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Ökobanken gut? Was ist "öko" an Ökobanken?

Nachhaltigkeit beim Einkauf, im Haushalt - und neuerdings bei den Finanzen: Wer will, kann sein Geld bei einer Ökobank anlegen. Der Umweltkommissar hat einen Blick auf die die Unterschiede zu konventionellen Geldhäusern geworfen.

Von: Alexander Dallmus

Stand: 13.01.2016 | Archiv

Illustration: Der Umweltkommissar überlegt ob er sein Geld in einer "regulären" oder in einer Ökobank anlegt | Bild: BR/Susanne Baur

Der erste Eindruck

Die Idee auch Geld ethisch unbedenklich anzulegen ist nicht neu, aber spätestens seit der Finanzkrise und dem Imageverlust, den gierige Banker erlitten haben, verzeichnen die so genannten Ökobanken großen Zulauf. Wenn wir in vielen Lebensbereichen auf Nachhaltigkeit Wert legen, scheint es nur folgerichtig auch bei der Geldanlage mal genauer hinzusehen, was Finanzinstitute mit unserem Geld anstellen. Das ist bei den konventionellen Geldhäusern jedoch mitunter schwierig, weil sich die Banken ungern in die Karten schauen lassen.

Ökobanken bieten alles, was auch "normale" Banken bieten: Vom Tagesgeldkonto bis zum Aktiendepot

Die Kunden und Anleger erwarten von Banken mit ethisch-ökologischem Anspruch keine rasanten Renditen, sondern vor allem Transparenz. Ansonsten bieten auch die meisten Ökobanken alles das, was Geldhäuser gemeinhin anbieten: Girokonten, Spar- und Tagesgeldkonten, Kredite und sogar Aktiendepots. Auch die Einlagen sind gesichert, wie die Stiftung Warentest herausstellt. Da es sich bei den meisten deutschen Ökobanken um Genossenschaftsbanken handelt, sind diese auch in das Sicherungssystem der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken eingebunden. Und auch die Aktiengesellschaften – wie die niederländische Triodos Bank – sichern die Einlagen wie üblich bis zu 100.000 Euro ab.

Was gar nicht geht

Banken, die das Geld sozial und ökologisch nachhaltig anlegen, können neue Kunden nicht mit außerordentlichen Zinskonditionen locken. Laut Stiftung Warentest liegen die Zinsen für Sparbriefe, Sparpläne oder Konten – im Vergleich zu konventionellen Banken – meist nur im Mittelfeld.

Allerdings gibt es klare Richtlinien, in welche Branchen oder Finanzbereiche kein Geld fließt. Investitionen, die mittelbar oder unmittelbar beispielsweise die Atomindustrie oder Rüstungsindustrie unterstützen sowie Konzerne, die Kinderarbeit oder die Verletzung von Menschenrechten dulden, sind tabu. Auch heikle Investitionsbereiche wie Pornografie oder Embryonenforschung stehen bei Banken wie der GLS oder der Bank für Kirche und Diakonie auf dem Index. Dass Spekulationen auf die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen ebenfalls darunter fallen, versteht sich beinahe von selbst.

Doch auch wenn Banken mit ethisch-ökologischem Anspruch vorrangig in Umweltprojekte investieren, sind einige auch am Kapitalmarkt unterwegs. Und deshalb sieht Carsten Schmitz, Regionalleiter der GLS-Bank in München auch eine besondere Verantwortung:

"Wir machen ganz klassisch-altmodisches Kreditgeschäft. Kundengelder auf der Anlageseite reinnehmen und auf der anderen Seite als Kredite zu vergeben. Deswegen schauen wir da ganz genau hin und auch mal in die zweite und dritte Produktlinie rein."

Carsten Schmitz, Regionalleiter der GLS-Bank in München

Trotzdem muss Carsten Schmitz zugeben, dass es manchmal ein Spagat sein kann, auch wenn es feste Anlage- und Finanzierungsgrundsätze gibt. Zumal es in vielen Branchen nicht unbedingt möglich ist, übergangslos auf Nachhaltigkeit zu setzen. "Für solche Fragen, wo wir sagen, inhaltlich passt es zur Bank, aber das Unternehmen dahinter ist noch nicht so aufgestellt, dass es ein klassischer Kunde wäre", sagt Carsten Schmitz, "gibt es tatsächlich ein internes Gremium, das Kreditanfragen, die an der Schwelle stehen – macht man’s oder macht man’s nicht – berät und diskutiert."

Ökobanken investieren u. a. auch in Wind- und Wasserkraftwerke

Die Nürnberger Umweltbank beispielsweise steckt ihre Kundengelder ausschließlich in Umweltprojekte, und zwar vorrangig in Solarfinanzierungen. Aber auch in ökologische Baufinanzierung sowie in Wind- und Wasserkraftprojekte wird investiert. Mit Konzernen und Unternehmungen, die mit Gentechnik, Tierversuchen oder Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht werden, wollen ethisch-ökologische Banken lieber nichts zu tun haben. "Das sind alles so Sachen, wo es Ausschlusskriterien gibt", sagt Rüdiger Stumpf von der Stiftung Warentest, "und da gibt es Banken, die sagen, da investieren wir nicht rein. Da gehören auch die PBB Bank dazu und die ProCredit Bank, die diese Ausschlusskriterien haben und sagen, diesen Firmen geben wir keinen Kredit."  Die Pfandbriefbank (PBB) ist übrigens aus der Fusion der Pleitebank Hypo Real Estate Bank AG und der DEPFA Deutsche Pfandbriefbank AG im Juni 2009 entstanden und eine 100-prozentige Tochter der Hypo Real Estate Holding AG und muss auf Verlangen der EU-Kommission bis 2015 privatisiert werden.

Transparenz ist wichtig

Was die meisten Ökobanken von den konventionellen Bankhäusern wirklich unterscheidet ist die Transparenz, hat Rüdiger Stumpf herausgefunden: "Ganz vorbildlich sind da die GLS Bank und die holländische Triodos Bank. Die sind da sehr gut und veröffentlichen im Internet die Projekte, in die sie ihr Geld hineingeben." Undurchsichtige Bankgeschäfte soll es für den Kunden nicht geben, da er im Selbstverständnis der ethisch-ökologischen Banken schließlich mit seinen Einlagen quasi der Investor ist. Das gilt auch für Käufe am Kapitalmarkt, worüber herkömmliche Banken meist nicht gerne öffentlich reden.

Profitiert von Investitionen in Ökobanken: Das Mehrgenerationenprojekt Schloss Blumenthal bei Aichach

Jeder kann also nachlesen, wohin Gelder fließen. Vor allem ist das natürlich für die Kunden wichtig, sagt Carsten Schmitz von der GLS-Bank, "wo der Anleger wirklich ganz detailliert namentlich den Kreditnehmer sieht. Mit dem Betrag, den er bekommen hat und was wir damit finanziert haben. Immer in der Unterteilung der unterschiedlichen Branchen, in denen wir tätig sind, also erneuerbare Energien, Biolandwirtschaft et cetera." Im Internet ist also beispielsweise nachzulesen, dass auch die Genossenschaft Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie Hohenroth (Unterfranken) Geld bekommen hat, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu realisieren. Oder auch das Mehrgenerationenprojekt Schloss Blumenthal bei Aichach.

In der Praxis ist vielleicht von Nachteil, dass einige der Ökobanken keine oder nur sehr wenige Filialen haben, wodurch die Kunden in der Kommunikation auf das Internet oder das Telefon angewiesen sind. Einige bieten auch kein Girokonto an. Kunden der GLS Bank, der Bank für Kirche und Diakonie oder der Ethikbank können gebührenfrei bei den Geldautomaten der Volks- und Raiffeisenbanken abheben.

Fazit:

Der Fall ist relativ eindeutig. Banken mit ethisch-ökologischem Anspruch sind sehr transparent und bauen auch darauf. Die meisten bieten einen ähnlichen Service wie herkömmliche Geldhäuser. Trotz Energiewende sind aber natürlich auch spezielle Geldanlagen im ökologisch-nachhaltigen Bereich kein Selbstläufer. Hinschauen, informieren und abwägen muss der Anleger auch hier.


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