Beisetzung in München Abschied von Max Mannheimer
Heute Nachmittag wurde der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer auf dem Israelitischen Friedhof in München beigesetzt. Er war am Freitag mit 96 Jahren in einer Klinik gestorben.
Der Shoa-Überlebende mit der eintätovierten Nummer 99728 findet seine letzte Ruhe in München auf dem Jüdischen Friedhof in der Garchinger Straße.
Beigesetzt wurde Mannheimer unter der Teilnahme mehrerer hundert Trauergäste. Darunter waren Familienangehörige, Weggefährten aus den jüdischen Gemeinden sowie Vertreter von Stadt- und Landespolitik – etwa Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle, Münchens Alt-OB Christian Ude, OB Dieter Reiter und sein Stellvertreter Josef Schmid.
Schlichter Rahmen
Die Beerdigung war sehr schlicht gehalten, wie es im jüdischen Glauben Brauch ist. Zehn Ehrenamtliche haben den Sarg ins Grab gesenkt und anschließend mit Erde bedeckt. Freunde und Angehörige legten Steine auf das Grab. Blumen und Musik gab es nicht. Dafür wurde am Grab das jüdische Totengebet "Kaddisch" gesprochen. Ein Kondolenzbuch liegt in der Israelitischen Kultusgemeinde am Jakobsplatz aus.
Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, hielt die Trauerrede für Max Mannheimer. Darin sagte sie:
Sie erinnerte auch daran, dass Mannheimer lange brauchte, ehe er Worte für das Ungeheuerliche fand, das er erlebt hatte.
"Nur wenige wussten von seinen Angstträumen, Melancholie, Omnipräsenz der Lagererfahrung, in der ein Teil von ihm verharrte. Kaum einer vermag sich die enorme Spannung vorzustellen, die er aushalten musste - zwischen Vergessen-Wollen und Nicht-Vergessen-Dürfen. Um der Opfer willen, damit ihre Leiden nicht im Vergessen verschwinden, sie nicht noch einmal ausgelöscht werden."
Charlotte Knobloch
Mannheimer entdeckte die Malerei als Instrument der Bewältigung, sah sich aber nie als Künstler im engeren Sinne. Öffentlich zu sprechen begann er erst, als er sich selbst irrtümlich dem Tode nahe wähnte - und das Geschehene festhalten wollte. Knobloch zitierte den Verstorbenen:
Spenden statt Kränze
Anstelle von Blumen und Kränzen bat die Familie Mannheimer-Faessler zum Gedenken an Max Mannheimer um eine Spende an die Bildungseinrichtungen der jüdischen Gemeinde. Rabbiner Steven Langnas und der Oberkantor der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Shmuel Barzilai, leiteten die Beerdigung.
Erinnern, versöhnen, mahnen
Max Mannheimer und seine Familie wurden im Januar 1943 ins Konzentrationslager Theresienstadt und dann nach Auschwitz deportiert. 1945 wurde er nach jahrelanger KZ-Haft von US-Soldaten befreit. Nur er und sein Bruder Edgar überlebten die Shoa. Seine Eltern, seine Geschwister und seine Frau waren in Auschwitz ermordet worden.
Mehr als 30 Jahre lang hat Max Mannheimer Zeitzeugengespräche geführt und dabei Schüler wie auch Erwachsene über die Shoa aufgeklärt. Das Erinnern an die Gräueltaten der deutschen Faschisten war seine Lebensaufgabe.