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ZUM 90. GEBURTSTAG VON MARIO ADORF Die Blechtrommel (Director's Cut)

Seit seinem Sturz von der Kellertreppe hat Oskar (David Bennent, links) die unglaubliche Fähigkeit mit lauter, heller Stimme sogar Glas zum Zerspringen zu bringen. Als er sich von seiner Heimat Danzig verabschiedet, tut er das natürlich auch lautstark. | Bild: BR/United Artists/WDR

Nacht auf Donnerstag, 10.09.2020
00:55 bis 03:30 Uhr

  • Surround
  • Untertitel

BR Fernsehen
BundesRepublikDeutschland (historisch), Frankreich 2010

Agnes, die Tochter der Anna Bronski, Bäuerin aus dem Kaschubenland, ehelicht in Danzig die rheinische Frohnatur Alfred Matzerath und betreibt mit ihm einen Kolonialwarenladen im Vorort Langfuhr.

Gewissenhaft teilt Agnes ihre Liebesbezeugungen zwischen ihrem Gatten und ihrem Vetter Jan Bronski. So kommt es, dass ihr Sprössling Oskar – hellhörig schon im Mutterleib – zwei Väter sein Eigen nennt, als er im Spätsommer 1924 zur Welt kommt.

Er kann es kaum erwarten, drei Jahre alt zu werden, denn die Mutter hat ihm zu seinem dritten Geburtstag eine Blechtrommel versprochen. Das befremdliche Treiben der Erwachsenen, die die Welt zu einem absurden Ort des Elends und der Grausamkeiten machen, missfällt dem frühreifen Knaben so sehr, dass er an besagtem Ehrentag beschließt, ab sofort das körperliche Wachstum einzustellen.

Ein von ihm schlau arrangierter Sturz von der Kellertreppe sorgt für die vermeintlich logische Erklärung dieser Verweigerung. Ganz unerklärlich aber bleibt für Agnes und die beiden Väter die unglaubliche Stimmkraft des Kleinen, der mit hohen Tönen Glas mühelos zerspringen lässt.

Fortan betätigt sich Gnom Oskar schreiend und trommelnd als Störenfried in der ungeliebten Welt spießig-gefährlicher Erwachsener. Er bringt die Obrigkeiten und Naziaufmärsche durcheinander, sorgt für das Ableben seiner zwei Väter. Er schwängert seine spätere Stiefmutter Maria und umarmt leidenschaftlich die schöne Liliputanerin.

In einem Fronttheater am Atlantikwall produziert er sich als Artist – und immer bleibt er der sarkastische Zwerg, der die Welt infrage und auf den Kopf stellt.

Der Roman war ein literarisches Ereignis, eines der wichtigsten in der deutschen Nachkriegsliteratur und machte seinen Autor weltberühmt und schließlich zum Nobelpreisträger – wenn auch mit etlicher Verspätung.

"Seine opulente Verfilmung voller sinnlicher Kraft" (Lexikon des Internationalen Films) wurde zum Triumph des deutschen Nachkriegskinos. Die Adaption erhielt den Oscar als "bester nicht englischsprachiger Film des Jahres 1979" und die "Goldene Palme" von Cannes.

Schon ein Jahr nach seinem bundesdeutschen Start war er der erfolgreichste Film nach 1945 an der Kasse. Daran hatte die grandiose Leistung des damals zwölfjährigen David Bennent entscheidenden Anteil. Der Sohn von Heinz Bennent, der von Kindheit an selbst an einer Wachstumsstörung litt und 1,55 Meter klein blieb, ist seit Jahren vor allem als Theaterschauspieler erfolgreich.

1984 hatte er sein erstes Theaterengagement an der berühmten Pariser "Comédie Française", 1985 trat er erstmals in Deutschland an der Schaubühne von Berlin auf, 1990 nahm ihn Starregisseur Peter Brook in sein Ensemble auf.

Besetzung

Rolle: Darsteller/Darstellerinnen:
Oskar David Bennent
Alfred Matzerath Mario Adorf
Agnes Matzerath Angela Winkler
Jan Bronski Daniel Olbrychski
Maria Katharina Thalbach
Anna Tina Engel
Oma Anna Berta Drews
Löbsack Ernst Jacobi
Sigismund Markus Charles Aznavour
Gemüsehändler Greff Heinz Bennent
Lina Greff Andréa Ferreol

Regie: Volker Schlöndorff
Redaktion: Harald Steinwender