Bayern 2

     

Zündfunk extra Lieblingsklassiker: Die Glasglocke von Sylvia Plath

Donnerstag, 26.12.2013
19:05 bis 20:00 Uhr

BAYERN 2

Passionsspiele
Legendäre Typen und Lieblingsklassiker der Zündfunk-Redaktion
"Die Glasglocke" von Sylvia Plath
Von Laura Freisberg
Internet: www.bayern2.de/zuendfunk

Es ist der einzige Roman der amerikanischen Schriftstellerin neben einer Vielzahl von Gedichten und etwas weniger Erzählungen, und wer ihn liest, kann kaum ausblenden, wie autobiografisch "Die Glasglocke" ist: der Roman erzählt die Geschichte einer begabten jungen Frau, die die Chance bekommt, im New York der 50er Jahre Karriere zu machen. Doch anstatt zu sehen, wie sie sich durchkämpft, sich emanzipiert, erleben wir ihr Scheitern - und das ist nur zum Teil durch die äußeren Umstände bedingt: dass sie nicht weiß, wie sie sich einfügen soll, zwischen traditionellem Frauenbild und eigenen, hochfliegenden Träumen. Esther Greenwood, die Protagonistin aus "Die Glasglocke" landet schließlich in der Psychiatrie.
Wenn man weiß, dass die bipolare Sylvia Plath als junge Frau und Mutter von zwei kleinen Kindern Selbstmord begangen hat, dann liest sich dieser teilweise sehr lustige Roman ganz anders: Schließlich ist Plath mit ihren Ansprüchen an sich selbst (hochbegabte Künstlerin) und denen ihrer Umwelt (liebevolle Ehefrau, fürsorgliche Mutter etc) auch nicht zurande gekommen.
Der Roman ist um das Jahr 1953 angesiedelt, also quasi der kurz vor der Zeit, die wir in der amerikanischen Fernsehserie "Mad Men" kennen lernen und die auf uns so eine Faszination ausübt. Wenn man heute eine Vorstellung bekommen möchte, was es damals bedeutet haben mag, als Frau gefangen zu sein, zwischen Geltungsbedürfnis und gesellschaftlichen Ansprüchen, zwischen Rollenklischees und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung, dann muss man die Glasglocke lesen.