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Historischer Rückblick Start des dritten Fernsehprogramms

Am 22. September 1964 startet mit dem Studienprogramm des Bayerischen Rundfunks das erste Dritte Fernsehprogramm in Deutschland. Konzipiert ist es als Bildungsprogramm mit gesellschaftspolitischer Verantwortung. Um 19.00 Uhr gibt Intendant Christian Wallenreiter den Startschuss mit den Worten: „In der stets zahlreicher bevölkerten Welt wird immer mehr gemeinsames Verständnis von allen verlangt, in der veränderlichen Welt werden wir eine fortgesetzte Lernbereitschaft erwerben und Lernfähigkeit bewahren müssen.“

Stand: 08.08.2014

Logo des Bayerischen Rundfunks und Studienprogramms, 1964. | Bild: BR / Historisches Archiv / Paul Sessner

Nach dem Intendanten spricht der Bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel. Damit ist das erste Dritte Fernsehprogramm in Deutschland an den Start gegangen, mit dem Ziel, wie es Christian Wallenreiter in seiner Ansprache formuliert: „Es will den Hörfunk und das bisherige Fernsehprogramm in ihren Bemühungen ergänzen und helfen, die eigene Welt kennenzulernen, Vorurteile zu überwinden, den Sinn zeigen, der in allen Dingen steckt; es will durch neue Gedanken, vielleicht durch neue Erkenntnisse reicher machen.“

Drei Wochen später wird in einer Münchner Tageszeitung die Frage gestellt: „Das dritte Fernsehprogramm: Überflüssig wie ein Kropf?“. Die kritische Antwort folgt wenige Zeilen später mit der Erkenntnis, dass viele den „Bildungskanal“ ablehnen: „Sie brauchen kein eigenes Programm für Volksbildung, denn sie haben Bildung und vertiefen sie nach eigenem Geschmack und in eigener Regie.“ Christian Wallenreiter erklärt das Bildungskonzept pragmatisch: „Wir haben nicht sehr viel Geld zur Verfügung. Es ist günstiger, dass wir häufig mit Wissenschaftlern, mit Professoren arbeiten. Der Professor ist billiger als der Clown.“ Es ist allerdings nicht allein das Geld, das die Konzeption vorgibt, der Name steht für das Programm. Die anfänglich fünf Sendetage haben eine klare Struktur: Dienstag – Politisches Studienprogramm, Mittwoch – Wissenschaftliches Studienprogramm, Donnerstag – Kulturelles Studienprogramm, Freitag – Musisches Studienprogramm mit Theater, Musik und Kunst, Samstag – Filme im Teleclub. Vormittags ist das Schulfernsehen zu sehen, und den Abschluss bildet vor Sendeschluss die „Chronik“ mit Nachrichten und Informationen des Tages.

Der Erfolg gibt den Planern recht. Nach einer Befragung von Infratest 1971 sehen
25 bis 29 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer in Bayern einmal pro Woche Sendungen des Dritten, 6 bis 7 Prozent schalten täglich ein. Es werden Formate entwickelt, wie „Unser Land“, „Die Sprechstunde“, „Die Frankenchronik“, „Blickpunkt Sport“ oder „Bergauf-Bergab“, die das Publikum Jahrzehnte begleiten. Seinen Namen Bayerisches Fernsehen erhält das Programm nach einer Strukturreform 1973, sein heutiges Profil als Vollprogramm entwickelt es nach einer Programmreform im Jahr 1978 und erhält ein Jahr später mit der „Rundschau“ seine eigene Nachrichtensendung.


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