Abfuhr für Aigner Bayern braucht kein neues Gaskraftwerk
Wirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte Anfang der Woche gefordert, als Reserve für das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) ein neues Gaskraftwerk in Bayern bauen zu lassen. Die Bundesnetzagentur lehnt das allerdings ab.
Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks teilte die Bundesnetzagentur mit, dass es keine Notwendigkeit für ein neues Gaskraftwerk gebe. Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld kann nach den gültigen Berechnungen der Bundesnetzagentur wie geplant stillgelegt werden, ohne dass die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Und zwar auch, falls die so genannte "Thüringer Strombrücke" - eine Hochspannungsleitung über die Ökostrom aus Norddeutschland in den Freistaat geleitet werden soll - nicht rechtzeitig fertig werden sollte.
Strom über bestehende Kraftwerke decken
Ohne Ermächtigung durch die Bundesbehörde wird es unter den derzeitigen Marktbedingungen auch kein neu gebautes Reservekraftwerk in Bayern geben. Denn eine solche Notmaßnahme müsste von allen Stromkunden per Umlage finanziert werden, da neu gebaute Gaskraftwerke aktuell nicht wirtschaftlich sind. Zwar sieht auch die Netzagentur für den Winter 2015/16 noch einen ungedeckten Reserve-Bedarf von etwa 1200 Megawatt, man sei aber "sehr zuversichtlich", dass man dafür bereits bestehende Kraftwerke unter Vertrag nehmen kann, so die Netzagentur.
Aigner für neues Gaskraftwerk
Für Wirtschaftsministern Aigner ist ein neues Reservekraftwerk "zwingend erforderlich", um die Stromproduktion des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld zu kompensieren. Das sagte Aigner am Montag (16.12.13) in München. Wo das neue Gaskraftwerk stehen könnte, ist allerdings unklar.
"Es gibt eine Möglichkeit, die ich Ihnen jetzt noch nicht sagen kann."
Ilse Aigner (CSU), Bayerische Wirtschaftsministerin
Unklarer Markt
Das Energiekonzept der Staatsregierung sieht den Bau von vier bis fünf großen neuen Gaskraftwerken in Bayern vor. Dieser Plan funktioniert allerdings nicht. Denn solange Ökostrom Vorrang bei der Einspeisung hat, werfen Gaskraftwerke kaum Gewinne ab und sind für viele Investoren uninteressant. Bis Ende 2015 soll zwar die "Thüringer Strombrücke" in Betrieb gehen. Doch ob diese Hochspannungsleitung pünktlich fertig wird, ist noch ungewiss. Stephan Kohler, der Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur, ist wegen der Verzögerungen sehr ungehalten. Für die Versorgungssicherheit in Bayern ist nach Kohlers Einschätzung allerdings beides nötig: sowohl die Strombrücke als auch ein neues Gaskraftwerk.
Bayerische Wirtschaft drängt
Wegen der drohenden Versorgungsengpässe wird die bayerische Wirtschaft unruhig. Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, fordert intelligente Lösungen. "Das heißt für uns vor allem, dass wir bis zum Jahr 2015 ein Ersatzkraftwerk in Bayern stehen haben", sagte Brossardt.
"Intelligente Lösung können nur die sein, die den Strompreis in Bayern und in Deutschland senken. Alles andere ist schlicht nicht akzeptabel."
Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft
Unbekannter Plan B
Was Wirtschaftsministerin Aigner genau vorhat, ist unklar. In Bayern ist derzeit lediglich der Plan für ein großes Gaskraftwerk genehmigt. Der österreichische Konzern OMV möchte in Haiming (Kreis Altötting) eine 800-Megawatt-Anlage errichten, die voraussichtlich bis 2015 aber noch nicht fertig sein wird. Im oberbayerischen Schongau hat der Papierkonzern UPM die Genehmigung für ein kleineres Projekt mit 70 Megawatt Leistung, das die örtliche Papierfabrik des Unternehmens versorgen soll.
Viele Fragen, keine Fakten
In den vergangenen Monaten wurde auch spekuliert, dass der Energiekonzern E.ON ein vor zehn Jahren abgerissenes Kraftwerk im oberfränkischen Arzberg neu aufbauen könnte. Ein E.ON-Sprecher in Düsseldorf dementierte dies mit den Worten: "Das ist alles Spekulation." Die Thüga-Gruppe – der größte Verbund kommunaler Energie- und Wasserversorger in Deutschland – war zeitweilig auf Standortsuche für ein neues Gaskraftwerk in Franken. Doch an Aigners Plan sei die Thüga nicht beteiligt, sagte eine Sprecherin.
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C. Schäflein, Dienstag, 07.Januar 2014, 13:44 Uhr
5. Energiewende
Die Energiewende ist keine technische oder wirtschaftliche Frage mehr, sondern eine politische. Das älteste deutsche AKW sollte so früh wie möglich, spätestens 2015, abgeschaltet werden, dann gelingt die Energiewende - ohne Atom und Kohle.
Die CSU will nicht wirklich eine Energiewende, fürchtet aber die WählerInnen.
Rainer, Mittwoch, 18.Dezember 2013, 13:14 Uhr
4. super , super
Energiewende ? wo ,warum nicht gleich ein Kohlekraft Werk ??
offenbar ist die Energiewende nur fuer hoehere Gebuehren fuer den Verbraucher gedacht ...echt gute Idee ???
Sepplhuber, Mittwoch, 18.Dezember 2013, 11:17 Uhr
3. Strom hin oder her
Zur Not kann man den Strom in Bayern auch mal abstellen. Früher gab es auch keinen Strom und den Leuten ging es auch nicht schlecht. Vielleicht kann man ja bei den Österreicher Strom einkaufen, wenn es knapp wird. Unter Freunden sollte doch so was möglich sein.
Antwort von I am form Austria!, Mittwoch, 18.Dezember, 15:58 Uhr
Genau so ist es!
Wir helfen gerne aus.
Überhaupt den Bayern.
Ihr habt uns heuer lt. "Quer" sogar etwas dafür gezahlt das wir den Überschußstrom abgenommen haben.
Danke nochmal liebe Freunde! (Kein Sarkasmus)
Auf uns könnt ihr euch verlassen
Ferdinand Peter, Dienstag, 17.Dezember 2013, 06:18 Uhr
2. Gaskraftwerk
Vorrausschauend, informativ bravo so gefallen mir Politiker. Man weiss was ist und was komt.
Energiewende-Kritiker, Montag, 16.Dezember 2013, 23:53 Uhr
1. Neues Gaskraftwerk in Franken
Ganz langsam bemerkt man den Unsinn der Energiewende. Schaffe Bewährtes ab und überlege dann im selbst verursachten Chaos neuen Unsinn, verkaufe ihn aber als Fortschritt.
Die teuer bezahlte, sogenannte Ökoenergie kann ohne Sonnenlicht und ohne Wind nichts „liefern“. Also muss parallel die gleiche Energie ersatzweise bereitgestellt werden, natürlich mit der folgenden, teuersten Energieform Gas (aber nicht deutsches Gas, denn wir haben ja nicht genügend). Liefern Gaskraftwerke, sind sie teuer, liefern sie nicht, wird die „Bereitstellung“ bald zusätzlich bezahlt. Dabei wurde doch versprochen, dass es solche Probleme gar nicht geben wird.
Der Bayerischen Wirtschaft fällt dazu auch nichts ein. „Intelligent“ sollen die Lösungen halt sein. Spätestens mit der Vorstellung der künftigen Stromkosten werden die merken, dass Strom physikalisch gesehen keine Intelligenz hat. Und "intelligente" Zähler und Netze erzeugen nun mal nicht eine kWh zusätzlichen Strom. Aber sie lassen den Mangel natürlich teuer verwalten, worüber sich mein Versorger freut, der dazu viele Leute und Investitionen einstellen kann.
Intelligent wäre, unsere weltweit beste Energie-Infrastruktur wieder Fachleuten zu überlassen und nicht ideologisch bedingt zugrunde zu richten. Mal sehen, wie diser deutsche "Große Sprung nach Vorn" noch ausgeht.
Antwort von BK, Freitag, 20.Dezember, 02:54 Uhr
Endlich mal jemand, der sachlich die Wahrheit schreibt. Bin aber trotzdem gespannt, wie lange es braucht, bis sich die Physik gegen die Ideologie durchsetzt.