Bayern 2

     

Nachtstudio Lust an Pluralität

Carolin Emcke | Bild: picture-alliance/Sven Simon

Dienstag, 18.10.2016
20:03 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Gegen den Hass
Von Carolin Emcke
BR 2016

"Auch ich gehöre zu denen, die verachtet werden. Für die Art, wie ich liebe, und die Art, wie ich denke und schreibe. Aber immerhin für etwas, das ich tue. Das ist fast schon ein Privileg. Andere werden für ihre Hautfarbe oder ihre Körper gehasst."

Hass ist mittlerweile überall. Hass gegen jede Form von Andersartigkeit. Der Hass, den Carolin Emcke beschreibt, ist einer, der aufputscht und verunsichert, der Feindbilder kreiert, der trennt und aufreißt, der Gemeinschaften nur konstruieren kann, indem er Menschen ausschließt.
Wie das geschieht, analysiert die diesjährige Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels minutiös am Beispiel von Clausnitz. In dem sächsischen Dorf hatte ein wütender Mob zwei Stunden lang einen Bus mit Flüchtlingen belagert. Mit Erschrecken stellt Emcke fest, wie der Hass die offenkundige Faktenlage zu verdrehen imstande ist: "Auch wenn die, die da ankommen, ganz offensichtlich machtlos sind, wenn sie keine Sprache sprechen, in der sie sich artikulieren oder verteidigen können, auch wenn sie kein Zuhause haben, muss ihnen eine mächtige Gefahr zugeschrieben werden."
Und jene, die die Flüchtlinge begrüßen wollten, stehen voll Angst abseits und verstehen das Land nicht mehr, in dem sie leben. "Gegen den Hass" ist nicht nur eine Anklage, Emcke plädiert eindringlich für eine Kultur der Offenheit.

"Gegen den Hass" ist im S. Fischer Verlag erschienen.