BR Fernsehen - Film & Serie


0

Zu Gast im Goethe Institut Heimatkrimis in San Francisco

Am 6. und 7. Juni waren "Erntedank. Ein Allgäukrimi" und "Föhnlage. Ein Alpenkrimi" im Rahmen der Kriminächte "Nights of Mystery Stories" im Goethe Institut in San Francisco zu sehen.

Von: Dr. Stephanie Heckner

Stand: 12.06.2012 | Archiv

Diese Stadt hat Berge. Ein unsicherer Autofahrer bekommt hier Panik, wenn er auf der Chestnutstreet anhalten muss. Lieber wieder rückwärts runterrollen als das, auch wenn man die Aussicht von oben verpasst: als habe sich die Stadt einem zu Füssen gelegt, eingerollt und sanft schnurrend wie eine Katze. Der Pazifik - ein Milchnapf.

Die Straßen von San Francisco

Aber da ist dieser Druck, als habe man ein schweres, mit nasser Erde gefülltes Kissen auf den Augen. Es ist früh am Nachmittag. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel. Nur der Körper will ins Bett. Drei Uhr hier ist Mitternacht zu Hause. Da hilft nur viel Kaffee. Den gibt es an jeder Ecke. Nur nicht im San Francisco coffee shop. Den gibt es nur in München. Ein kalter Wind weht um die Häuserblocks, ein Wind wie auf Sylt. Wenn er nicht weht, ist es gleich zehn Grad wärmer. Heller könnte es nicht sein. Die Beine schwer, die Augen müde. Ein paar unbestimmte Mordgedanken.

Hätte einem das vorher jemand gesagt, dass dieser San-Francisco-Jetlag so hartnäckig ist. Kommissar Jennerwein hätte es sich zweimal überlegt, hierher zu kommen. Seine Akinetopsie läuft in dieser Stadt Amok. Da hilft es auch nicht, dass er jetzt weiß, wie die auf Englisch heißt: Visual motion blindness.

San Francisco: keine Stadt der Blasmusik!

Jetlag ist wie Föhnlage im Kopf. Und die hält für mindestens vier Tage. Da hilft nur der Grant, das Dampfablassen, der bayrische Blues. Aber auch der ist hier nicht zu Hause. Man kennt ihn nicht und findet dafür in San Francisco keine Verbündeten. Hier scheinen alle immer guter Dinge zu sein. Immer, jeder und überall. Keiner, der sein Gesicht wie eine alte Sau hinter sich herzieht. So wie man das von zu Hause kennt. Oder von dem Kollegen, dem Kluftinger, der gar nicht erst mitgekommen ist, weil er angeblich vom Fall nicht wegkann. Als sei er im Allgäu unabkömmlich. Blödsinn. Er hatte bloß keine Lust. Dabei wäre das doch mal ein Auftritt gewesen: das Allgäu und Oberbayern zwei Tage im Double Feature am Goethe Institut in San Francisco.

Ein Kollege vom San Francisco Police Department

Nun steht Jennerwein vor den Leuten mit seiner Redakteurin allein da, mit seinem Grant und seinem Föhn im Kopf. Aber den Leuten gefällts. Da ist der Biotechniker aus Berkeley, der einen Bruder hat, der in Sonthofen lebt. Das Ehepaar mit den deutschen Wurzeln, das keinen deutschen Film im Goethe Institut verpasst. Die Frau, die unbedingt wissen will, wie diese Jacke heißt, die Kluftinger immer trägt, aus dick gestrickter Wolle, mit Knöpfen vorn. Stimmt es, dass das ein "Janker" ist? Solche Jacken hat ihre Großmutter immer gestrickt.

Am Plakat für die "Nights of mystery stories" bleiben die Leute downtown auf der Bushstreet stehen. Da sieht sie ein Jennerwein an, mit seinem ganzen bayrischen Blues im Blick. Dem Blues des deutschen Südens. Und wie jedes Ding hatte auch diese Reise nach Karl Valentin drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische.

Hintergrund

Das Goethe Institut San Francisco bietet zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. Jedes Jahr im Herbst findet das größte nordamerikanische Filmfestival deutschsprachiger Spiel- und Dokumentarfilme, das Berlin & Beyond Film Festival, statt. Die Filme werden im Castro Theatre, einem Kino aus dem Jahr 1922, das 1500 Plätze besitzt, gezeigt. Zur Zeit zeigt das Goethe Institut die 10-teilige BR-Koproduktion "Im Angesicht des Verbrechens".


0