Der Inn Ein Dreiländerfluss und das neue WWF-Schutzprojekt "INNsieme"
Drei Länder, 517 Kilometer und gigantische Wassermassen: Der Inn ist einer der größten Flüsse der Alpen. Wie ein grünes Band schlängelt er sich vom Malojapass im schweizerischen Kanton Graubünden durch Tirol und Bayern bis zu seiner Mündung in die Donau mitten in Passau.
Mit dem Engadin ist gleich ein ganzer Landstrich nach dem Fluss benannt, denn „En“ ist das rätoromanische Wort für Inn. Durch den Klimawandel könnte der Fluss das Leben der Menschen in den nächsten Jahrzehnten auch in Bayern noch stärker prägen. Darum wurde jetzt ein neues EU-Projekt ins Leben gerufen, mit dem das Verständnis der Menschen für den Inn gefördert werden soll.
Am Inn in Rosenheim: Man geht ans Ufer hinab, hält das Mikrofon über das Wasser des und man hört - nichts. Rauschen, plätschern, sprudeln? Fehlanzeige. Langsam und gemächlich schieben sich die Wassermassen durch das begradigte Flussbett. Man muss schon mit der Hand nachhelfen, damit man überhaupt etwas hört. Ansonsten ist der schöne grüne Inn stumm. Das liegt an den Verbauungen, sagt Elisabeth Sötz vom WWF Österreich. Mit 517 Kilometern Länge und einem mächtigen Einzugsgebiet ist der Inn einer der größten Alpenflüsse und Hauptgegenstand der Arbeit von Elisabeth Sötz. Sie leitet bei der Umweltorganisation WWF das Projekt „INNsieme“, eine neue Initiative zum Schutz des Inns, die im September gestartet ist. Der Name ist angelehnt an das italienische Wort „insieme“ – zusammen, gemeinsam – und genau das ist auch der Gedanke des Projekts: gemeinsam und grenzübergreifend den Inn schützen und stärken.
Dabei spielt die „magische Drei“ eine Rolle: Drei Länder – die Schweiz, Österreich und Deutschland bzw. Graubünden, Tirol und Bayern - durchfließt der Inn. Ziel von INNsieme ist es, den Menschen am Inn bewusst zu machen, wie wichtig der Fluss für das Leben dort ist. So soll ein Netzwerk für alle drei Länder entstehen. Finanziert und gefördert wird das Projekt INNsieme von der Europäischen Union, und zwar über die Initiative Interreg hinsichtlich der Zusammenarbeit zwischen den Alpenländern. Der Inn, dessen Ufer vor allem in Tirol sehr dicht besiedelt sind, wurde dabei als Modellfluss für den ganzen Alpenraum definiert.
Die Kernfrage lautet: Wie lassen sich die unterschiedlichen Ziele aller Player am Fluss vereinbaren, also Hochwasserschutz, Wasserversorgung, Naherholung und Artenschutz. Mit am Tisch sitzen neben dem WWF das Bayerische Umwelt-Ministerium, Ländervertreter aus Tirol und Oberösterreich, die Universität Innsbruck und die Betreiber der Wasserkraft am Inn. Die große Herausforderung der Zukunft ist der Klimawandel, denn er bedeutet mehr Hochwasser einerseits, mehr Trockenzeiten andererseits, auch in Bayern. Ein Grund dafür ist das Abschmelzen des Eises, das den Inn im Sommer speist. Denn von der Bernina bis zu den Hohen Tauern entwässern fast alle Gletscher auf der Alpennordseite in den Inn.
Gibt es keine Gletscher mehr, dann wird sehr viel weniger Wasser in den Inn fließen. Im Fluss wird dann deutlich weniger Wasser sein und damit aber auch weniger Grundwasser im Boden. Auch für die Landwirtschaft sind dann schwierigere Zeiten vorprogrammiert. Das große Ziel des WWF heißt deshalb: Renaturieren, also mehr Feuchtgebiete, mehr Auwälder, mehr Platz für das Wasser ermöglichen, und zwar nicht nur wegen bedrohter Tier- und Pflanzenarten am Inn, sondern vor allem für die Bevölkerung.
Der Inn bringt für die Menschen Wasser und hält auch selber, wenn man ihm den Platz lässt, Hochwasser von den Siedlungen fern. Der Inn gewährleistet, dass der Grundwasserpegel in den landwirtschaftlichen Gebieten stabil bleibt. Der Inn bringt mit den Auwäldern auch einen gewissen Kühlungseffekt bei Hitzeperioden, und er hat eine Funktion als Naherholungsraum für die Menschen. Damit wird der Inn zu Zeiten des Klimawandels noch wichtiger für alle Lebewesen. Aber damit ihnen diesen Dienst erweisen kann, muss der Inn selbst als Ökosystem gesund und lebendig bleiben.