Münchner Geschichten Eine Kultserie von Helmut Dietl
Die "Münchner Geschichten" - Helmut Dietls erste Fernsehserie - spielen im München der 70er Jahre. Der junge Tscharli und seine Oma Anna Häusler leben im Lehel, das damals großen Veränderungen ausgeliefert war.
Die Münchner Geschichten spielen im Lehel, einem Viertel in der Münchner Innenstadt, das Anfang der 70er Jahre in besonderem Maße Veränderungen ausgeliefert war, die einhergingen mit dem Expansionsbestreben einer modernen Großstadt. Das bis dahin intakte Sozialgefüge wurde in seiner Substanz mehr und mehr durch die auf wirtschaftliche Nutzung zielenden Baumaßnahmen gefährdet.
Verlust des Münchnerischen
Serieninfo
Drehzeit: Sept. 1973 - Sept. 1974
Regie: Helmut Dietl
Autoren: Helmut Dietl, Bernd Schroeder, Franz Geiger
Mit jedem Haus, das dort abgerissen wurde verschwand ein Stück kleinbürgerlichen Lebens, in dem sich das spezifisch Münchnerische, ein ganz besonderer Lokalkolorit, über lange Zeit hinweg herausgebildet und bewahrt hatte. Eines der Häuser, in denen gedreht wurde, gab es bereits zu Drehschluss nicht mehr, zwei weitere standen auf der Abbruchsliste.
Pressestimmen zur Premiere der Serie 1974/75
tz '74
"Ein Glücksfall ist eingetreten: Schon mit der ersten Folge der neuen Vorabend-Serie [...] lag das Bayerische Fernsehen hundertprozentig auf der richtigen Wellenlänge. Da stimmt jeder Ton - nicht nur der Dialekt!"
AZ '74 / Nürnberger Nachrichten
"Wo Therese Giehse steht, ist jede Szene sowieso ein Universum."
"Im Mittelpunkt [...] natürlich die Giehse: entrechtet und getreten, jedoch nicht ohne Würde, ein wenig traurig und sehr menschlich. Wie sie dasteht, die Hände faltet: eine Bewebung, die in sekundenschnelle einen Lebensroman erzählt."
Nürnberger Zeitung '74
"Die 'Münchner Geschichten' sind reich mit Gags garniert, Karl Obermayr darf in seiner Rolle als melancholischer Eckkneipen-Wirt manchmal zu fast valentinischem Format auflaufen."
AZ '75
"Es sind Figuren aus der Welt des Sigi Sommer, und in ihren besten Momenten reden sie so linksherum wie der Karl Valentin."
PNP '75
"[...] es ist geglückt, Situationen und Typen auf unterhaltsame Weise lebensnah darzustellen und dabei begreiflich zu machen, wie eng eine bestimmte Lebensart mit dem zugehörigen Milieu verknüpft ist. Eine geschickte Regie, eine einfallsreiche Kamera und eine überdurchschnittliche Besetzung waren entscheidend an dem Erfolg beteiligt."
Die Hauptprotagonisten
Die Münchner Geschichten sind Kapitel aus dem Leben einiger Menschen dieses schwindenden Milieus, vor allem aus dem des jungen Tscharli Häusler (Günther Maria Halmer) und seiner Großmutter Anna Häusler (Therese Giehse).
Jeder geht anders mit den Veränderungen um
Während Anna Häusler noch ganz aus einer gewachsenen Anschauung heraus mit Humor und Skepsis auf die Veränderungen in ihrem Lebensbereich reagiert, versucht ihr Enkel Tscharli mit raumgreifender Energie das zu kopieren, was ihm in unmittelbarer Nachbarschaft täglich vor Augen geführt wird: Den raschen finanziellen Erfolg durch vermeintlich geschickte Spekulation, der ihm auf bequeme Art das süße Leben bescheren soll.
Keiner hat es leicht
Sein Freund Gustl (Frithjof Vierock), der im Gegensatz dazu einer geregelten Ausbildung und Arbeit nachgeht, ist bei fast allen Unternehmungen wie ein treuer Sancho Pansa, der ihn bewundert ("Tscharli ist der King"), dabei.
Ebenso seine Freundin Susi Hillermeier (Michaela May). Ihre Eltern Ruth (Ruth Drexel) und Erwin Hillermeier (Karl Obermayr) sähen die Tochter allerdings lieber mit einem soliden jungen Mann befreundet. Denn ihre Wirtschaft, das Sankt Anna Eck, hat keine Zukunft in einem Viertel, wo kaum noch jemand wohnt. Deshalb hat Erwin Hillermeier auch ein Taxi laufen, das von Achmed (Towje W. Kleiner) gefahren wird, der aber seinerseits von einer Karriere als Gesangsstar träumt.
Freiheit ist für Tscharli das höchste Gut
Sie alle, und dazu der Zimmerherr der Häuslers, Leopold Heinrich (Karl-Maria Schley), spielen eine Rolle bei Tscharlis großspurigen Ideen oder besser Hirngespinsten, die meistens sowieso nicht so gehen, wie er glaubt und schließlich wie Seifenblasen platzen. Das tut allerdings seinem übersteigerten Selbstbewusstsein und seiner ganzen Logik keinen Abbruch. Hauptsache er ist frei.
Ausgezeichnet
1974: AZ-Stern der Woche
1976: Adolf-Grimme-Preis