Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. Oktober 1435 Agnes Bernauer wird hingerichtet

Zuerst war alles gar nicht so schlimm. Herzog Albrecht III. hatte sich in eine "Bürgerliche" verliebt. Als er Agnes Bernauer dann aber auch heiratete, war Herzog Ernst, der neue Schwiegervater, alarmiert. Am 12. Oktober 1435 ließ er die Baderstocher in der Donau ertränken.

Stand: 12.10.2011 | Archiv

12.10.1435: Agnes Bernauer wird hingerichtet

12 Oktober

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Autor(in): Herbert Becker

Sprecher(in): Krista Posch

Redaktion: Thomas Morawetz / Wissenschaft und Bildung

"Es war einmal ein König, der hatte einen Sohn ..."

Zahllose Märchen beginnen so oder so ähnlich. Manchmal hatte der König eine Tochter, und manchmal war es kein König, sondern eine Königin, aber das ist egal - so lange am Ende alle glücklich sind. Das Publikum will ein Happy End. Und weil es außerdem will, dass Märchen wahr werden, müssen sich auch im richtigen Leben immer wieder Prinzen und Prinzessinnen von Fanfarenstößen und Orgelgebraus begleitet das Ja-Wort geben und der jubelnden Menge zeigen, wie glücklich sie sind.

Die Menschen lieben Märchenhochzeiten, und wenn einer der beiden frisch Vermählten bürgerlicher Herkunft ist, dann darf man umso sicherer annehmen, dass hier echte Liebe im Spiel ist. Nicht einmal die Brauteltern, die einem Königs- oder Fürstenhause angehören, zeigen sich besonders verstört, wenn die Tochter mit ihrem Bodyguard oder Fitnesstrainer vor den Traualtar tritt. Die adligen Söhne erwählen in unseren Tagen gerne Frauen, die vorher als Managerinnen in der Wirtschaft tätig waren, und obwohl das Berufsbild des Managers im öffentlichen Ansehen einigermaßen gelitten hat, bringt diese Wahl keine Dynastie ins Wanken.

Wie anders das vor ein paar Hundert Jahren war! Da gab es für einen Potentaten kaum ein schlimmeres Schicksal als die unstandesgemäße Heirat seines Sohnes und Thronfolgers.

Das berühmteste Beispiel für einen solchen Fall - jedenfalls aus unseren Breiten - ist die Liaison Albrecht III. mit der Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer. Eine entsetzliche Geschichte! Der junge Herzog war, wie es heißt, "gar ain frölicher herr" und ,"ain liebhaber der zarten frawen und ains mandlichen Hertzens". Von Agnes berichtet der Chronist: "Man sagt das sie so lieblich gewesen sei, wan sie Roten wein getrunckhen het, so het man jeden wein in der Kel sehen hinabgeen".

Kein Wunder also, dass der fröhliche Herr augenblicklich in das liebliche Mädchen verschossen war. Im Grunde hatte auch niemand etwas dagegen. Albrechts Vater, Herzog Ernst, hatte drei oder vier uneheliche Kinder von Frauen aus niederem Stande. Er erkannte sie an, er sorgte für sie - nur, was die Erbfolge anging, spielten sie keine Rolle. Als Mutter des Thronfolgers kam nur eine Adlige in Frage.

Albrecht aber - Ernsts einziger Sohn - wollte Agnes partout zur Herzogin machen und ging mit ihr die Ehe ein! Heimlich, ohne Fanfarenstöße und Orgelgebraus, ohne jubelnde Menge, ja, sogar ohne Wissen des Vaters, gab er ihr vor einem Priester das Ja-Wort und holte sie zu sich, zuerst in die Münchner Residenz, später ins Straubinger Schloss.

Die Lage wurde dadurch verschärft, dass Bayern zu jener Zeit in drei Teilherzogtümer zerfiel. Herzog Ernst regierte in München. Seine Verwandten, Heinrich der Reiche in Landshut und Ludwig der Gebartete in Ingolstadt, müssen sich vor Freude die Hände gerieben haben, als sie von Albrechts Mesalliance erfuhren.

Als alle Versuche des alten Herzogs, Agnes aus dem Leben seines Sohnes zu verbannen, nichts fruchteten, ließ er die ungeliebte Schwiegertochter während der Abwesenheit Albrechts wegen Zauberei anklagen. In einem sehr kurzen Prozess im Straubinger Herzogsschloss wurde sie zum Tod verurteilt und am nächsten Tag, dem 12. Oktober 1435, in der Donau ertränkt.

Albrecht muss untröstlich gewesen sein. Doch schließlich reichte er dem Vater die Hand zur Versöhnung und verheiratete sich - standesgemäß - mit der Tochter des Herzogs Erich von Braunschweig.

Ein gutes Ende? Für eine Tragödie vielleicht. Für ein Märchen nicht.


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