeweils vier Stunden langen Fahrt nach Jena und zurück sie Zschäpe mit den Beamten ins Plaudern gekommen. "Das lief alles in einer freundlichen Atmosphäre ab. Die Zeit verging wie im Flug", sagte der Beamte.

Das Haus des NSU-Terrortrios in der Zwickauer Frühlingsstraße wenige Tage nach der Explosion

Vor Gericht äußerte sich Zschäpe bislang in der Tat nicht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr unter anderem vor, an zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen beteiligt gewesen zu sein. Die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) war im Herbst 2011 aufgeflogen: Am 4. November töteten sich Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos selbst, nachdem ein Banküberfall in Eisenach schief gelaufen war. Am selben Tag flog in Zwickau das Haus, in dem das mutmaßliche Terrortrio gewohnt hatte, in die Luft. Zschäpe setzte es laut Anklage in Brand. Danach war sie mehrere Tage auf der Flucht, bis sie sich am 8. November 2011 in Jena der Polizei stellte.


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