ARD-alpha Dokumentarfilm und preisgekrönte Doku über deutsche Waffengeschäfte
Waffen aus Deutschland sind im Ausland sehr gefragt. Doch zu welchen tödlichen Zwecken werden sie dort eingesetzt? ARD-alpha wirft am Freitag, 29. September 2017 einen kritischen Blick auf dieses heikle Thema. Um 21.00 Uhr beleuchtet der Dokumentarfilm "Vom Töten leben" die Frage von Krieg und Frieden am Beispiel der schwäbischen Kleinstadt Oberndorf, die größtenteils von zwei dort ansässigen Rüstungsfirmen lebt. Im Anschluss beschreibt die preisgekrönte Doku "Tödliche Exporte" von Daniel Harrich, wie das deutsche Sturmgewehr G36 trotz Exportverbots im mexikanischen Drogenkrieg auftauchte.
21.00 Uhr
Vom Töten leben
Dokumentarfilm, WDR 2016
Oberndorf befindet sich in einer schleichenden Krise. In der 14.000 Einwohner-Stadt im Schwarzwald sind seit den 80er-Jahren zwei Drittel der Arbeitsplätze in den hier ansässigen Rüstungsbetrieben Mauser (heute Rheinmetall) und Heckler & Koch verloren gegangen.
Manche sprechen von einem Fluch, der auf der Stadt liege, seit 1812 im ehemaligen Augustinerkloster eine Gewehrfabrik gegründet wurde. Millionen Menschen haben durch Waffen aus Oberndorf ihr Leben verloren – eine Tatsache, die viele der dort arbeitenden Menschen nicht an sich heranlassen. Wie gehen sie damit um, dass sie von tödlichen Waffen leben, die nicht nur für die Nato produziert, sondern vielfach auch in Länder verkauft werden, in denen man Menschenrechte mit Füßen tritt? Autor Wolfgang Landgraeber untersucht, ob sich seit seinem ersten Film und seiner wütenden Ablehnung durch die Oberndorfer Mitte der 80er-Jahre etwas geändert hat in der "Waffenstadt".
22.30 Uhr
Tödliche Exporte
Wie das G36 nach Mexiko kam
Doku, SWR 2015
Die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Doku von Daniel Harrich erzählt eine wahre Geschichte aus der größten europäischen Kleinwaffenschmiede Heckler & Koch mit Unterstützung eines Aussteigers, der zwischen die Fronten geriet. Es geht um illegale Exportgeschäfte, Kontrollmechanismen, Korruption. Darum, wie Ingenieure, Juristen und Manager einen millionenschweren Waffendeal einfädelten, der bewirkte, was die Bundesregierung ausdrücklich verboten hatte: dass Gebiete, in denen der mexikanische Drogenkrieg besonders blutig tobt, mit deutschen Gewehren beliefert werden. Dabei hatte die Traditionsfirma Heckler & Koch in Oberndorf am Neckar gerade einen Großauftrag vom mexikanischen Verteidigungsministerium erhalten: tausende Sturmgewehre vom Typ G36.
Aber wie sollte gewährleistet sein, dass keine Waffe in die Krisengebiete gelangt? Unter dieser Bedingung hätte Heckler & Koch auf das Geschäft verzichten müssen. Doch die Firma wollte sich den lukrativen Auftrag nicht entgehen lassen. Und man wollte "legal" liefern, zumindest sollte es so aussehen. Die kritischen mexikanischen Bundesstaaten wurden von der Empfängerliste heruntergenommen. Die Behörden waren zufrieden, doch Heckler & Koch hielt sich nicht an seine "Endverbleibserklärung". Mitarbeiter präsentierten das G36 etwa im Tabu-Bundesstaat Jalisco, die örtliche Polizei bedankte sich. Verdacht schöpfte das Bundesausfuhramt (BAFA) nicht. Man machte es Heckler & Koch sehr leicht, wie die Doku aufdeckt. Weil das BAFA dem Bundeswirtschaftsministerium untersteht? Drückten die Kontrolleure bewusst vor warnenden Berichten von Uno, Amnesty International und dem Auswärtigen Amt ein Auge zu? Oder hatte Heckler & Koch gar Einfluss auf die Politik genommen?