52. Grimme-Preis Freude über Grimme-Preis für "Besondere Journalistische Leistung"
Der Bayerische Rundfunk freut sich über einen Grimme-Preis in der Rubrik "Besondere Journalistische Leistung" für den Themenabend "Tödliche Exporte" im Ersten. Im Rahmen des Themenabends über deutschen Waffenhandel mit Mexiko wurden der Spielfilm "Meister des Todes" (SWR, ARD Degeto, BR) und die Dokumentation "Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam" (SWR, BR) gezeigt – beides BR-Koproduktionen unter der Regie von Daniel Harrich.
Die Jury lobt die "außergewöhnliche investigative Recherche" zum Thema des illegalen Waffenhandels und die "beispielhafte Aufbereitung des zusammengeführten Materials in verschiedenen Fernsehformaten". Die Redaktion beim BR hatte Claudia Gladziejewski, sowohl für Dokumentation als auch den Spielfilm. Stellvertretend für das gesamte Redaktions- und Rechercheteam erhält Regisseur und Produzent Daniel Harrich den Preis. Die 52. Verleihung des Grimme-Preises findet am Freitag, 8. April 2016, im Theater der Stadt Marl statt.
Zum Themenabend gab es auch ein Webspecial von SWR und BR, in dem eine multimediale Webdoku in Einzelschritten nachvollziehbar macht, wie die Waffenexporte des Herstellers Heckler & Koch nach Mexiko möglich gemacht wurden – unter Missachtung der politischen Grundsätze der Bundesregierung.
Am Vorabend des Themenabends lief zum Thema zudem ein Beitrag von report München im Ersten:
Grimme-Preis "Besondere Journalistische Leistung"
Kategorie "Information und Kultur"
"Meister des Todes"
Drehbuch: Gert Heidenreich, Daniel Harrich
Regie: Daniel Harrich
Darsteller: Hanno Koffler, Heiner Lauterbach, Udo Wachtveitl, Alina Levshin, Veronica Ferres, Axel Milberg, August Zirner, Michael Brandner, Herbert Knaup, u.a.
Redaktion: Manfred Hattendorf (SWR), Michael Schmidl (SWR), Christine Strobl (ARD Degeto), Claudia Gladziejewski (BR)
Produktion: diwafilm (Produzent: Daniel Harrich) im Auftrag vom SWR, ARD Degeto und BR
Die Story des Films
Deutsche Waffen tauchen in allen Krisengebieten der Welt auf, entgegen der angeblich restriktiven Kontrollmechanismen. Deutsche Waffenfirmen sind seit langem im Zentrum der Vorwürfe, doch Beweise gab es bisher nicht.
"Meister des Todes" erzählt von einer solchen Firma, die lange Zeit beispielhaft für den starken deutschen Mittelstand war, schließlich von Finanzinvestoren übernommen und unter enormen Druck steht, die Umsätze auf Biegen und Brechen zu steigern. Das Ergebnis: Immer höhere Exportgeschäfte – an immer fragwürdigere Kunden – bis in die Illegalität hinein.
Als ein junger Mitarbeiter (Hanno Koffler) miterlebt, wie an allen Gesetzen vorbei Waffen nach Mexiko geschleust werden und er Zeuge der brutalen Gewalt, Korruption und des Drogenkriegs wird, entschließt er sich auszusteigen und wendet sich sogar gegen seinen langjährigen Mentor (Heiner Lauterbach).
Trotz psychologischem Druck und physischer Bedrohung ist er bereit auszupacken: Eine Lawine kommt ins Rollen, die auch seinen unmittelbaren Vorgesetzen mit in den Strudel reißt und zwingt, sich gegen die Firma zu positionieren.
Die beiden Männer setzen ihr Leben aufs Spiel, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
"Tödliche Exporte – Wie das G36 nach Mexiko kam"
Buch und Regie: Daniel Harrich
Redaktion: Thomas Reutter und Hans Michael Kassel (SWR), Claudia Gladziejewski (BR)
Produktion: diwafilm in Koproduktion mit SWR und BR
Die 30-Minuten-Doku erzählt die Geschichte von schwäbischen Waffenbauern, die mit Unterstützung der zuständigen Ministerien und Behörden einen schmutzigen Deal mit Mexiko einfädelten. Der Deal ermöglichte das, was die Bundesregierung zuvor verboten hatte: Deutsche G36-Sturmgewehre gelangten in den mexikanischen Drogenkrieg. Einen Krieg, in dem ein Menschenleben nichts zählt, Regierung und Polizei mit der Mafia zusammenarbeiten, täglich Menschen verschwinden.
Die deutschen Ministerien und Behörden öffnen ein Schlupfloch für die Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch: Mit geänderten Endverbrauchserklärungen garantiert die Firma, dass die Sturmgewehre nicht in die als besonders kritisch geltenden Bundesstaaten geliefert werden. Von Vorneherein wissen die Ministerien ebenso wie der Waffenhersteller, dass die Auflage nicht eingehalten wird.
Die Dokumentation deckt auf, wie leicht es die Ministerien Heckler & Koch machten, den zwielichtigen Waffendeal mit Mexiko jahrelang durchzuziehen – obwohl das in die Machenschaften involvierte Außenministerium wegen der prekären Menschenrechtssituation im Empfängerland anfangs Bedenken anmeldete. Ferner zeigt der Film, wie die Ministerien und Kontrollinstanzen bewusst vor warnenden Berichten die Augen zudrückten, um das lukrative Exportgeschäft nicht zu behindern und die Oberndorfer Firma zu schützen.
Außergewöhnliche Recherchen
Autor Daniel Harrich hat in Mexiko und in Deutschland akribisch recherchiert. Es gelang ihm, an brisante Dokumente aus dem mexikanischen Verteidigungsministerium, E-Mails zwischen Heckler & Koch und den Behörden und firmeninterne Korrespondenz zu kommen sowie an originales Fotomaterial und Videos von G36-Präsentationen in den mexikanischen Unruhestaaten. Eindrucksvoll belegt die Dokumentation, wie die deutsche Rüstungsexportkontrolle komplett versagte.