Bionik Lernen von der Natur
Wissenschaftler und Architekten konstruieren mit leichten und festen Baustoffen nach dem Vorbild der Natur sehr stabil und billig Häuser; das haben sie sich vom schnell wachsenden Lotus abgeschaut. Doch die Natur ist so vielseitig, dass nahezu jedes wissenschaftliche Gebiet von den Ideen der Natur profitieren kann. In der Woche vom 23. bis 27. Julii beschäftigen wir uns damit, was menschliche Ingenieurskunst von der Natur lernen kann.
Montag: Die Kraft der Bienen
Professor Jürgen Tautz teilt seinen Arbeitsplatz mit flotten Bienen aus dem Bienenstock. Der "Bienenflüsterer" der Uni Würzburg erklärt zum Beispiel, warum Waben Vorbild für Airbags sind, wie sich die Arbeitskraft der Bienen für leistungsstärkere Akkus im Handy nutzen lässt und was man von einem Bienenschwarm für den Straßen-Verkehr lernen kann. Denn beim Schwänzeltanz vor dem Bienenstock gibt es keine bösen Zusammenstöße, was ja auch im dichten Feierabendverkehr auf innerstädtischen Straßen wünschenswert wäre. Professor Tautz arbeitet auch mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum zusammen.
Dienstag: Öko-Verpackung für Lebensmittel
Orangen, Eier, Bannen und Nüsse sind von Natur aus bestens "verpackt". Auch wenn die Kokosnuss wochenlang in der prallen Sonne liegt, heizt sich die Milch im Innern der Nuss kaum auf. Durch die Verdunstung von Feuchtigkeit aus der Schale bleibt das Innere kühl. Was lässt sich davon für Lebensmittelverpackungen lernen, zum Beispiel, um den riesigen Plastikmüll zu reduzieren? Konkrete Beispiele sind Bio-Verpackungen für Speisen und Getränke. Pflanzen sind Lehrmeister für ökologische Verpackungen, erklärt Professor Horst-Christian Langowski, Leiter des Fraunhoferinstituts für Verfahrenstechnik und Verpackung und Lehrstuhl-Inhaber für Lebensmittelverpackungstechnik an der TU München.
Mittwoch: Der Mensch als Vorbild für Roboter
Nicht nur Pflanzen und Tiere sind Vorbilder in der Bionik, sondern auch der Mensch - als Bauplan für Roboter: Stichwort Feinmotorik. Hier können heutige Roboter kaum etwas so gut wie Menschen, etwa ein Glas oder eine Tasse greifen und heben. Die DLR in Oberpfaffenhofen entwickelt zum Beispiel Roboterarme, die genau das können sollen. Weltweit sorgte vor Kurzem das Experiment für Aufsehen, bei dem eine querschnittgelähmte Frau nur mit ihren Gedanken einen Roboterarm gesteuert hat. Wir haben das Labor besucht, wo dieser Arm konstruiert wurde und ständig weiter verfeinert wird.
Donnerstag: Spinnen - die Königinnen im Netz
Zehnmal dünner als ein menschliches Haar und fünfmal so reißfest wie Stahl sind die Fäden von Spinnen.
Prof. Thomas Scheibel vom Lehrstuhl für Bio-Materialien an der Uni Bayreuth ist fasziniert von netten Tierchen wie z.B. Kreuzspinnen - speziell den Seidenproteinen in ihren Spinnenfäden. Er hat sie analysiert und nachgebaut. Zu den Ergebnissen zählen unter anderem eine Kosmetik-Linie, die bald auf den Markt kommt, und Staubsauger-Beutel für herkömmliche Staubsauger.
Der "Spiderman" aus Bayreuth erzählt uns, welche Eigenschaften der Spinnenseide wir uns zunutze machen können.
Freitag: Bionische Solarzellen - die Energiequelle der Zukunft?
Wenn es gelingt, die Photosynthese völlig nachzumachen, dann ist die Energiefrage der Zukunft gelöst, schwärmt der Physiker Prof. Martin Stutzmann. So wie an der TU München versuchen Forscher weltweit, ein künstliches Blatt herzustellen. Damit wollen sie machen, was jede Pflanze von Haus aus kann, nämlich Licht in Energie umwandeln.