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Zwölfuhrläuten Gersthofen in Schwaben

Zwei Dinge fallen sofort ins Auge: der elegante, weiße Kirchturm mit dem Kreuz auf einem fast flachen Dach - und der Zusatz major beim Kirchenpatron. Das bedeutet nichts anderes, als dass es sich hier um den älteren Jakobus handelt, um jenen Apostel also, dessen Reliquien der Legende nach im spanischen Santiago di Compostela ruhen. Dem Ziel ungezählter Pilger in Jahrtausenden.

Von: Regina Fanderl

Stand: 12.06.2016 | Archiv

St. Jakobus war wohl eine der vielen Pilger-Raststätten auf einer der wichtigsten Nord-Südrouten der Römer: der "Via Claudia Augusta".

Reste eines römischen Tempels

Beim Neubau der Kirche, 1854, wurden Mauerreste entdeckt, die möglicherweise von einem römischen Tempel stammten. Es gibt Vermutungen, er könnte Mercurius geweiht gewesen sein, dem römischen Gott der Händler und Diebe, die vermutlich auf der Via Claudia in großer Zahl unterwegs waren.
Ein kleines, hölzernes Kirchlein stand wohl schon dort, als im Jahre 969 die Ansiedlung Gersfredshova in einer Urkunde auftauchte, der Ursprung von Gersthofen, der bayerisch-schwäbischen Stadt ganz nah bei Augsburg.

Mehr als 8.000 Kilo Glocken

Seither erlebte St. Jakobus eine wechselhafte Geschichte. Immer wieder wurde erweitert, umgebaut - das Gotteshaus nach dem Geschmack der Zeit umgestaltet. Vom schlichten Dorfkirchlein zur Stadtpfarrkirche, die einem heute in ihrem Inneren hell und freundlich begegnet und den Blick schnell nach oben wandern lässt. 1989 gestaltete der Augsburger Künstler Georg Bernhard die Deckenfresken des Saalbaus mit einem bemerkenswerten Bilderzyklus zum Kirchenpatron.

Seit 1949 läuten vom Turm der Pfarrkirche St. Jakobus major fünf Stahlglocken mit einem stattlichen Gesamtgewicht von mehr als 8.000 Kilo. Sie stammen alle vom Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation. Die größte und mit 25 Zentner schwerste Glocke hat die Inschrift "Heiliger Jakobus, steh uns bei!"


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