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Bumeders Buchtipps Bayerische Bücherschau Weihnachten 2017 von Franz Bumeder

Noch eine Woche bis zum Heilig Abend – und wie in jedem Jahr gibt es sicher einige unter unseren Hörerinnen und Hörern, die noch auf der Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken sind. Vielleicht helfen dabei ja die Buchtipps von Franz Bumeder. Der hat sich umgeschaut, was es auf dem bayerischen Büchermarkt an interessanten Neuerscheinungen gibt. Diese Neuerscheinungen beschäftigen sich diesmal vorwiegend mit der Vergangenheit.

Von: Franz Bumeder

Stand: 16.12.2017 | Archiv

Hubertus Hinse / Toni Lauerer: Sagen aus der Oberpfalz. MZ Buchverlag
Gabriele Kiesl / Michael Cizek: Mystische Oberpfalz. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz
Kristina Pöschl / Eva Bauernfeind (Hg.): Heimat. edition lichtung
Alois Schmid (Hg.): Das alte Bayern. Von der Vorgeschichte zum Hochmittelalter. C.H. Beck
Julian Nebel: Adele Spitzeder. ‚der größte Bankenbetrug aller Zeiten. FinanzBuch Verlag
Waldemar Fromm / Wolfgang Görl (Hg.): Rausch und Völlerei. Volk Verlag
Gerd Holzheimer / Dietlind Pedarnig: Kulinarisches Bayern. Allitera Verlag
Markus Richter: Ins Herz. edition tingeltangel
| Bild: MZ Buchverlag, edition lichtung, C.H. Beck, FinanzBuch Verlag, Volk Verlag, Allitera Verlag, edition tingeltangel; Montage: BR

Die besprochenen Titel im Einzelnen:

Hubertus Hinse / Toni Lauerer: Sagen aus der Oberpfalz. MZ Buchverlag
Gabriele Kiesl / Michael Cizek: Mystische Oberpfalz. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz
Kristina Pöschl / Eva Bauernfeind (Hg.): Heimat. edition lichtung
Alois Schmid (Hg.): Das alte Bayern. Von der Vorgeschichte zum Hochmittelalter. C.H. Beck
Julian Nebel: Adele Spitzeder. ‚der größte Bankenbetrug aller Zeiten. FinanzBuch Verlag
Waldemar Fromm / Wolfgang Görl (Hg.): Rausch und Völlerei. Volk Verlag
Gerd Holzheimer / Dietlind Pedarnig: Kulinarisches Bayern. Allitera Verlag
Markus Richter: Ins Herz. edition tingeltangel

Sagen aus der Oberpfalz

"Wer glaubt, dass Oberpfälzer Sagen an alter Kas san,
der ist noch ni auf Burg Wolfseck g'wen.
Do gibt's nämlich a Sage, die ist bloß a paar Johr, älter wia I:
1952 ist auf Wolfseck eine weiße Frau erschienen,
und zwar dem Burgbesitzer Georg Rauchenberger."

Toni Lauerer

Sagen aus der Oberpfalz

Der bekannte Oberpfälzer Kabarettist Toni Lauerer erzählt „Sagen aus der Oberpfalz“. Und das eine gute Stunde lang. Die CD enthält Ausschnitte aus dem gleichnamigen Buch, in dem der Regensburger Regisseur und Theaterpädagoge Hubertus Hinse über 60 Sagen, Märchen und Legenden zusammen getragen hat. Ein Zuckerl für Liebhaber fantastischer Geschichten aus der Vergangenheit!

Heimat ganz anders

Heimat ganz anders – damit beschäftigt sich ein kleiner Band aus dem kleinen Viechtacher Verlag Lichtung. Von einem „Lesebuch“ sprechen die Herausgeberinnen Kristina Pöschl und Eva Bauernfeind. Und dieses Lesebuch bietet einiges: Bekannte und weniger bekannte Autorinnen und Autoren beschreiben was für sie „Heimat“ ist. Unter ihnen etwa Marcus Rosenmüller, Django Asül, Ulrike Anna Bleier oder die Kabarettistin Martina Schwarzmann:

Heimat

Dahoam, Heimat, das kann, wie es im Vorwort heißt, Sprache sein, das können Orte sein, Erinnerungen, das kann aber auch Pseudo-Heile Welt-Kulisse oder Enge sein. Ein lesenswertes Lesebuch für alle ihre Heimat Liebenden, die aber auch eine kritische Annäherung an diese Heimat nicht scheuen.

Das alte Bayern

Das alte Bayern

Ebenfalls eine Annäherung an die Heimat, eine historische, ist eine Aufsehen erregende Neuerscheinung des Beck-Verlags. Vor 50 Jahren erschien der erste Band des „Handbuchs der bayerischen Geschichte“, des legendären „Spindler“. 50 Jahre sind für die Forschung eine lange Zeit. Deshalb kann man dem Verlag nur dankbar sein für die vollständige Neubearbeitung dieses Handbuchs. Landesgeschichte auf dem neuesten Stand der Forschung, komplett neu geschrieben. Und zwar verständlich, meint der emeritierte Landesgeschichtler Alois Schmid, der Herausgeber des ersten Bandes „Das Alte Bayern“, von der älteren Steinzeit bis zum Hochmittelalter.

"Man muss eine größere Anzahl ansprechen, die eben nicht an diesem wissenschaftlichen Beiwerk in erster Linie interessiert ist, sondern die nur am Text interessiert ist. Dieses Buch will jetzt nicht nur die Fachwelt ansprechen, sondern auch das Bürgertum ansprechen, das Bildungsbürgertum, Gymnasiasten, Studenten, Lehrer, usw., es will eine breitere Öffentlichkeit erreichen."

Alois Schmid

Trotz fast 200 Seiten wissenschaftlicher Anmerkungen – nicht nur ein Standardwerk für Landeshistoriker, vielmehr auch anspruchsvolle Lektüre für am Werden Bayerns interessierte Laien.

Adele Spitzeder

Adele Spitzeder

In die bayerische Vergangenheit führt auch eine unglaublich spannende Neuerscheinung des Münchner „Finanzbuch-Verlags“. „Der größte Bankenbetrug aller Zeiten“, so der etwas reißerische Untertitel, der aber nicht etwa „Lehmann Brothers“ oder sonstige Finanzblasen beschreibt. Das Buch schildert die unglaubliche kriminelle Karriere der Adele Spitzeder, deren angebliche Privatbank im Jahr 1872 auffliegt und über 30 000 bayerische Kleinanleger in den Ruin treibt. Vielfach beschrieben, aber selten so spannend wie in diesem Wirtschaftskrimi aus dem 19. Jahrhundert.

Rausch und Völlerei

Rausch und Völlerei

Nur noch eine Woche bis Hl. Abend, die Vorbereitungen laufen, auch die für das weihnachtliche Festmahl. Weine werden ausgesucht, spezielle Biere bestellt, usw. usf. Wer aber nicht nur festlich essen und trinken will, sondern auch die dazu passende Lektüre sucht, dem mag ein kleines Büchlein des Münchner Volk-Verlags helfen. „Rausch und Völlerei“, so der Titel. Passend zum Abschluss des Oskar-Maria-Graf-Jahres äußert sich Graf zum Thema Essen und Trinken. Ein Beispiel: die bekannte Geschichte von der Weihnachtsgans, in der sich am Vormittag des Weihnachtstages, nach dem Hochamt, Menschen in einer Kleinstadt über eine bratfertige Gans erregen, die offenbar jemand aus dem Fenster auf die Straße geschmissen hat.

"Also jo, also doa hört sie doch alles auf! Also, das ist denn doch .. plärrte der Metzgermeister Heinagel mit seiner krachenden Stimme, wurde aber von den keifenden Weibern überschrien, so dass man nur zusammenhanglose Worte wie Unverschämtheit! Niederträchtigkeit! Glatt aufghengt g'hört, verstand"

Oskar Maria Graf.

19 Kurzgeschichten, köstlich zu lesen, Oskar Maria Graf als literarische Verdauungshilfe.    

Kulinarisches Bayern

Kulinarisches Bayern

Die Geschichte von der Weihnachtsgans findet sich übrigens auch – wiederum passend zum bevorstehenden Fest - in dem Erzählband „Kulinarisches Bayern“. Einer, wie es im Klappentext treffend heißt, „Wanderung durch die Küchen Bayerns als einer einzigen großen Küche, ausgestattet mit einer veritablen Bibliothek“. In dieser kulinarischen Bibliothek finden sich unter anderem Karl Valentin und Lion Feuchtwanger, Heinrich Heine und Bert Brecht, aber auch Gottfried Keller oder Walther von der Vogelweide. Und: immer wieder Lena Christ, wie in der Geschichte, in der bei einem Wirtshaus-Streit ein Teller mit Kalbsgulaschsauce im Schoß der Frau Laternenanzünder landet. Der teure Rock ist hinüber, die Frau auf Rache aus und setzt dabei auf ihren Mann:

"Der hatte so eifrig mit einem am anderen Tisch sitzenden Schuhmacher über Anarchismus und Sozialdemokratie debattiert, dass er vom Streit und auch vom Unglück seiner Gattin nichts bemerkt hatte. Nun aber sprang er auf. Und als ihm diese kreischend und unter Tränen den Vorfall geschildert hatte, hob er seinen Stuhl und schrie: Nieder mit dem Zentrumshund, dem schwarzen Bäckerhund, d' Sozialdemokratie soll leben."

Lena Christ

Derb bis anrührend, humorvoll bis nachdenklich, über 90 Autoren beweisen, wie eng die Verbindung zwischen Kulinarik und Literatur sein kann. Trotz weltbekannter Namen leicht und unterhaltsam zu lesen, literarische Beilagen zu einem Festmahl.

Ins Herz

Und noch Spannung zur Entspannung: Aus der Unmenge oft zweifelhafter Regionalkrimis sticht „Ins Herz“ von Markus Richter auf jeden Fall heraus. Nicht nur ein Krimi, ebenso auch Regionalgeschichte, rund um Ludwig II., wobei dieser wenn überhaupt nur eine Nebenrolle spielt:

"Am 23. April heute früh, gegen sechs Uhr hat sich der Bauführer am königlichen Bau zu Hohenschwangau, der Herold durch einen Schuss in das Herz das Leben genommen. Derselbe litt an Geisteszerüttung und liegt in Waltenhofen begraben. Aus der Chronik des Schwangauer Dorflehrers Alois Left 1875"

Auszug aus Markus Richters Krimi

Ins Herz

Dieser angebliche Selbstmord bildet den Auftakt zu einem Polit-Thriller rund um die Baustelle zum Schloss Neuschwanstein. Hochspannung ist bis zur letzten Seite garantiert, Lokalkolorit und der historische Rahmen kommen nie zu kurz. Ein Roman für die bevorstehenden Feiertage, es fällt nämlich schwer, beim Lesen eine Pause einzulegen.


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