Raubzug Das Einmaleins für Maibaum-Strategen
Etwa ab Ende März bis Ende April herrscht Krieg zwischen vielen Gemeinden in Bayern. Natürlich nur zum Spaß: Wenn sie die begehrten Maibäume dem Nachbardorf abluchsen wollen, verwandeln sich die Burschen in gewitzte Tüftler, Strategen und Diebe. Wie der Maibaumklau gelingt – und wie man ihn verhindert.

Der Weg vom Baumversteck im Nachbardorf bis zur Gemeindegrenze ist lang, nicht nur an den Kilometern gemessen. Baum finden, Wachen observieren, Diebstahl planen, Komplizen zusammentrommeln. Das alles muss geplant sein, wenn der Maibaumklau gelingen soll. Wie das geht und wie sich im Gegenzug die Maibaumwächter auf den Raubzug vorbereiten können, erfahren Sie in unserer – nicht ganz ernst gemeinten – Anleitung.
Planungsphase
Abends
Nachts
Im Morgengrauen
Der Tag danach
Jetzt mal im Ernst
Auch wenn das Maibaumstehlen in erster Linie ein Spaß ist – so wie die obige Anleitung für Diebe und Wächter – so gibt es trotzdem ein paar Regeln, um den reibungslosen Ablauf der Diebeszüge zu gewährleisten. Diese Regeln zu befolgen, ist natürlich Ehrensache.
Die Regeln
- Der Wald ist tabu: Auch wenn meist bekannt ist, welcher Baum im Wald als "Traditionsstangerl" gewählt wurde, darf er niemals von den Maibaum-Dieben gefällt werden. Das ist Holzdiebstahl und der wird auch geahndet. Erst wenn sich der Maibaum in der Ortschaft befindet, dürfen List und Tücke walten.
- Den Stamm darf man mopsen: Der entastete Stamm gilt als ehrenhafte Beute. Der Maibaumschmuck – und damit Zunftzeichen, Bänder und Kränze – sind tabu.
- Sägen verboten: Böswillige Scherze, wie etwa das Zersägen des Baumstamms, sind grundsätzlich frevelhaft. Die Raffinesse der Diebe sollte siegen, nicht die mutwillige Beschädigung.
- Freund und Feind unterscheiden: Im eigenen Ort den Maibaum entwenden? Das kommt erst gar nicht in Frage! Die Beute ist grundsätzlich außerhalb der Gemeindegrenzen zu suchen.
- Nur Memmen gehen zur Polizei: Wer Ordnungshüter oder Staatsanwälte bemüht, der schneidet sich wohl ins eigene Fleisch. Das Jammern bei den Offiziellen gilt als unehrenhaft. Indes drücken die Beamten beim Traditionsdiebstahl sowieso ein Auge zu.
- Auf frischer Tat ertappt: Es bedarf schon so mancher Tricks und Kniffe, um mit dem Maibaum, der oft mehr als 30 Meter misst, nicht erwischt zu werden. Grundsätzlich aber gilt: Wer mit der Beute innerhalb der Gemeindegrenze ertappt wird, der hat Pech gehabt. Die vermeintliche Trophäe muss wieder abgegeben werden.
- Was steht, das steht: Ein aufgestellter Maibaum darf auf keinen Fall mehr entwendet werden.
- Bier und Brotzeit als Auslöse: Ein paar Fässer Bier und eine Brotzeit gelten gemeinhin als Lösegeld. Erst wenn dies bezahlt ist, wird der Maibaum wieder zurück gegeben. Sollten sich die Bestohlenen aber weigern, den Obolus zu entrichten, dann wird die Beute als Schandmaie neben dem eigenen Maibaum errichtet. Welch' Schmach!