Bumeders Buchtipps Die Bayerische Bücherschau Weihnachten 2016
Neue Bücher zu Weihnachten: Vielleicht für nach dem Fest - in Form eines Gutscheins? Um die Auswahl zu erleichtern, stellt Franz Bumeder wieder Lieblingstitel aus und über Bayern vor.
Die besprochenen Titel im Einzelnen:
- Kai Ulrich Müller: Faszination Bayerischer Wald. SüdOst Verlag
- Werner Schäfer: Unbekannter Bayerischer Wald. Volk Verlag
- Alfons Schweiggert: Bayerische Märchen. Südost Verlag
- Wolfgang Schneider: Lieblingswirtshäuser. MünchenVerlag
- Toni Lauerer: Scho wieder Weihnachten? MZ-Buchverlag
Bayerwald, Bayerischer Wald oder – wie es früher geheißen hat – Böhmerwald. Alle drei Namen meinen dasselbe: das mächtige Waldgebirge entlang der tschechischen Grenze im Osten Bayerns.
"Für die Einheimischen ist und war die Sache weit weniger kompliziert. Für sie heißt es einfach schon immer: der Woid."
Bayerwaldbewohner
Mit dieser unkomplizierten und doch recht eindeutigen sprachlichen Zuordnung beginnt ein wunderbarer Bildband des Regenstaufer Süd-Ost-Verlags. Was heißt „beginnt?" Schon vor der Einleitung bleibt der Blick des Lesers an atemberaubenden Fotos hängen: Urwälder, Gipfel, tief verschneite Tannen. Aber auch Frauen in Goldhauben oder festlich geschmückte Reiter auf genauso festlich geschmückten Pferden.
Fotograf Kai Ulrich Müller interessiert sich nicht nur für einzigartige Landschaften. Die „Faszination Bayerischer Wald“ wie der Titel des Bandes lautet, ist für ihn auch Brauchtum, Kunst, Kultur und Architektur. Für Kenner und Liebhaber des Bayerischen Waldes eine Gelegenheit sich zurückzulehnen, sich in die fantastischen Aufnahmen zu vertiefen und dieses oft unterschätzte Mittelgebirge, seine Menschen, Landschaften, Dörfer und Städte zu genießen. Man sollte sich aber Zeit nehmen, so schnell lässt einen dieser Bildband nicht los. Und das gilt nicht nur für Kenner und Fans des Bayerischen Waldes, sondern auch für Zuagroaste, für die der bisher nur als geographischer Begriff existierte.
Wohl ausdrücklich für Neueinsteiger geeignet ist eine Veröffentlichung des Münchner Volk-Verlags, die sich ebenfalls dem „Woid“ widmet. Wer sich allerdings von dem Titel „Unbekannter Bayerischer Wald“ bislang Unentdecktes verspricht, dürfte enttäuscht sein. Kennern erzählt der Historiker Werner Schäfer nichts wirklich Neues. Treffender ist dagegen der Untertitel „Von Wallfahrern, Wirtshäusern und vom Waldlerleben“. Es geht in erster Linie um den „Woid“ als Kulturlandschaft, über Jahrhunderte entstanden und doch immer wieder weitgehend ignoriert. Burgruine Weißenstein, Kloster Gotteszell, eine Brauerei in Zwiesel usw. nur eine kleine Auswahl von Baudenkmälern, Gotteshäusern oder historischen Einkehren. Das Buch zeigt, dass das Gebiet zwischen Donau und Grenze aus mehr besteht als nur aus hohen Tannen, bewaldeten Bergen und Urwäldern. Ein Buch zum Reinschnuppern und für das Handschuhfach im Auto, wenn aus dem Schnuppern kleinere Ausflüge oder ein geplanter Urlaub entstehen.
"Vor vielen hundert Jahren wohnte im großmächtigen Frankenwald ein einsamer Einsiedler. Draußen die Menschen wussten von ihm, dass er ein heilkundiger Mann war und sie kamen mit allerlei Krankheiten und Gebrechen zu ihm. Schon allein seine Nähe genügte, um ihre Leiden zu vertreiben. Sogar die wilden Tiere und Pflanzen, die sonst gewiss nicht immer ungefährlich waren, zeigten sich wie verwandelt und fügten niemandem Schaden zu."
Bayerisches Märchen
Doch dann passiert etwas Furchtbares, Kinder und Erwachsene essen Schwammerl aus dem Wald und sterben. Warum und wie dieses Märchen zu Ende geht, sei hier nicht verraten. Wer jetzt gespannt ist, dem seien Alfons Schweiggerts „Bayerische Märchen“ empfohlen. Über 105 davon sind auf gut 300 Seiten verteilt, gegliedert nach Herkunft, Altbayern, Franken und Schwaben.
Warum der Autor allerdings Oberammergau nach Schwaben verlegt, bleibt sein Geheimnis. Für Freunde von Märchen ein lohnenswertes Buch, kurzweilig zu lesen, gut geeignet als Gute-Nacht-Lektüre, die meisten Geschichten sind übrigens durchaus auch zum Vorlesen für Kinder.
Ganz Bayern im Blick hat auch eine Neuerscheinung des Bayerischen Rundfunks. Seine 50 Lieblingswirtshäuser hat Radio- und Fernsehautor Wolfgang Schneider aufgelistet, eine Sammlung seiner Tipps aus der Fernsehserie „Wir in Bayern“.
"Überall, bei jedem Gasthaus ist ein Freizeittipp angehängt. Das heißt, man kann, wenn man dieses Buch besitzt und es im Handschuhfach beispielsweise mit sich führt, wenn man durch Bayern fährt neue Ziele finden. Man kann dort überall gut essen und man kann die Schönheiten Bayerns genießen!"
Wolfgang Schneider
Beispiele sind etwa die Burgruine in Kallmünz, der Kreuzweg in Hammelburg oder Radwege rund um Dingolfing. Im Mittelpunkt stehen aber natürlich kulinarische und gastronomische Kriterien.
"Frische, regionale Lebensmittel, das gehört für mich zu meinem Wirtshaus dazu. Und dann muss das Wirtshaus natürlich schön sein. Das heißt, a schöne historische Stubn ham. - Ist aber auch nicht unbedingt nötig. Und ganz wichtig ist aber, die Menschen, die dort arbeiten, die müssen alle sehr sehr fröhlich sein, gut gekleidet und gute Gastgeber sein. Und wenn dann noch a schöne Gschicht dazu kommt zu dem Haus. Dann würd' ich sagen, dann gehört es zu Schneiders Lieblingswirtshäusern."
Wolfgang Schneider
Und zum Schluss dann doch noch Weihnachten. Allerdings verrät schon der Titel, dass es nicht um besinnliche Christbaum- oder Kripperlromantik geht: "Scho wieder Weihnachten?" nennt der Autor und Kabarettist Toni Lauerer seine wirklich lustigen "Neuen Geschichten zum Fest"
"Wie mein Opa. Der wollt für sein 15-jährigen Enkel a Weihnachtsgschenk kaufa - Schi. So. Jetzt kimmt er eini ins Sportgschäft. Natürlich gleich ein eifriger Verkäufer da. - Schönen guten Tag, der Herr. Womit kann ich Ihnen dienen? - Ja, welcher Schi wars? - Alpin? Touren? oder Lanlglauf? - Äh, Schi, Schi zum Schifoan!"
Toni Lauerers Schikauf
Ein Generationskonflikt – und das bei bestens gemeinter Geschenkabsicht. Einige der neuen Geschichten von Toni Lauerer liegen auch auf CD vor, wer an allen interessiert ist, muss auf die Buchform zurückgreifen, könnte dann aber heute Abend daraus vorlesen. Weihnachtliche Feststimmung dürfte nicht aufkommen, Spaß dafür schon. Auf jeden Fall Frohe Feiertage.