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Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Aus der Boxengasse auf die Anklagebank

Bernie Ecclestone hat die Formel 1 zum Milliardengeschäft gemacht. Seit 40 Jahren ist er Herr über die Vermarktung der Motorsport-Königsklasse. Nun musste sich der Milliardär wegen Untreue und Bestechung vor Gericht verantworten.

Stand: 04.08.2014

  • April 1971
    Ecclestone | Bild: picture-alliance/dpa

    Bernie Ecclestone (Brabham-Teamchef) mit Gordon Murray GP Italien 1978

    1971

    Vom Rennfahrer zum Geschäftsmann

    Bis Ende der 50er Jahre versucht sich Charles Bernard, genannt Bernie, Ecclestone selbst als Rennfahrer, doch die Titel bleiben aus. Abseits der Rennstrecke ist er erfolgreicher: 1971 kauft Ecclestone den Brabham-Rennstall, den der dreifache Weltmeister Jack Brabham zuvor veräußert hatte. Zeitgleich gründet Ecclestone die FOCA, die Formula One Constructors Association, in der sich alle Formel-1-Teams zusammenschließen. Mit den neuen Kollegen will er eine Marketing-Firma gründen, doch die kümmern sich lieber um ihre Rennwagen. Fortan bestreitet der gewiefte Brite den Erfolgsweg alleine.

    Quelle: picture-alliance/dpa

  • April 1977
    Ecclestone | Bild: picture-alliance/dpa

    Bernie Ecclestone mit March-Teammanager Max Mosley in Frankreich 1977

    1977

    Das System Ecclestone

    In den folgenden Jahren ensteht das verflochtene "System Ecclestone". Vertraute übernehmen Schlüsselpositionen im Formelsport-Konstrukt. 1983 wird Bernies Brabham-Team endlich Weltmeister, doch die größeren Erfolge feiert er auf Dauer als Geschäftsmann: Ab 1977 erwirbt der kleine Brite die Werberechte auf den Grand-Prix-Strecken, ab 1978 auch die weltweiten Fernsehrechte. Dazwischen und danach kauft er mehrere Rennstrecken. Nach einem erfolglosen Ausflug in den Motorradsport 1991 konzentriert sich Ecclestone bald wieder ganz auf sein Baby Formel 1.

    Quelle: picture-alliance/dpa

  • April 1993
    Mosley | Bild: picture-alliance/dpa

    Bernie Ecclestone und Max Mosley 2009 in Paris

    1993

    Der "Diktator" der Formel 1

    1993 wird Ecclestone-Intimus Max Mosley Präsident des Welt-Automobilverbands FIA. Als Vizepräsident achtet Ecclestone sorgsam darauf, dass seine geschäftlichen Interessen auch dort wahrgenommen und umgesetzt werden: Die weltweit höchste Automobilvereinigung verpachtet schließlich die Rechte an der Formel 1 für 100 Jahre an Ecclestone. 1997 will Bernie das Unternehmen Formel 1 das erste Mal an die Börse bringen. Doch eine Wirtschaftskrise macht seine Pläne vorerst zunichte. Laut Ecclestone sind die Märkte einfach noch nicht bereit für einen Börsengang.

    Quelle: picture-alliance/dpa

  • April 2000
    EM.TV | Bild: picture-alliance/dpa

    Bernie Ecclestone mit Thomas Haffa 2000 in Monaco

    2000

    Ecclestone und EM.TV

    Die Kritik an Ecclestones Geschäftspraktiken steigt mit seinem Erfolg. Zu Beginn des Jahres 2000 geht der "Pate" der Formel 1 schließlich daran, Teile seines Imperiums zu verkaufen. Der Münchener Medienkonzern EM.TV erwirbt mit Hilfe der Kirch-Gruppe für 3,3 Milliarden DM 75 Prozent der SLEC Holding Ltd., der Dachorganisation aller Aktivitäten der Formel 1 von Ecclestone. Die restlichen 25 Prozent bleiben im Besitz des Briten. Durch die Pleite der Kirch-Gruppe übernehmen schließlich drei Banken (Bayerische Landesbank, Lehman Brothers und J. P. Morgan) die Anteile an der SLEC.

    Quelle: picture-alliance/dpa

  • Januar 2011

    Januar 2011

    Der Fall Gribkowsky

    Die Staatsanwaltschaft verhaftet den früheren Risikovorstand der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky. Es besteht der Verdacht, dass sich der Ex-Manager der Bestechlichkeit, der Untreue und der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat. Gribkowsky soll bei dem Verkauf der Formel-1-Anteile an den Investor CVC (Kaufsumme 840 Millionen Dollar) 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Ecclestone kassiert haben. Für das Bestechungsgeld soll Gribkowsky Ecclestone eine Provision zugeschoben und 66 Millionen Dollar aus der Bank veruntreut haben.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • November 2011

    November 2011

    Ecclestone sagt aus

    Im Prozess gegen Gribkowsky muss Ecclestone als Zeuge aussagen. Der Formel-1-Chef sieht sich als Erpressungs-Opfer. Dass er, Ecclestone, Gribkowsky über eine Scheinfirma auf Mauritius 44 Millionen Dollar zukommen ließ, leugnet der Zeuge nicht. Aber die Zahlungen seien keine Bestechung, sondern eine Schweigeprämie dafür gewesen, dass Gribkowsky Ecclestone nicht bei den Steuerbehörden anschwärze. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass Ecclestone den Banker bestochen hat, damit er bei dem Verkauf der Bank-Anteile an der Formel 1 seinen Job als Boss der Rennserie behalten durfte.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • Juni 2012

    Juni 2012

    Gribkowsky muss ins Gefängnis

    Gribkowsky wird vom Landgericht München wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt - acht Jahre und sechs Monate muss er in Haft. Er hatte gestanden, 44 Millionen Dollar Schmiergeld von Ecclestone erhalten und nicht versteuert zu haben. Ecclestone bestreitet die Bestechung nach dem Geständnis Gribkowskys erneut. Für den Zampano der Formel 1 wird es nun eng: Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Ecclestone laufen auf Hochtouren. Zudem fordert die BayernLB 400 Millionen Dollar Schadenersatz von ihm.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • Juli 2013

    Juli 2013

    Klage gegen Ecclestone

    Das Landgericht München lässt die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den 83-jährigen Briten zu - Ecclestone muss vor Gericht. Ihm wird Anstiftung zur Untreue und Bestechung in einem besonders schweren Fall vorgeworfen. Nun ist Gribkowsky der wichtigste Zeuge im Prozess gegen Ecclestone. Für die Vernehmung des ehemaligen Landesbank-Vorstandes hat Richter Peter Noll mehrere Verhandlungstage eingeplant. Auch der Formel-1-Chef muss an jedem Verhandlungstag anwesend sein. Für das am 24.04.2014 beginnende Verfahren sind zunächst 26 Prozesstage bis September geplant.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • April 2014

    April 2014

    Der Prozess beginnt

    Vor dem Münchner Landgericht beginnt - begleitet von Medienvertretern aus vielen Ländern - der Prozess. Die Anklage: Ecclestone habe den früheren BayernLB-Manager Gerhard Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen, damit dieser die Formel 1-Anteile der Landesbank in Ecclestones Sinn verkauft. Die Verteidiger hingegen sagen, Gribkowsky habe Ecclestone erpresst und gedroht, ihn bei den britischen Steuerbehörden anzuzeigen.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • Mai 2014

    Mai 2014

    Kronzeuge mit schlechter Erinnerung

    Am zweiten Prozesstag wird Gerhard Gribkowsky befragt. Sieben Stunden lang fällt dem Kronzeugen wenig ein - bis er sich an zwei angebliche Offerten Ecclestones in Höhe von zehn und 80 Millionen Dollar erinnert. Der dritte Prozesstag soll weitere Erkenntnise bringen.

    Quelle: Bayerischer Rundfunk

  • August 2014
    Bernie Ecclestone | Bild: picture-alliance/dpa

    Entscheidung im Zwielicht: Bernie Ecclestone

    August 2014

    Einstellung für 100 Mio Dollar

    Die entscheidende Sitzung. Auf dem Tisch lag ein moralisch zweifelhaftes Angebot: Ecclestone bot dem Gericht eine Zahlung von 100 Millionen Dollar, wenn das Verfahren eingestellt würde. Der Staatsanwalt stimmte mit Blick auf das hohe Alter Ecclestones, die lange Verfahrensdauer und andere mildernde Umstände zu. Um 13 Uhr wurde die Vereinbarung zum Urteil. Ecclestone ist danach nicht vorbestraft. Die Geldauflage kann Ecclestone - einer der vermögendsten Männer Englands - problemlos stemmen. 99 Millionen Dollar fließen an die Staatskasse, eine Million an die Deutsche Kinderhospizstiftung.

    Quelle: picture-alliance/dpa


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