Nachtstudio Wer sieht uns, wenn wir leiden?
Donnerstag, 15.06.2017
22:05
bis 23:00 Uhr
- Als Podcast verfügbar
BAYERN 2
Theater und Wirklichkeit
Von Milo Rau
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar
"Ich weiß sehr genau, wie widersprüchlich ich sein muss, um wirklich konsequent zu sein."
Pier Paolo Pasolini
Was ist Theater? Was heißt Emotion, Präsenz, Geschichte auf der Bühne? Was ist das Tragische, was das Wahre, was das Komische? Welche Ereignisse und welche Bilder berühren oder verletzen uns, versetzen uns in Zorn oder deprimieren uns und begründen unser künstlerisches Engagement? Wie sollen wir sprechen und zuhören, wie Zeugenschaft ableben, und wie schließlich leben und sterben - im Theater?
Milo Rau erzählt von seiner Faszination für Konflikt- und Post-Conflict-Situationen, von der Bedeutung, die Recherche für ihn hat, ebenso wie die "dichte Beschreibung", also die Suche nach politischem Engagement, nach existenzieller Gefahr und der wahrhaftigen Einstellung.
Wer sieht uns, wenn wir leiden? Gibt es noch ein tragisches Theater, in welchem der Mensch gegen das So-Sein der Welt revoltiert? Gibt es eine Global-Sprache, eine Universal-Rhetorik, mit der wir zu allen sprechen: zu allen Zeiten, allen Völkern, zu den Menschen genauso wie zu den Dingen?
"Die Geschichte wird uns richten", sagte am Ende des "Kongo Tribunals" der Richter des Volkstribunals, Jean-Louis Gilissen. Wie aber kann sich der Mensch, seine Stimme, der künstlerische Akt einschreiben in "die Geschichte" - oder sie gar verändern?
Die Sendung ist die gekürzte Fassung des 3. Vortrages vom 29. Mai 2017 im Rahmen der 6. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik von Milo Rau.