NSU Verschollene Fotos aufgetaucht
Vier Jahre nach dem Auffliegen des NSU sind verschollene Fotos vom Eisenacher Tatort wieder aufgetaucht: Innenaufnahmen der Feuerwehr Eisenach vom ausgebrannten Wohnmobil, in dem die Leichen von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gefunden wurden.
Die neuen Fundstücke lassen die Arbeit der Ermittlungsbehörden im Zusammenhang mit den Taten des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) erneut in einem schlechten Licht erscheinen. Neben den Bildern der Feuerwehr tauchte bei einer Suchaktion in den Räumen der Polizei Gotha auch eine 400 Seiten starke Ermittlungsakte zum Bankraub in Arnstadt im September 2011 wieder auf. Diesen sollen die beiden mutmaßlichen Rechtsterroristen Mundlos und Böhnhardt verübt haben.
Auslöser der Suchaktion war nach Informationen des MDR Thüringen eine Anweisung der Landespolizeidirektion an alle Polizeidienststellen in Thüringen, nach Material mit einem Bezug zum NSU-Komplex zu suchen.
Brisante Tatortfotos
Am 4. November 2011 war der NSU nach einem Banküberfall in Eisenach aufgeflogen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich Mundlos und Böhnhardt in ihrem Wohnmobil selbst töteten, als ihnen klar wurde, dass sie der Polizei nicht mehr entkommen konnten.
Die ersten Bilder vom Tatort wurden damals von der Feuerwehr Eisenach aufgenommen. Die Kamera und die Speicherkarten wurden noch am Tatort von der Polizei beschlagnahmt. Als die Feuerwehr diese wieder bekam, waren die Speicherkarten leer.
Spuren vielleicht verwischt
Die nun gefundenen Bilder sind die bisher einzig bekannten Aufnahmen vom Innenraum des Wohnmobils direkt am Tatort. Alle anderen Fotos wurden später in der Halle eines Abschleppunternehmens gemacht, in die das Wohnmobil mit den Leichen gebracht worden war. Durch das Abschleppen wurden aber möglicherweise wichtige Spuren zerstört oder verändert. Die Fotos könnten also für den vor dem Oberlandesgericht München laufenden NSU-Prozess durchaus relevant sein.
Zwar ist noch nicht bekannt, was genau sich auf den Bildern befindet, doch sie könnten die letzten Stunden im Leben von Mundlos und Böhnhardt in einem neuen Licht erscheinen lassen. So geht die Bundesanwaltschaft davon aus, dass Mundlos zuerst Böhnhardt erschoss und dann sich selbst. Sollte sich etwa die Lage der Leichen verändert haben, müsste man eventuell zu einer neuen Bewertung kommen.
Weiteres Material erwartet
Die Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschuss in Thüringen, Dorothea Marx (SPD), sagte auf Anfrage von MDR Thüringen, dass weiteres Material erwartet werde, das für den Ausschuss relevant sei. Die einzige Überlebende des NSU, Beate Zschäpe, steht in München seit zweieinhalb Jahren vor Gericht. Ihr wird unter anderem die Mittäterschaft an zehn Morden vorgeworfen.