Zündfunk Generator Warum das Konzept der Grenze auch das Jahr 2016 bestimmen wird

Bis hierher und nicht weiter?
Warum das Konzept der Grenze auch das Jahr 2016 bestimmen wird
Von Sammy Khamis
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk
Als Podcast verfügbar

Die Grenze ist ein erstaunlich anpassbares Wort. In unserem westeuropäischen Leben taucht sie zur Zeit vor allem als "Obergrenze" oder "Belastungsgrenze" auf. Wer aber neu nach Europa kommt, der muss sich eher mit Grenzkontrollen oder Grenzzäunen auseinandersetzen. In einem Europa "ohne Grenzen" bleibt das Konzept der Grenze bestehen, ja es erlebt ein wahres Comeback, in dem Ausgrenzung und Abschiebung zur Staatsräson werden.
Eine Grenze ist zwangsläufig mehr, als nur eine einfache Linie auf der Landkarte. Eine Grenze wird nur dann sichtbar, wenn sie verletzt wird. Und wer sie verletzt, wird sanktioniert. Wenn Flüchtlinge Grenzen widerrechtlich überschreiten, dann ist der Normalfall die Abschiebung. Ein Feld, von dem wir wenig wissen, in das der Autor Miltiadis Oulios aber Licht bringt. Sein Buch "Blackbox Abschiebung" erschien erstmals 2013 und untersucht die "extremste Form der Ausgrenzung in der Integrationsgesellschaft", Oulios thematisiert darin die teils unvorstellbare Grausamkeit, sowie die konstruierte Notwendigkeit von Abschiebungen aus Deutschland. Für ihn ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Abschiebung deshalb so spannend, weil "der Staat mit Abschiebungen versucht bestimmte Einwanderungsprozesse rückgängig zu machen, die sich seiner Kontrolle entzogen haben."
2015 beschreibt das endgültige Comeback der Grenze - und nichts weist darauf hin, dass sich das 2016 ändern wird. Im Gegenteil. Schon jetzt setzen Politiker in Europa alles daran Grenzen zu schließen oder Obergrenzen zu fordern, während zeitgleich unzählige flüchtende Menschen ihr "Recht auf Mobilität" selbst in die Hand nehmen, wie die Kulturwissenschaftlerin Manuela Bojadzijev die Fluchtbewegungen umschreibt.
Der Zündfunk Generator liefert die "Theorie der Grenze und der Ausgrenzung." Dazu gehen wir mit Mitliadis Oulios und seinem Buch "Blackbox Abschiebung" an den Ort moderner Mobilität, nämlich einen internationalen Flughafen, bei dem Einreise und Abschiebung zusammenfallen, wie nirgends sonst. Darüber hinaus sprechen wir mit der der Kulturwissenschaftlerin Manuela Bojadzijev, der Politikwissenschaftlerin Elspeth Guild und dem Autor Giampaolo Musumeci, der das Buch "Bekenntnisse eines Menschenhändlers" veröffentlicht hat.